Rafael Nadal mit 13. Triumph in Paris: „Hatte Zweifel vor dem Turnier“

12. Okt.
Person, Human, Trophy

Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Rafael Nadal schreibt Tennis-Geschichte: Mit seinem 13. French-Open-Titel zieht er mit Roger Federer in der Ewigen-Besten-Liste gleich: Beide halten bei 20 Major-Titeln.

Rafael Nadal hat am Sonntag mit einer Macht-Demonstration Tennis-Geschichte geschrieben. Der 34-jährige Spanier sicherte sich seinen bereits 13. French-Open-Titel und ließ dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic (33) im Finale keine Chance. Nadal besiegte den Serben nach 2:41 Stunden mit 6:0, 6:2, 7:5. Er zog damit auch in der Ewigen-Besten-Liste mit dem Herren-Rekordmann Roger Federer (SUI) mit nun ebenfalls 20 Major-Siegen gleich.

Der Schweizer gratulierte umgehend voller Respekt. "Unsere positive Beziehung bedeutet mir viel, weil wir seit sehr langer Zeit eine tolle Rivalität haben", freute sich Nadal über die Glückwünsche. Nadal steht in der Pole Position, in Sachen Major-Siege der "Größte aller Zeiten" zu werden. Federer, der 2021 40 Jahre jung wird, wird nicht mehr viele Möglichkeiten bekommen, ein weiteres der vier Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Und Djokovic mit weiterhin 17, hat nun eben schon drei Triumphe "Rückstand".

Nadal: 999 Siege im Einzel

Für Rafael Nadal war es im 102. Match in Roland Garros auch der 100. Sieg. Er kassierte einen dieses Jahr wegen der Corona-Krise reduzierten Siegerscheck in Höhe von 1,6 Mio. Euro. Djokovic bleibt aber weiter die Nummer eins im ATP-Ranking, Nadal hat weiter 725 Zähler Vorsprung auf Dominic Thiem. Zudem war es Nadals insgesamt 999. Sieg in einem Einzel auf der Tour (bei 201 Niederlagen).

Doch all diese Zahlenspiele interessierten Nadal an diesem Tag gar nicht so sehr. Auch nicht, dass er nun auf einer Stufe mit Roger Federer steht. "Hier zu gewinnen, bedeutet mir alles. Ehrlich gesagt, denke ich heute nicht an den 20. Major-Sieg oder mit Roger gleichzuziehen. Für mich ist es heute nur ein Roland-Garros-Sieg, dieses Turnier bedeutet alles für mich", erklärte Rafael Nadal.

Rafael Nadal: 27:29 im Head-to-head mit Djokovic

Im Head-to-Head mit Djokovic verkürzte Nadal damit auf 27:29. Es war das insgesamt neunte Major-Finale der beiden, Rafael Nadal hat nun das fünfte gewonnen. Djokovic hält weiter bei 17 Major-Titeln bzw. einem French-Open-Sieg (2016). Der Serbe steht nun bei 27 Grand-Slam-Finali (Bilanz: 17:10), Nadal bei 28 (20:8).

Rafael Nadal zeigte unter geschlossenem Dach von Beginn an seine ganz außergewöhnliche Klasse gerade auf Sand bei den French Open - in seinem "Wohnzimmer": Das Resultat des ersten Satzes spricht Bände, auch wenn es für ein 6:0 ganze 45 Minuten gedauert hat. Nadal startete mit dem ersten Breakball zum 1:0, holte ein weiteres zum 3:0 und wehrte dann im vierten Game drei Chancen von Djokovic zum ersten Rebreak ab. Vor allem das vierte und fünfte Spiel waren sehr umkämpft. Schon den ersten Satzball nutzte der Mallorquiner zum 6:0. Das war in bisher 55 Duellen einem der Beiden erst einmal gelungen (Nadal 2019 im Rom-Finale beim 6:0,4:6,6:1).

Auch im zweiten Durchgang ging es in dieser Manier weiter, wobei Rafael Nadal schon nach 1:20 Stunden dank zweier Breaks 4:1 führte. Eine Viertelstunde später hatte der Spanier, dessen Intensität auf dem Platz mit 34 immer noch seinesgleichen sucht, auch diesen Satz in der Tasche. Im dritten Satz gelang es Djokovic, sich doch noch in dieses Match zu verbeißen und sich ein wenig aus den Schlingen Nadals zu befreien. Ein Rebreak zum 3:3 führte zum Gefühlsausbruch und der "Djoker" hielt bis zum 5:5 mit. Doch dann durchbrach Nadal neuerlich den Aufschlag seines Gegners und nutzte den ersten Matchball. Ein dankbarer Kniefall und ein breites Grinsen nach all der Anspannung - Nadal hatte es wieder einmal geschafft.

Nadal über den Major-Rekord

Nicht nur in seinem vielleicht besten Match, sondern auch mit dem Titelgewinn ohne Satzverlust. Der so bescheidene Nadal gab zu: "Zweieinhalb Sätze lang habe ich großartig gespielt. Ich kann nichts Anderes sagen. Man kann so ein Ergebnis gegen ihn nicht haben, wenn das nicht der Fall ist."

Die von Nadal gerne heruntergespielte Frage nach dem Major-Rekord, beantwortete der Spanier klar. "Ich habe nie verschwiegen, dass ich meine Karriere gerne mit den meisten Slams beenden würde. Aber ich muss es auf meine Weise machen. Ich denke nicht die ganze Zeit daran, Novak hat da, Roger hat dort gewonnen. Man kann nicht immer unglücklich sein, weil der Nachbar das größere Haus, das größere Boot oder das bessere Telefon hat", so Nadal. Man müsse doch sein eigenes Leben leben.

"Ich hatte Zweifel vor dem Turnier, die Vorbereitung war nicht optimal", bekräftigte Nadal am Ende noch einmal. "Aber Zweifel sind gut, sie helfen einem, bescheiden zu bleiben. Mein Selbstvertrauen wurde aber von Tag zu Tag größer."

Bei 20 Grand-Slam-Titeln (13 in Paris, 4 in New York, 2 in Wimbledon und 1 in Melbourne) muss es für einen fitten Nadal nicht bleiben. Spätestens beim übernächsten Grand Slam - in weniger als acht Monaten erneut in Paris - wird er wieder Top-Favorit sein.

Djokovic: "Heute hast du gezeigt, warum du der König des Sandes bist"

Für Djokovic endete damit eine fast perfekte Serie in diesem Jahr: Der Australian-Open-Sieger kam mit einer 37:1-Bilanz an Siegen in das Finalmatch. Die einzige Niederlage war der Disqualifikation im Achtelfinale von Flushing Meadows geschuldet. Djokovic hat neben Melbourne 2020 trotz der langen Spielpause wegen der Corona-Krise auch die Titel in Dubai, Cincinnati und zuletzt Rom gewonnen.

"Heute hast du gezeigt, warum du der König des Sandes bist. Ich habe es auf der eigenen Haut spüren müssen", meinte Djokovic sportlich. "Er ist phänomenal. Er hat ein perfektes Match gespielt, vor allem in den ersten zwei Sätzen", sagte der 33-jährige Serbe respektvoll. Sowohl der Serbe als auch der Spanier bedankten sich bei den Organisatoren, dass es in der Corona-Krise überhaupt möglich ist, dieses Turnier auszutragen.

Rafael Nadal mit einer Nachricht an jeden auf der Welt

Rafael Nadal wandte sich gar an die Weltbevölkerung. "Ich möchte eine Nachricht an jeden auf der Welt senden: Wir haben eine der schwierigsten Zeiten, an die wir uns erinnern können, im Kampf gegen dieses Virus. Macht weiter, bleibt positiv und alles Gute, wir werden dieses Virus schlagen." Für Roland Garros wünschte sich der Mallorquiner, dass man 2021 im Mai/Juni zurückkehren könne und auf dem nun mit einem Dach versehenen Court Philippe Chatrier auch wieder vor voller Zuschauerkulisse gespielt werden könne.

Rafael Nadal gewann das Turnier damit übrigens ebenso ohne Satzverlust wie sein Pendant bei den Damen, die erst 19-jährige Polin Iga Swiatek.

Macht Rafael Nadal bis nächstes Jahr Pause?

Nadal weiß nun gar nicht, wie es mit ihm weitergeht. Denn, ob er den weißen Fleck in seiner Erfolgskarte, einen Titel bei den ATP Finals, zum Ziel erkläre, konnte er so nicht beantworten. "Ich kenne meinen weiteren Spielplan nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich den normalen Kalender weiterspiele oder ob ich bis nächstes Jahr pausiere."
(APA/red.)

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