Reportage: 85 Prozent der „Kinderlebensmittel“ ungesund

20. Apr.
Person, Mensch, Süßigkeiten
Eine aktuelle Foodwatch-Studie zeigt, dass mehr als 85 Prozent der sogenannten "Kinderlebensmittel" ungesund sind. Kinderärzte, WHO und OECD warnen vor einer globalen "Adipositas-Epidemie".

Servus Reportage: Für unsere Kinder nur das Beste – Was steckt wirklich in Kinderlebensmitteln?, am Donnerstag, 21. April um 21:10 Uhr bei ServusTV. Nach Ausstrahlung abrufbar in der Mediathek bei ServusTV On.

Diese Servus Reportage hakt nach und spricht u. a. mit dem Unternehmen Danone und Werbefachmann Jörg Matthes von der Universität Wien. Den besten Ruf hatten Kinderlebensmittel noch nie - und eine aktuelle Studie des Vereins Foodwatch hat es bestätigt: die Mehrheit der Lebensmittel, die sich durch Aufmachung oder Geschmack an Kinder und Jugendliche wendet, ist ungesund und sollte eigentlich nur in kleinen Mengen verzehrt werden.

Insgesamt 283 Produkte hat Foodwatch untersucht und mehr als 85 Prozent davon als ungesund eingestuft. Das bedeutet, dass diese Produkte zu viel Zucker, Fett oder Salze beinhalten und deswegen auch nicht an Kindern beworben werden sollten. Gerade letzteres kritisiert die Organisation, denn eigentlich wurde genau dafür der EU Pledge eingeführt, eine freiwillige Werbe-Einschränkung der großen Hersteller und das Versprechen ihre Produkte verantwortungsvoll zu vermarkten. Doch laut Foodwatch bietet der EU Pledge so viele Schlupflöcher, dass er bis heute wirkungslos bleibt.

Höchste Zeit für Veränderung im Essverhalten

Kinderärzte, WHO und OECD warnen vor einer globalen „Adipositas-Epidemie“. Die ungesunde Ernährung ist mitverantwortlich für schwerwiegende Erkrankungen, wie Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und verschiedene Krebsarten. Wer sich in der Kindheit falsche Ernährungsgewohnheiten antrainiert, wird diese nur schwer wieder los. 

Wie die heute 15-Jährige Rebeka aus Hallein. Sie litt bis vor einem Jahr unter starken Schmerzen, Diagnose: Gallensteine. Die Ursache war unter anderem eine falsche Ernährungsweise, die auch bei ihr aus vielen Kinderlebensmitteln wie Cerealien und bunten Fruchtsäften bestand. Die Ärzte stellten sie vor die Wahl: Operation oder radikale Ernährungsumstellung. Rebeka entschied sich für letzteres und hat es geschafft.

Zucker-Reduktion in kleinen Schritten

Der Salzburger Kinderarzt Prof. Daniel Weghuber fordert ein rigides Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel. Im klassischen Fernsehen genauso, wie im Printbereich und in den Sozialen Medien, aber vor allem letzteres dürfte schwierig umzusetzen sein, wie der Werbefachmann Jörg Matthes von der Universität Wien betont.

Viele Unternehmen sind bereit dazu, Zucker und Fette in ihren Produkten zu reduzieren, allerdings gehe das nur in vielen kleinen Schritten, wie Sigrid Eckhardt von Danone Österreich erläutert: „Bei einer allzu radikalen Geschmacksveränderung würden Kunden nicht mitmachen, sondern auf andere, ungesunde Produkte ausweichen.“

Vielleicht kann der Nutri-Score etwas verändern, diese einfach zu lesende Nährwert-Ampel übersetzt das Kleingedruckte auf den Verpackungsrückseiten und zeigt, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist. Foodwatch erhofft sich dadurch eine Art „gesunden Wettbewerb unter Unternehmen“. Ob diese Rechnung aufgeht und wann der Nutri-Score auch in Österreich auf eine sichere Rechtsbasis gelangt, ist derzeit aber noch ungewiss.

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