Bürgermeister von Bergamo warnt: „Nicht warten, bis Epidemie voll ausbricht“

24. März
Person, Human, Walkway

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TOPSHOT – A priest celebrates funeral service without relatives inside the cemetery of Zogno, near Bergamo, northern Italy, on March 21, 2020. – Italy on March 21 reported 793 new coronavirus deaths, a one-day record that saw the country’s toll shoot up to 4,825, the 38.3 percent of the world’s totality. The total number of fatalities in the northern Lombardy regions around Milan are more than 3,000. (Photo by Piero Cruciatti / AFP) – 20200321_PD4830 – Rechteinfo: Nur für redaktionelle Nutzung! – Editorial Use Only! Werbliche Nutzung nur nach Freigabe!

Giorgio Gori appelliert eindringlich an andere EU-Länder, drastische Maßnahmen zu setzen. Und weist auf Fehler in der Lombardei hin, schon im Jänner hätten Ärzte an Patienten mit Lugenentzündung das Coronavirus nicht erkannt.

Der Bürgermeister der vom Coronavirus schwer betroffenen lombardischen Stadt Bergamo, Giorgio Gori, fordert alle EU-Länder auf, drastische Vorkehrungen gegen Neuinfektionen zu ergreifen. "Die weniger betroffenen Länder sollten diese Tage Vorsprung nutzen, um sich bestens zu rüsten. Sie sollen nicht warten, bis die Epidemie voll ausbricht", so Gori.

Bürgermeister von Bergamo sieht mehrere Ursachen für rasche Ausbreitung

In Bergamo wuchs die Zahl der Neuinfektionen in vergangenen zwei Tagen langsamer, Gori warnt jedoch vor verfrühtem Optimismus. Es sei wichtig, sich an die strenge Ausgangssperre zu halten und vor allem ältere Menschen zu schützen.

Auf die Frage einiger Journalisten, warum die Epidemie ausgerechnet seine Stadt Bergamo so schwer getroffene habe, nennt der Bürgermeister die hohe Urbanisierung und die Industrialisierung. Die Bevölkerung, deren Durchschnittsalter hoch sei, habe viele Kontakte zum Ausland. Dies seien alles Faktoren, die zur Ausbreitung der Epidemie beigetragen haben könnten.

Gori räumt auch ein, dass die Lombardei spät Maßnahmen gesetzt habe, um die Epidemie einzudämmen. "Angesichts des Ausbruchs der Epidemie in China hätten wir uns besser vorbereiten sollen", gibt der Bürgermeister zu. Lombardische Ärzte hätten bereits im Jänner Kranke mit Lungenentzündung behandelt, aber dabei nicht erkannt, dass es sich um Covid19-Fälle handelte.

"Unbewaffnet und schutzlos in den Krieg gezogen"

Der Bürgermeister meint, zur Entlastung der Krankenhäuser müssten Corona-Kranke verstärkt in ihren Wohnungen behandelt werden. Dafür müsse das Netz der Hausärzte aufgestockt werden. Dies sei nicht einfach, weil inzwischen 140 der 600 Hausärzte der Gegend erkrankt seien.

Sie hätten sich infiziert, weil sie ungeschützt waren. "Die Ärzte sind unbewaffnet und schutzlos in den Krieg gezogen", meinte der Bürgermeister.

Bergamo: Region sucht dringend Ärzte

Inzwischen bemühe sich die Lombardei, die Zahl der im Kampf gegen die Epidemie engagierten Ärzte aufzustocken. Es seien verstärkt ehrenamtliche Helfer, pensionierte Ärzte, sowie Sanitäter aus privaten Kliniken im Einsatz. Die Lombardei brauche dringend Anästhesisten, Experten für Infektiologie und Lungenfachärzte.

Hilfe treffe jetzt auch verstärkt aus dem Ausland ein. So seien Ärzte aus Kuba in den lombardischen Krankenhäusern engagiert, erwartet werden auch 31 Mediziner aus Russland. "Ich danke allen Ländern, die uns derzeit helfen", so Gori. (APA/RED)

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