Abschottung von Tirol wird geprüft

4. Feb.
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Die Verbreitung der südafrikanischen Mutation des Coronavirus in Tirol könnte zu einer Abschottung einzelner Gebiete führen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass das ganze Land unter Quarantäne gestellt wird. Die Regierung prüft derzeit mit Experten alle Optionen, wie die APA aus informierten Kreisen erfahren hat.

Entscheidung über Tirol am Sonntag

Das Land Tirol hat noch am Mittwoch ein "sehr straffes Fünf-Punkte-Programm aufgestellt, mit dem die Situation genau untersucht werden soll", berichtet Anschober. Er habe den Eindruck, dass Tirol "selbstverständlich" der Ernst der Lage klar sei. Am Sonntag "ist Tag der Bilanz". Dem möchte er nicht vorgreifen und weder vorhersagen noch ausschließen, sagte er - bevor bekannt wurde, dass die Abschottung geprüft wird. Dann werde man aber darüber entscheiden, wie umfassend entweder "dieses Paket fortgesetzt werden muss" oder ob es weitere Maßnahmen brauche. "Diese paar Tage abzuwarten, ist notwendig", meinte der Gesundheitsminister.

Platter klar gegen Isolation

Landeshauptmann Günther Platter hat einer möglichen Isolation Tirols aufgrund der Ausbreitung der südafrikanischen Coronavirus-Variante eine Absage erteilt. "Das gibt die Datenlage nicht her", sagte er im Landtag. Man müsse "natürlich immer auf der Hut sein", gab er zu bedenken. Dennoch müsse darauf geachtet werden, "dass die Verhältnismäßigkeit gegeben ist".

Die südafrikanische Variante wurde bisher 75 Mal identifiziert - nur mehr fünf Betroffene galten hier noch als aktiv positiv. In den vergangenen drei Tagen habe man sich mit Experten beraten, wobei beschlossen wurde, dass die Kontaktnachverfolgung und das Testen intensiviert werden sollen, so Platter. Es werde täglich evaluiert, welche Auffälligkeiten es gibt. Die britische Mutation wurde in Tirol bisher bei 21 Personen festgestellt, wovon noch eine Person aktiv positiv sei.

Regierungsberater über Mutation uneins

Die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck vertrat in Interviews die Ansicht, dass das Land Tirol angesichts des Auftretens neuer lokaler Corona-Varianten für ein Monat isoliert gehört. Die Beraterin der Bundesregierung übte scharfe Kritik am Land Tirol im Umgang mit den Corona-Mutationen. Sie warnt vor einem "zweiten Ischgl". Sequenzierungen würden auch zeigen, dass mittlerweile bereits 20 Prozent der Infektionen auf die neuen Varianten zurückzuführen sind. Anschober betonte, dass die Sequenzierungen beschleunigt und prioritär behandelt werden müssen. Er sei auch mit Van Laer "in einem guten und regelmäßigen Kontakt".

Nach Informationen der APA sind die anderen Expertenberater der Regierung nicht alle der Meinung der Virologin. Es würden unterschiedliche Zahlen vorliegen. Diese müssten nun geprüft werden. So soll es entgegen der Aussagen von Von Laer keine eigene Tirol-Mutation des Südafrika-Virus geben. Die Regierung sei sich aber der Problematik bewusst.

Anschober: Auswirkungen "großes Fragezeichen"

Massentestungen in Tirol sind "ehestmöglich durchzuführen", forderte Anschober. Er betonte, dass die Mutationen "nicht erst gestern bekannt geworden sind". Wie sie sich im Detail auswirken, "ist für uns alle weltweit ein großes Fragezeichen". Es müsse zeitnah ein Frühwarnsystem aufgebaut werden. Besonders wichtig sei auch das Kontaktpersonenmanagement, bekräftige Anschober.

Quarantäne in Tirol zu Beginn der Corona-Krise war rechtswidrig

Tirol war auch im ersten Lockdown im Frühjahr abgeschottet. Mitte März wurden bis Anfang April alle Gemeinden unter Quarantäne gestellt. Diese Vollquarantäne bzw. die ausgerufene "Selbstisolation" war jedoch rechtswidrig, hatte der Verfassungsgerichtshof (VfGH) erst Mitte Jänner mitgeteilt. (APA/Red.)

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