Analyse: Jorge Lorenzo und der Versuch, seine Honda zu „ducatisieren“

5. Juni
GP-Fever.de

Jorge Lorenzo arbeitet bei der Anpassung an Honda mit Ducati-Elementen

Um endlich mit seiner Honda RC213V zurechtzukommen, verwendet Jorge Lorenzo Elemente, die er schon bei Ducati einsetzte - etwa beim Bremsen.

Diese Woche reiste Jorge Lorenzo nach Japan , um in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren vor Ort die Ergonomie seiner RC213V weiter zu verbessern. Unabhängig von diesen Veränderungen räumte der Spanier in Mugello ein, dass er die Telemetrie-Daten genau studiert - sowohl seine als auch die der übrigen Honda-Piloten - um seine Anpassung an das Bike zu beschleunigen.

Schon mehrfach wiederholte er, dass der kritischste Bereich, in dem der Spielraum zur Verbesserung am größten ist, die Bremsen seien. "Ich analysiere viel, um das Maximum aus diesem Motorrad herausholen zu können. Beim Bremsen ist es fast das Gegenteil zur Ducati", sagt er. "Ich muss meinen Fahrstil am Kurveneingang noch stark verändern."

Angesichts der starken Ergebnisse von Marc Marquez könnte man meinen, die sinnvollste Strategie bestünde einfach darin, dessen Bremsdynamik zu kopieren. Allerdings unterscheiden sich beide Honda-Piloten in diesem Bereich stark, sodass Lorenzo seinen eigenen Weg geht. Ein Weg, der ihm auch schon geholfen hat, mit Ducati vor einem Jahr in Mugello wieder in die Erfolgsspur zu finden.

"Ein seltsames Gefühl beim Bremsen"

Ein aktuelles Beispiel dafür war, als er Honda um eine spezielle Tankabdeckung bat. Diese ermöglichte es Lorenzo, mehr Grip aufzubauen und dadurch seine Beine weniger zu benutzen. Das half dem Spanier vor Jahresfrist auch schon dabei, die Desmosedici zu beherrschen.

"Jorge hatte ein seltsames Gefühl beim Bremsen mit der Honda. Also haben wir alle Entwicklungen angewandt, die wir mit Ducati durchgeführt haben, die Honda aber nicht benutzt hat und die auch Marc zum Beispiel lieber nicht benutzt", erklärt Andrea Pellegrini, Chefingenieur von Brembo, gegenüber 'Motorsport-total.com'.

Ein genauerer Blick auf einige der Details hilft dabei, jene Elemente zu identifizieren, die von Lorenzo, nicht aber von Marquez verwendet werden. Lorenzo zum Beispiel nutzt ein Anti-Drag-System, das verhindert, dass die Bremssattel unbeabsichtigt mit der Scheibe in Berührung kommen.

"Anti-Rückstoß"-Ventil soll Lorenzo helfen

Seit Le Mans verwendet er auch ein "Anti-Rückstoß"-Ventil. Es verhindert im Wesentlichen, dass das Motorrad anfängt zu hüpfen, wenn die Vorderradbremse nicht augenblicklich reagiert, sobald der Fahrer den Hebel betätigt, was zu potenziell gefährlichen Situationen führen kann. Lorenzo fährt als einziger Honda-Pilot damit.

Trotz seiner Absicht, das Bremsen der Honda ähnlich der Ducati zu machen, gibt es Grenzen, die in puncto Design nur schwer zu durchbrechen sein werden. "Honda ist der einzige Hersteller, der vorne 320-mm-Bremsscheiben auf den meisten Rennstrecken (außer in Österreich, Japan und Thailand) verwendet, während der Rest normalerweise mit 340-mm-Bremsscheiben fährt", ergänzt Pellegrini.

Wenn man sich das Bremsen der Honda-Fahrer ansieht, zeigt sich der Kontrast auch in den Daten, die ihre unterschiedlichen Fahrstile widerspiegeln: Während die Stärke von Lorenzo schon immer die Kurvengeschwindigkeit war, geht Marquez lieber tiefer in die Kurve, um das Motorrad dann plötzlich umzulegen.

"Was ich sagen kann, ist, dass beide am Anfang stark bremsen. Aber dann, während Marquez die Hebel schrittweise löst, macht Jorge es viel schneller, quasi sofort", fasst Pellegrini zusammen.

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