ÖFB-Cup: Für Salzburg „Spiel, das wir gewinnen müssen“

27. Mai
SALZBURG,AUSTRIA,05.MAR.20 - SOCCER - UNIQA OEFB Cup, semifinal, Red Bull Salzburg vs Linzer ASK. Image shows Andreas Ulmer (RBS). Photo: GEPA pictures/ Mathias Mandl

Foto: GEPA Pictures / Mathias Mandl

Im Finale des ÖFB-Cup gegen Fußball-Zweitligist Austria Lustenau am Freitag in Klagenfurt ist Titelverteidiger Red Bull Salzburg der klare Favorit.

Red Bull Salzburg ist sich der klaren Favoritenrolle im ÖFB-Cup-Finale gegen Fußball-Zweitligist Austria Lustenau am Freitag (20:45 Uhr) bewusst. "Es ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen", betonte Salzburg-Coach Jesse Marsch zwei Tage vor der Partie in Klagenfurt. Die geht nach fast dreimonatiger Pflichtspiel-Pause aufgrund der Coronavirus-Pandemie als Geisterspiel über die Bühne.

"Es ist ein bisschen komisch, solch ein großes Spiel gleich am Anfang zu haben", meinte Marsch. Sein Team war zuletzt am 8. März beim 2:0-Heimsieg in der Liga gegen Sturm Graz in einem Bewerbspiel im Einsatz. Nun exakt zwei Wochen nach der Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings müssen die Salzburger gleich in einem Alles-oder-Nichts-Spiel reüssieren. "Wir müssen verstehen, dass die Situation nicht einfach ist. Wenn wir denken, dass unser Talent genug ist, dann werden wir Ärger bekommen", warnte der US-Amerikaner.

Er hat daher in den letzten Tagen auch über diese Thematik "viel" mit seinen Kickern gesprochen. "Wir müssen bereit sein und brauchen eine Top-Leistung", so Marsch. Beim einzigen in der Corona-Pause erlaubten Test gab es vergangenen Freitag in Wals-Siezenheim nur ein 1:1 gegen die WSG Tirol. "Wattens war ein guter Gegner für uns für dieses Spiel. Sie haben auch tief verteidigt, auf Umschalten und Standards geschaut", erläuterte Marsch.

ÖFB-Cup im leeren Stadion

An die Kulisse - das leere Stadion - konnte man sich gleich einmal gewöhnen. Laut Marsch sei das "vielleicht besser für die Mannschaft, die der Underdog ist". In Deutschland stehen die Geisterspiele genauso auf der Tagesordnung. Diese werden auch in Österreich mit Spannung verfolgt, wie am Dienstag vor allem der Liga-Schlager zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Auch Marsch beschäftigte sich damit näher: "Bayern war klar besser was die Kommunikation auf dem Platz betrifft, Dortmund war relativ ruhig. Es ist ein Vorteil, wenn die Mannschaft mehr Persönlichkeit auf dem Platz hat, das ist auch unser Ziel in den kommenden Spielen."

Die Bayern gewannen am Ende 1:0 - ein Ergebnis, das Salzburg am Freitag zufrieden stimmen würde. "Die ganze Situation ist sehr speziell, weil es ein Spiel ohne Zuschauer ist. Das wird am Anfang sicher ungewohnt sein, im Spiel selber vergisst man das aber glaube ich schnell", schilderte Kapitän Andreas Ulmer. Alles andere bleibe gleich. "Es ist ein Finalspiel, in dem wir einen Titel gewinnen können und das ist unser großes Ziel." Der 34-Jährige spielt seit 2009 bei den "Bullen", war damit bei allen sieben Finalteilnahmen und sechs Titeln im Cup dabei. Zum Einsatz kam er allerdings nur viermal, 2015 sowie 2018 und 2019 musste er verletzungsbedingt passen.

Lustenau fiebert "Riesen-Geschichte" entgegen

Das zweite ÖFB-Cup-Finale der Vereinsgeschichte rückt für Fußball-Zweitligist Austria Lustenau immer näher. "Es herrscht einfach nur Vorfreude", berichtete Mittelfeldspieler Christoph Freitag zwei Tage vor dem Duell mit Titelverteidiger Red Bull Salzburg. Der Respekt der Vorarlberger vor dem sechsfachen Double-Gewinner ist sehr groß.

"Es ist für uns eine Riesen-Geschichte das Cup-Finale gegen die Mannschaft in Österreich bestreiten zu können", sagte Lustenau-Coach Roman Mählich. Der Ex-ÖFB-Teamspieler hatte auch aufgrund der Corona-Pause viel Zeit, den "fast übermächtigen" Gegner genauestens zu analysieren. In der Theorie habe er dabei Möglichkeiten gefunden, wie man den "Bullen" wehtun könne.

"Wir versuchen mit allem, was in uns drinnensteckt, uns auf das Spiel der Salzburger einzustellen. Das ist in der Theorie, oder wenn ich es auf Video zeige, oder auf dem Flipchart vorzeichne, oder mit den Clips auf dem Board herumfahre, relativ einfach. Aber in der Praxis wird es wahrscheinlich schwieriger", erläuterte der 48-Jährige.

Das haben in der Vergangenheit nicht nur die nationalen Konkurrenten miterleben müssen. Diese Saison gaben die "Bullen" in der Champions League ein beachtliches Debüt, 2018 war erst im Halbfinale der Europa League Endstation. "Salzburg dominiert den österreichischen Fußball mindestens schon ein Jahrzehnt und war auch in den internationalen Bewerben ganz schwer zu bespielen für große Mannschaften, und die haben eine Gruppe von Analysten und trotzdem Probleme gehabt", erinnerte Mählich.

Auch seine Spieler wüssten genau, was auf sie im Wörthersee-Stadion zukommen wird. "Wenn man sich die Stärken von Salzburg anschaut, wird man nicht fertig. Es ist nicht nur die individuelle Qualität, sondern wie sie als Mannschaft das Programm über 90 Minuten durchziehen und dem Gegner keine Luft zum Atmen geben", erläuterte Freitag. Es wartet also eine extrem große Herausforderung auf den Tabellensiebenten der 2. Liga. "Wir brauchen uns keinen Druck machen. Wir sind nicht in der Situation, wo jeder erwartet, dass wir das Spiel gewinnen werden", gab der 30-Jährige Einblick.

ÖFB-Cup: Erstes Pflichtspiel nach Corona

Faktum ist, dass das Cup-Finale das erste Pflichtspiel im österreichischen Fußball nach der Corona-Pause ist. "Bei 100 Prozent kann man jetzt nicht sein, Match-Fitness kriegst du nur durch Spiele", sagte Freitag. Im Vorfeld gab es mit dem 1:3 gegen Altach nur einen Test. Durch die besondere Situation genießt das Endspiel jedenfalls eine enorm hohe Aufmerksamkeit. "Das ist eine Plattform, eine super Gelegenheit", betonte Freitag. Vor allem jüngere Spieler, bei denen der Vertrag im Sommer ausläuft, könnten sich im Endspiel für einen Transfer zu Bundesligisten, die in Corona-Zeiten den finanziellen Gürtel enger schnallen müssen, empfehlen.

Auf Fan-Unterstützung muss wegen der Coronavirus-Pandemie verzichtet werden. "Die Zuschauermassen werden uns nicht erdrücken", sagte Mählich schmunzelnd. Mit der Thematik Geisterspiele hat er sich zuletzt via TV-Konsum der deutschen Bundesliga beschäftigt. "Überraschend ist, dass, was die Unterschiede betrifft, wirklich viel oft nur am Akustischen und am Optischen liegt. Du hast ja im TV die Möglichkeit, auch Fans dazuzuschalten und glaubst es ist ein super Spiel und dann nimmst du nur den Ton weg und glaubst, es ist die reinste Freundschaftspartie. Das ist interessant."

Mählich rechnet zudem mit "vielleicht nicht so hochkochenden" Emotionen in den Partien ohne Publikum. Seine Startelf für das "Riesen-Ereignis" am Freitag hat er laut eigenen Angaben bereits im Kopf. Details verriet er nicht. (APA/red.)

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