10 Jahre Servus Hockey Night – Helden im Hintergrund: Der Ü-Wagen-Leiter

29. März
Ü-Wagen Crew
In unserer Serie „Unsung Heroes“ stellen wir euch jene Personen vor, die am Erfolg der Servus Hockey Night maßgeblich beteiligt waren.

Text: Martin Pfanner

Jedes Ende bringt Wehmut und auch Tränen mit sich. Am 10. März ist die Servus Hockey Night unrühmlich und abrupt zu Ende gegangen. Dabei galt es noch so viele verdiente Mitarbeiter hervorzuheben. Das tun wir nun über die nächsten Wochen an dieser Stelle. Heute Teil 3: Der Ü-Wagen-Leiter

Falls ihr die letzten zehn Jahre ein Eishockey-Spiel besucht habt, das zufälligerweise auch die Live-Partie der Servus Hockey Night war, dann sind euch bestimmt vor oder neben der Halle große LKWs aufgefallen.

Diese LKWs sind das Um und Auf einer jeden Übertragung. Der eine nennt sich Rüstwagen und beinhaltet das komplette Equipment, Kameras, Mikrofone sowie die vielen Kilometer an (Kamera)-kabel.

Der Andere ist der Übertragungswagen vulgo Ü-Wagen und ist für jede Sendung die Heimat von Regisseur, Grafik-Operator, Bildtechnikern, Toningenieur, Slomo-Operatoren und vielen mehr.

Ein kurzer Exkurs

Vor der Saison 2013/14 begann die Servus Hockey Night ihre Zusammenarbeit mit dem schwedischen Ü-Wagen-Technik-Hersteller Mediatec. Ein Konzern, der zwei Jahre später von der nordamerikanischen NEP Group übernommen wurde. Der Deutschland-Sitz in München blieb, das Geschäft wurde schrittweise vergrößert.

Hockey ist eines der großen NEP-Steckenpferde im mitteleuropäischen Raum. Neben der Servus Hockey Night helfen NEP-Ü-Wägen oder Infrastrukturen auch bei Produktionen von Spielen der DEL oder bei National League-Übertragungen auf MySports in der Schweiz.

Zurück zur Servus Hockey Night

Bei einer Übertragung kommen am Ü-Wagen-Personal schnell 30 oder mehr Leute zusammen. Ohne On-Airs wie Moderatoren oder Kommentatoren, wohlgemerkt. Diese fast drei Dutzend Menschen sollten tunlichst alle an einem Strang ziehen. Denn bei TV-Übertragungen ist es tatsächlich so wie mit einer sprichwörtlichen Kette.

Das Gezeigte kann nur so gut sein, wie die Qualität des schwächsten Glieds (was in all den Jahren hoffentlich für die durchgängig hohe Personal-Qualität bei SHN-Mitwirkenden spricht). Und selbst wenn mal eine Kamera, eine Funk-Verbindung oder gar ein Mitarbeiter auslässt, dann gibt es immer noch den Ü-Wagen-Leiter.

Auftritt: Jan Szameitat

"Guten Tag", fester Händedruck, korrektes Auftreten. So beginnt jedes Treffen mit Szameitat. So wie man das wohl macht, wenn man in der schwäbischen Alb aufgewachsen ist.

Jan Szameitat (links vorne)

Oder wie er es einmal nüchtern formuliert hat: "Genau dort, wo du - egal in welche Richtung - mindestens eine Stunde bis zur nächsten Autobahn brauchst." Trocken. Transparent. Treffsicher.

Allesamt Qualitäten, die beim hochkomplexen Job des Ü-Wagen-Leiters dringend benötigt werden. Dort stellt sich einem nicht nur die Herausforderung, dass man den kompletten Auf- und Abbau dirigiert und die technische Sauberkeit einer Sendung garantiert, sondern - viel schwieriger - alles verstehen muss.

Ein Ü-Wagen ist ein hochkomplexes Werk Technik mit tausenden Steckverbindungen, hunderten Anschlüssen und dutzenden Screens. Allein die verschiedenen Sprechverbindungen zu programmieren (wer kann zu wem sprechen und wer kann wen hören?) würde normale Menschen in den Wahnsinn treiben.

Als Troubleshooter in Chief muss Szameitat auch jedes noch so kleine Detail seines Technik-Wunderwerks kennen, um gezielt Lösungen für auftretende Probleme herbei zu führen.

Die personifizierte Abgebrühtheit

Umso beeindruckender, wie der Anfang-30er als personifizierte Abgebrühtheit bei auftretenden Herausforderungen zu Werke geht. Die Servus Hockey Night am 24.11.2019 in Salzburg bot genau so einen Anlass.

Die Sendung geht pünktlich um 17.15 Uhr los, die Vorberichterstattung zu Salzburg vs. Wien ist in vollem Gange, bis sich der Ü-Wagen in eine Art Kleinraumdisco verwandelt.

Wo so mancher Ü-Wagen-Leiter wohl die Nerven weggeschmissen hätte, bleibt Szameitat völlig ruhig. Analytisch und akribisch wird jede Fehlerquelle durchleuchtet. Mit einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht.

Und das Wichtigste: an den Bildschirmen zu Hause fällt niemandem auf, wie turbulent es hinter den Kulissen zugehen mag. Auch und vor allem nicht an jenem Abend in Salzburg. Wegen cooler Kerle wie Szameitat.

Wenn die Sendung dann beendet ist und wenn die On-Airs sich langsam auf den Heimweg machen, und wenn die Eismeister das Licht in den Hallen abdrehen, dann ist der Deutsche mit seiner Crew noch ein paar Stunden mit dem Abbau des Equipments beschäftigt. Wo der Chef jahrein, jahraus bei Auf- und Abbau selbst mit Hand anlegt.

In diesem Sinne: DANKE Jan!

Darum: Wenn ihr das nächste Mal im deutschsprachigen Raum eine technisch saubere Eishockey-Übertragung seht, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Jan Szameitat etwas damit zu tun hat. Denkt an und dankt solchen Leuten wie ihm. Immer da, immer gut, für immer „unsung heroes“ der Servus Hockey Night.

Lest demnächst Teil 4 der "unsung heroes": Der Producer

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