USA: Polizisten durch Schüsse verletzt, Tote bei Protesten nahe Chicago

2. Juni
Proteste USA Gewalt

Download von www.picturedesk.com am 02.06.2020 (11:34).
Police officers wearing riot gear push back demonstrators shooting tear gas next to St. John’s Episcopal Church outside of the White House, June 1, 2020 in Washington D.C., during a protest over the death of George Floyd. – President Trump visited the church while demonstrators where protesting. With the Trump administration branding instigators of six nights of rioting as domestic terrorists, there were more confrontations between protestors and police and fresh outbreaks of looting. Local US leaders appealed to citizens to give constructive outlet to their rage over the death of an unarmed black man in Minneapolis, while night-time curfews were imposed in cities including Washington, Los Angeles and Houston. (Photo by Jose Luis Magana / AFP) – 20200601_PD9928 – Rechteinfo: Rights Managed (RM) Nur für redaktionelle Nutzung! Werbliche Nutzung erfordert Freigabe: bitte schicken Sie uns eine Anfrage.

Bei den anhaltenden Protesten in den USA gegen Rassismus und Polizeigewalt eskaliert die Gewalt. Mehrere Polizisten wurden durch Schüsse verletzt, in einem Vorort von Chicago sollen zwei Menschen ums Leben gekommen sein.

In den USA sind während Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt mehrere Polizisten angeschossen worden. In St. Louis im US-Bundesstaat Missouri seien vier Polizisten getroffen worden, teilte die dortige Polizei am Montag per Twitter mit. Der Vorfall habe sich während Auseinandersetzungen mit Demonstranten ereignet.

"Beamten schießen immer noch"

Die Polizisten seien nicht lebensgefährlich verletzt worden und ins Krankenhaus gebracht worden. "Die Beamten schießen immer noch in der Innenstadt", hieß es auf Twitter. Weitere Informationen würden bekanntgegeben, sobald diese zur Verfügung stünden. Einzelheiten teilte die Polizei zunächst nicht mit. So war unklar, wer die Schüsse abgegeben hat und wo genau sie fielen.

Zudem meldete die Nachrichtenagentur AP, in Las Vegas sei auf einen Polizisten während Protesten geschossen worden. Der Zustand des Polizisten sei ungewiss, hieß es unter Berufung auf die örtliche Polizei. Ein zweiter Polizist sei "an einem Schusswechsel" beteiligt gewesen. Gegenüber Reuters lehnte die Polizei eine Stellungnahme ab.

Zwei Tote nahe Chicago

Medienberichten zufolge sind bei Protesten in Cicero, einem Vorort von Chicago, ums Leben gekommen. Mindestens 60 Menschen wurden festgenommen, wie die Fernsehsender NBC und CBS unter Berufung auf örtliche Behörden-Angaben berichteten. In der Stadt soll es am Montag (Ortszeit) zu mehreren Plünderungen gekommen sein.

Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Laut NBC waren mehr als 100 Polizisten im Einsatz, zudem wurden Kräfte der Polizei des Bundesstaates Illinois und des Sheriffbüros von Cook County hinzugezogen.

Trump kündigt "tausende schwer bewaffnete Soldaten" an

US-Präsident Donald Trump will die Unruhen in den USA notfalls mit militärischer Gewalt stoppen. Begleitet von Protesten und chaotischen Szenen vor dem Weißen Haus kündigte Trump dafür am Montagabend (Ortszeit) die Mobilisierung aller verfügbaren zivilen und militärischen Kräfte seiner Regierung an. Trump kündigte außerdem "entschlossene Maßnahmen" an, um die Hauptstadt Washington zu schützen. Was in der vergangenen Nacht dort passiert sei, sei "eine totale Schande". Er entsende "Abertausende schwer bewaffnete Soldaten", um neue Ausschreitungen in Washington zu stoppen.

Trump sagte bei seiner Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses: "Wir beenden die Unruhen und die Gesetzlosigkeit, die sich in unserem Land ausgebreitet haben." Er fügte hinzu: "Wenn eine Stadt oder ein Bundesstaat sich weigern, Maßnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um das Leben und den Besitz ihrer Bürger zu schützen, dann werde ich das Militär der Vereinigten Staaten einsetzen und das Problem schnell für sie lösen."

Trump beruft sich auf Gesetz aus dem Jahr 1807

Der US-Präsident berief sich dabei auf ein altes Gesetz aus dem Jahr 1807, den sogenannten "Insurrection Act". Dieser wurde in der Geschichte der USA schon mehrfach von Präsidenten angewendet - allerdings zumeist im Auftrag von Gouverneuren und lokalen Behörden. Gegen deren Willen hat der Präsident laut vorherrschender Rechtsmeinung nicht die Befugnis, Bundestruppen auf amerikanischem Boden in einen Einsatz gegen US-Bürger zu schicken.

Polizeieinsatz als Auslöser der Proteste

Seit einer Woche kommt es in vielen Städten der USA immer wieder zu Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die meist friedlichen Proteste, die aber wiederholt zum Teil in Gewalt umschlagen, entzündeten sich am Tod George Floyds am Montag vergangener Woche. Der 46-jährige Afroamerikaner starb in Minneapolis, nachdem ein weißer Polizist ihn minutenlang mit dem Knie auf dem Hals zu Boden gedrückt hatte. Der 44-jährige Polizist Derek Chauvin wurde festgenommen und wegen "third-degree murder" (Totschlag) angeklagt. Drei weitere Polizisten, die an der Festnahme Floyds beteiligt waren, wurden nicht angeklagt.

Polizisten knien mit Demonstranten nieder

Mit einem symbolischen Kniefall haben Polizisten bei den Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus in den vergangenen Tagen immer wieder ihre Solidarität mit Demonstranten ausgedrückt. In verschiedenen Städten knieten Beamte nieder, senkten ihre Köpfe zum Gebet oder umarmten Menschen, die zu Protesten auf der Straße waren.

In der Gemeinde Flint Township im US-Bundesstaat Michigan legte Sheriff Chris Swanson Helm und Schlagstöcke ab und schloss sich den Demonstranten an. Auf einem viel verbreiteten Video ist zu sehen, wie Swanson sagt: "Ich möchte dies zu einer Parade machen - nicht zu einem Protest. Der einzige Grund, warum wir hier sind, ist sicherzustellen, dass Ihr eine Stimme habt - das ist alles." (APA/Red.)

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