Currentzis: „Demokratie bedeutet mir viel“

3. Aug.

© ServusTV / Neumayr / Leo

Bei ServusTV spricht der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis erstmals über sein neu gegründetes Orchester UTOPIA und über seine Arbeit bei den Salzburger Festspielen 2022. Seine Einladung zu den Festspielen wurde im Vorfeld auch kritisch diskutiert.

Salzburger Festspieltalk: Teodor Currentzis zu Gast bei Ioan Holender, am Donnerstag, 4. August um 23:05 Uhr bei ServusTV Österreich und um 23:10 Uhr bei ServusTV Deutschland. Nach Ausstrahlung abrufbar in der Mediathek bei ServusTV On.

Ioan Holender begrüßt den Ausnahmekünstler im „Salzburger Festspieltalk“ im Schloss Leopoldskron. Am Rande der Salzburger Festspiele gab Teodor Currentzis bekannt, dass er ein neues Orchester mit dem Namen UTOPIA gegründet hat. Das Orchester ist ein völlig neuer Klangkörper und nicht vergleichbar mit den von ihm bereits geleiteten Orchestern musicAeterna oder SWR-Orchester, wie Currentzis im Gespräch mit Ioan Holender betont: „Das ist ein neues Orchester. Es ist eine große Herausforderung, mit neuen Musikern einen neuen Klangkörper zu gründen. Ich habe eine Vorstellung von einem ganz bestimmten Klang. Jedes Orchester wird einen eigenen Klang haben. Ich möchte etwas Neues schaffen. Für mich ist das eine große Aufgabe.

"Musiker, die dieses Feuer in sich tragen, zusammenbringen"

Teodor Currentzis weiter über seine Orchester-Neugründung: „In jedem großen Orchester gibt es Musiker, die vielleicht nicht mit ganzer Kraft dabei und manchmal gelangweilt sind. Es gibt aber eben auch Enthusiasten! Menschen, die hoch motiviert sind, die leidenschaftlich sind und alles über Musik wissen wollen. Die sich weiter entwickeln wollen! Mein Traum ist, Solisten und Musiker, die dieses Feuer in sich tragen, zusammenzubringen und ein Orchester zu gründen, das wie ein Kammermusik-Ensemble arbeitet. Das sich mehrmals im Jahr trifft, alle Möglichkeiten auslotet und einen neuen Klang bietet. Eine neue Einstellung zur Musik. Utopia ist ein Traum. Aber es ist nicht nur mein Traum, sondern der Traum vieler Musiker, die ein enthusiastischer Teil davon sind. Derzeit sind wir 110 Musiker.“

Wichtig ist ihm auch, dass das Orchester keine feste Proben-Residenz haben wird. Beim Festspieltalk erläutert er das Konzept und die damit verbundene Hoffnung: “Utopia ist für die ganze Welt gedacht. Wir können die Welt nicht in kleine Würfel teilen. Man kann die Beine nicht vom Körper trennen – dann wird man sterben. Man kann auch nicht dem Körper das Herz oder Gehirn entnehmen. Der Körper muss vernetzt sein. Und die Welt muss vernetzt sein. Und ich finde es sehr dumm, dass wir seit vielen tausend Jahren nichts aus der Geschichte gelernt haben und immer wieder dieselben Fehler machen. Die größte Hoffnung für die Welt ist gute Kunst. Das ist die einzige Hoffnung! Dinge, die der Menschheit Liebe und Hoffnung bringen. Das ist die einzige Zukunft für die Menschheit. Wenn wir so weitermachen, wie wir es derzeit tun, mit unserem Geisteszustand, und wenn wir auch die Kunst in diese Falle stecken, dann sind wir erledigt.“

Currentzis über das Programm der Salzburger Festspiele 2022

Auch über die konkrete Programmgestaltung spricht Teodor Currentzis. Genauso wie über seine Arbeit bei den diesjährigen Salzburger Festspielen: Neben zwei Schostakowitsch-Konzerten dirigiert Currentzis die bejubelte Eröffnungs-Opern der Salzburger Festspiele: Béla Bartóks “Herzog Blaubarts Burg“ gekoppelt mit Carl Orffs “De temporum fine comoedia“. Im Vorfeld war Currentzis Einladung zu den Salzburger Festspielen auch kritisch diskutiert worden.

Im Gespräch mit Ioan Holender betont der Maestro, wie wichtig ihm freie Meinungsäußerung und Demokratie sind: „Ich bin vor allem Europäer. Ich bin Grieche. Und Griechenland hat ein wichtiges Wort hervorgebracht: Democratia. Demokratie. Dieses Wort bedeutet mir viel. Es bedeutet, dass jeder Mensch über sich selbst entscheiden kann. Und ich habe diese Entscheidung zu akzeptieren und zu respektieren. Nur wenn wir so denken, kommen wir voran und können die Zukunft verbessern. Wenn wir die Ideen des anderen nicht akzeptieren, tappen wir in eine Falle und landen in einem anderen System. Und wir kennen dieses System sehr gut aus der Vergangenheit. Für mich als Europäer ist es ausgesprochen wichtig, dass ich mich in meinen Entscheidungen frei fühle. Und frei in meiner Kommunikation mit anderen Menschen. Das ist ein Menschenrecht.

Die Salzburger Festspiele bei ServusTV und ServusTV On

Im Anschluss an den Salzburger Festspieltalk wiederholt ServusTV ab 23:35 Uhr kulTOUR mit Holender: Klassik neu gedacht – Das Universum des Teodor Currentzis.

Und bereits ab 22:10 Uhr versammelt die Dokumentation “Von Buhlschaften und Jedermännern“ die wichtigsten Schauspielerinnen und Schauspieler aus 100 Jahren Jedermann-Geschichte.

Das komplette ServusTV-Programm zu den Salzburger Festspiele 2022 finden Sie hier: Was kann Kunst? – Die Salzburger Festspiele 2022 bei ServusTV und ServusTV On.

Salzburger Festspieltalks 2023
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