Die Chronologie des Doping-Skandals

11. März
Person, Human, Crowd

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27.02.2019, Innsbruck, AUT, FIS Weltmeisterschaften Ski Nordisch, Seefeld 2019, Doping Razzia, Pressekonferenz, im Bild v.l. Dieter Csefan (Polizei), Hansjörg Mayr (Staatsanwaltschaft Innsbruck) // f.l. Dieter Csefan (Police) Hansjoerg Mayr (prosecutor Innsbruck) during a press conference on the occasion of doping police raid of FIS Nordic Ski World Championships 2019. Innsbruck, Austria on 2019/02/27. EXPA Pictures © 2019, PhotoCredit: EXPA/ Johann Groder – 20190227_PD6427

Überblick: Die Chronologie der Blutdoping-Affäre um den Deutschen Arzt Mark S., in die österreichische Skilangläufer und Radsportler involviert sind:

27. Februar

In einer koordinierten Aktion österreichischer und deutscher Behörden werden während der Nordischen Ski-WM in Seefeld und in Erfurt bei Hausdurchsuchungen neun Personen festgenommen, unter ihnen die österreichischen Skilangläufer Max Hauke und Dominik Baldauf. Sie gestehen bei ihrer Einvernahme ebenso wie die Esten Andreas Veerpalu und Karel Tammjärv sowie der Kasache Andrei Poltoranin Blutdoping und werden wieder auf freien Fuß gesetzt. Hauke wird sogar auf frischer Tat beim Blutdoping ertappt. In Erfurt werden laut deutschem Staatsanwalt 40 Blutbeutel gefunden, Sportmediziner Mark S., mutmaßlicher Kopf des Doping-Rings, und drei mutmaßliche Komplizen werden festgenommen.

Laut der Staatsanwaltschaft München waren Aussagen des 2014 des Dopings überführten österreichischen Langläufers Johannes Dürr gegenüber der Staatsanwaltschaft München Auslöser für die Ermittlungen und Razzien. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Anwendung von Doping-Methoden am Zeugen Dürr eingeleitet.

28. Februar

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel kündigt an, als Konsequenz auf den Doping-Skandal die Sparte Langlauf komplett umzubauen. In diesem Zusammenhang muss auch Markus Gandler, Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon, mit Saisonende sein Amt zurücklegen. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass sich die Causa auf weitere Sportarten ausweitet.

1. März

Hauke und Baldauf werden von Österreichs Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA), Veerpalu, Tammjärv und Poltoranin vom Internationalen Skiverband (FIS) vorläufig suspendiert. Der Verbreiter eines öffentlichen Polizeivideos von Haukes Doping-Aktivität wird ausgeforscht, dem Polizisten drohen straf- und disziplinarrechtliche Konsequenzen. Der norwegische ÖSV-Langlauf-Koordinator Trond Nystad kündigt an, aus Enttäuschung über die Doping-Fälle sein Amt niederzulegen.

3. März

Radprofi Stefan Denifl gesteht infolge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen sich Blutdoping. Der Tiroler wird danach wieder enthaftet. Gandler kündigt eine Klage gegen Dürr an, da dieser in einer ARD-Dokumentation erklärt hat, dass er auch von ÖSV-Personal bei unerlaubten Praktiken unterstützt worden sei. ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt wiederum berichtet von bis zu 100 oder mehr in der Erfurter Praxis behandelten Athleten. Stefan Matschiner, Ex-Leichtathlet mit Doping-Vergangenheit gibt im selben Beitrag an, dass er sein ehemaliges Doping-Equipment an Mark S. weitergegeben habe. Matschiner war in Dopingpraktiken mit Radprofis wie Bernhard Kohl verwickelt.

4. März

Der steirische Radprofi Georg Preidler macht in der Blutdoping-Affäre eine Selbstanzeige. Er sei vom Zirkel um Mark S. angesprochen worden, habe sich Blut abnehmen lassen, es aber nie rückführen lassen. Österreichs Radsportverband fordert in einer Reaktion auf die Doping-Geständnisse für Sünder Gesetzesverschärfungen mit lebenslangen Sperren sowie Haftstrafen durch ein neues Berufssportgesetz wegen Sportbetrug. Der Münchner Staatsanwalt Kai Gräber spricht in der Causa von Beweismitteln in Hülle und Fülle. Er erwarte die Ausweitung auf weitere Sportler und Sportarten.

5. März

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck gibt bekannt, dass ein Langläufer festgenommen wurde. Der deutsche Anwalt Michael Lehner, der Johannes Dürr vertritt, bestätigt Dürrs Festnahme am frühen Abend gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Der Jurist vertritt den Niederösterreicher erstmals.

6. März

Am Mittwoch teilt die Staatsanwaltschaft Innsbruck mit: Johannes Dürr soll seit Jahren und bis zuletzt Eigenblutdoping betrieben haben. Dürr habe diesbezüglich laut der Anklagebehörde ein Geständnis abgelegt. Weiterhin in Abrede stellte der Langläufer jedoch, andere an den deutschen Sportmediziner Mark S. vermittelt zu haben. Dürr wurde nach der Vernehmung noch in den späten Dienstagabendstunden wieder enthaftet.

Ebenfalls am Mittwoch erscheint das erste Interview von Max Hauke und Dominik Baldauf. Die beiden belasten Dürr als Tippgeber: 2016 hatten sie von Dürr von jenem deutschen Arzt in Erfurt erfahren, der als mutmaßlicher Drahtzieher eines großen Doping-Netzwerks gilt. Die erste Blutabnahme soll im Sommer 2018 erfolgt sein.

7. März

Nachdem der frühere Sportmanager Stefan Matschiner im Jahr 2010 wegen versuchten Blutdopings und der Weitergabe von illegalen Dopingmitteln vor Gericht gestanden ist, ist ihm das beschlagnahmte Equipment nach dem Prozess wieder ausgefolgt worden. Das hatte damals rechtliche Gründe, stellte Gerichtssprecherin Christina Salzborn am Donnerstag auf APA-Anfrage klar. Da die Blutzentrifuge, die eigens für das Blutdoping angeschafft wurde, damals nicht unter die gesetzliche Rahmenbedingung der Einziehung (Paragraf 26 Strafgesetzbuch) fiel, wurde sie Matschiner wieder zurückgegeben.

Johannes Dürr - im Beisein seines Anwalts - in einem ARD-Interview: "Da kämpft der Mensch Johannes gegen den Leistungssportler, die kämpfen die ganze Zeit. Der eine sagt, das ist nicht richtig, der andere sagt, das muss aber so sein. Es ist ein ständiges Reißen und Kämpfen darum, das Richtige zu tun. Leider habe ich den Kampf verloren." Als der als mutmaßlicher Haupttäter des Dopingnetzwerk geltende deutsche Arzt Mark S. überlegt habe, mit den Blutdopingpraktiken aufzuhören, habe Dürr sogar daran gedacht, dessen Geschäfte zu übernehmen. Dürr bestreitet weiterhin, als Kontaktvermittler zwischen Mark S. und Max Hauke aufgetreten zu sein.

8. März

Marcel Hirscher hat sich am Freitag in Kranjska Gora erstmals im aktuellen Blutdoping-Skandal zu Wort gemeldet. Der Salzburger Skirennläufer würde mit vorsätzlichen Betrügern hart ins Gericht gehen. "Ich bin der Meinung, dass Athleten, die vorsätzlich und systematisch agieren, nicht zwei Jahre gesperrt werden, sondern lebenslänglich", sagt der 30-Jährige zu österreichischen Medienvertretern.

11. März

Das Landesgericht Innsbruck hat am Montagvormittag beschlossen, dass beide Komplizen des Sportmediziners Mark S., die bei der Anti-Doping-Razzia in Seefeld in Tirol festgenommen worden waren, nach Deutschland übergeben werden sollen. Bei dem Mann ist die Entscheidung bereits rechtskräftig, die Frau legte allerdings Beschwerde ein, sagte der Sprecher des Landesgerichts, Andreas Stutter, zur APA. Zudem wurde die Übergabehaft für beide Komplizen verlängert. Der Mann soll nun, da er weder gegen die Verlängerung der Haft, noch gegen die Übergabe nach Deutschland Beschwerde eingelegt hatte, in den nächsten Tagen nach Deutschland ausgeliefert werden. (APA, red.)

11. März: "Sport und Talk"

Die in Seefeld überführten ÖSV-Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf stehen am Montag (11. März ab 21:15 Uhr in Österreich bzw. 23:10 Uhr in Deutschland) live bei "Sport und Talk aus dem Hangar-7" ausführlich Rede und Antwort. Das Duo gibt Einblicke in die Schattenwelt des Sportbetruges, berichten von ihrem Doppelleben und sprechen über ihre Zukunftspläne. Dabei wird auch das brisante Thema zur Sprache kommen: Wie konnte es Hauke und Baldauf gelingen, bei keiner Doping-Kontrolle aufzufliegen?

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