Überblick: Corona-Fälle in der Spitzenpolitik weltweit

2. Okt.
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Julio Cortez / AP / picturedesk.com

US-Präsident Donald Trump ist nicht der erste internationale Spitzenpolitiker, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Einen Monat vor der US-Präsidentenwahl wurde bei Amtsinhaber Donald Trump eine Infektion mit dem Coronavirus bestätigt. Er ist bei weitem nicht der erste internationale Spitzenpolitiker mit einem positiven Corona-Test. Ein Überblick prominenter Corona-Fälle in der Spitzenpolitik:

19. März: Michael Barnier, Frankreich

Der frühere französische Außenminister und EU-Kommissar gab am 19. März eine Infektion mit dem Coronavirus bekannt und begab sich daraufhin in Heimquarantäne. Auf die von Barnier geführten Gespräche mit Großbritannien über die Brexit-Nachfolgelösung, die erst Anfang März eröffnet worden waren, hatte die Infektion keine Auswirkungen.

Einen Tag nach Barnier berichtete auch der britische Brexit-Unterhändler David Frost von Corona-Symptomen. Die Europa-feindliche britische Boulevardpresse spekulierte daraufhin, dass Barnier über Frost Premier Johnson angesteckt haben könnte.

Vier Wochen nach seiner Infektion nahm Barnier am 14. April wieder seine Arbeit auf, am 11. Mai trafen die beiden Unterhändler erstmals wieder persönlich zusammen. Barniers Heimatland Frankreich hatte bisher 32.000 Corona-Tote und 617.000 Infizierte zu beklagen. In dem Sitzstaat der EU-Institutionen, Belgien, gab es 10.000 Tote und 121.000 Infektionen.

19. März: Albert von Monaco

Der Regent des Kleinstaates Monaco musste wegen einem positiven Corona-Test zwei Wochen lang in Quarantäne, die er aber nicht als große Belastung empfand. "Unser Haus ist groß genug, dass ich mich isolieren kann", sagte Albert, der nur über leichten Husten klagte. Seine Amtsgeschäfte führte er weiter.

In einem Interview übte er jedoch scharfe Kritik am britischen Thronfolger Prinz Charles, der seine eigene Corona-Quarantäne Ende März aufgrund von milden Symptomen bereits nach sieben Tagen beendet hatte. In Monaco wurden bisher zwei Corona-Tote und 219 Infektionen gezählt.

27. März: Boris Johnson, Vereinigtes Königreich

Der britische Premierminister führte nach einem positiven Corona-Test seine Amtsgeschäfte zunächst in Selbstisolation in der Downing Street fort. Nachdem sich sein Zustand verschlechterte und er über Atemnot klagte, wurde er am 5. April ins Spital gebracht. Einen Tag wurde er sogar auf die Intensivstation verlegt und eine künstliche Beatmung wurde vorbereitet.

Johnson musste seine Amtsgeschäfte an Außenminister Dominic Raab übergeben, während er um sein Leben kämpfte. Johnson verbrachte insgesamt drei Tage auf der Intensivstation. Als er am 12. April aus dem Krankenhaus entlassen wurde, dankte er den Krankenschwestern und meinte, "es hätte so oder so ausgehen können".

Johnson gilt seitdem als Vorkämpfer für harte Corona-Schutzmaßnahmen. Noch Anfang März war er scharf kritisiert worden, weil er bei einem Krankenhausbesuch entgegen den Expertenempfehlungen ausgiebig Hände schüttelte. Mit über 42.000 Toten bei 462.000 bestätigten Fällen ist Großbritannien das aktuell am stärksten vom Coronavirus getroffene Land in Europa.

7. Juli: Jair Bolsonaro, Brasilien

Der brasilianische Präsident bezeichnete das Coronavirus als "kleine Grippe" ("Gripezinha") und rief offen zur Missachtung von Expertenratschlägen zur sozialen Distanzierung auf. Am 7. Juli gab er bekannt, dass er sich selbst mit dem Virus infiziert hatte.

"Ich wusste, dass ich mich eines Tages anstecken würde, denn ich glaube, dass leider fast jeder hier sich irgendwann anstecken wird", sagte er einen Monat später, nachdem er eigenen Angaben zufolge die Erkrankung überwunden hatte.

Seine Landsleute rief er auf, "sich dem Virus zu stellen". Mit 4,8 Millionen Infektionen und 145.000 Toten ist Brasilien das am stärksten vom Coronavirus betroffene lateinamerikanische Land und liegt im Vergleich der absoluten Zahlen weltweit nur hinter den USA und Indien.

1. Oktober: Donald Trump, USA

Der US-Präsident meinte zunächst, das Coronavirus werde "wie durch ein Wunder" weggehen. Später empfahl er den (lebensgefährlichen) Einsatz von Bleichmitteln und sagte, dass er selbst prophylaktisch Mittel Hydroxycloroquin nehme, das wegen Nebenwirkungen umstritten ist.

Auf den Einsatz von Mund-Nasen-Schutz verzichtete er weitgehend und machte sich erst diese Woche in der ersten TV-Debatte über seinen maskentragenden demokratischen Kontrahenten Joe Biden lustig. Zugleich absolvierte Trump in den vergangenen Wochen zahlreiche Massen-Wahlkampfveranstaltungen, bei denen die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden.

Nachdem es schon seit Monaten immer wieder Corona-Fälle im Weißen Haus gegeben hatte, etwa Sicherheitsberater Robert O'Brien Ende Juli, dürfte sich Trump bei seiner Topberaterin Hope Hicks angesteckt haben. Am 1. Oktober wurden der Präsident und seine Ehefrau Melania positiv getestet und müssen nun in Isolation. Donald Trump ist 74 Jahre alt und zählt damit zur Corona-Risikogruppe.

Mit 7,2 Millionen Infektionen und mehr als 200.000 Toten sind die USA das am härtesten vom Coronavirus getroffene Land. (APA/Red.)

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