„Angepisst“: Morbidelli wettert nach Motegi-Duell gegen Miller

22. Okt.
LAT

Jack Miller und Franco Morbidelli überholten sich gleich mehrfach

Jack Miller und Franco Morbidelli duellieren sich in Motegi rundenlang um Platz drei: Beide verlieren dadurch den Anschluss - und verpassen ein Top-5-Ergebnis.

Für Jack Miller endete der Große Preis von Japan enttäuschend. Konnte sich der Pramac-Ducati-Pilot auf den ersten Runden in Motegi noch als Dritter behaupten, fiel er im weiteren Rennverlauf immer weiter zurück. Und kam am Ende als Zehnter mit knapp 19 Sekunden Rückstand auf die Spitze ins Ziel.

"Ungefähr in Runde 7 bekam ich am Hinterrad Probleme mit dem Grip", erklärt Miller. "Ab da befand ich mich mehr oder weniger im Überlebens-Modus. Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist. Ich fühlte mich wohl und stark, versuchte, an Marc und Fabio dranzubleiben. Doch plötzlich konnte ich nicht mehr pushen. Wir müssen die Daten durchgehen und verstehen, was schiefgelaufen ist."

Eigentlich hatte Miller in Motegi einen Podestplatz angepeilt. "Ich bin echt enttäuscht, aber wir haben es immerhin nach Hause gebracht. Wenn auch nicht dort, wo wir nach dem Kampf um das Podium zu Beginn sein wollten. Ich glaube, wir hatten hier mehr drauf, aber wir konnten es nicht zeigen."

Motegi-Pleite für Miller "charakterbildend"

Nicht zum ersten Mal in dieser Saison baute Miller im Rennen nach einer starken Anfangsphase deutlich ab. Doch er betont: "Es ist nicht so, als würde ich den Hinterreifen zerstören oder so. Um ehrlich zu sein, war meine Hauptsorge in den ersten Runden der weiche Vorderreifen. Bei den harten Bremszonen lag mein Augenmerk mehr auf der Front als auf dem Heck."

Der Vorderreifen machte ihm aber letztlich nicht zu schaffen. "Der war in Ordnung, überhaupt kein Drama", sagt Miller. Und blickt nach vorn: "Manchmal hat man Tage wie diesen. Das bildet den Charakter. Wir betrachten es als Lehre und werden für nächstes Wochenende daran arbeiten."

Sehenswert war sein Duell mit Franco Morbidelli um Platz drei zu Beginn des Rennens. Mehrfach ging es und her, bis sich Miller im dritten Umlauf gegen den Petronas-Yamaha-Piloten durchsetzte. "Er hatte das Gefühl, schneller zu sein. Aber er hatte nicht das Tempo", urteilt Miller. "Ich versuchte, an ihm vorbeizukommen. Aber er ergriff jede Chance, um innen reinzuhalten - typisch Franco."

Morbidelli ärgert sich über Duell mit Miller

Durch das Duell verloren beide früh den Anschluss an die Spitze. Zum Missfallen von Morbidelli, der sein Bein hob. "Er wollte mir damit wohl sagen, ich soll hinter ihm warten. Aber verdammt, ich warte doch nicht hinter ihm", erklärt Miller seinen Standpunkt. Sein Gegner sieht das freilich anders.

"Ich war wirklich angepisst", sagt Morbidelli. "Ich dachte, dass ich ein besseres Tempo hätte als Jack. Aber vielleicht dachte er genau das Gegenteil. Wir haben in einem etwas zu frühen Stadium um diesen Platz gekämpft. Schließlich hatte ich Recht, denn ich bin dann doch noch an Jack vorbeigekommen. Und habe ihn für den Rest des Rennens nicht mehr gesehen."

Seine Geste mit dem Bein rechtfertigt der Petronas-Pilot so: "Ich zeigte ihm, dass ich sauer war. Denn er hatte mich berührt. Außerdem verloren wir sinnlos Zeit. Es gab keinen Grund, das in einer so frühen Phase des Rennens zu tun. Insbesondere wenn man den weichen Reifen über die Distanz bringen muss."

Crutchlow fängt Morbidelli doch noch ab

Ohne das Duell mit Miller hätte er besser abschneiden können, glaubt Morbidelli. "Ich wäre Fünfter geworden, wenn ich nicht so viel Zeit mit Jack verloren hätte - das ist sicher. Aber Maverick und Dovi hatten ein besseres Potenzial als ich, sodass ich trotzdem hinter ihnen geblieben wäre."

Dass er Platz fünf doch noch verlor, lag auch an einem überraschenden Schlussangriff von LCR-Honda-Fahrer Cal Crutchlow. "Ich habe ihn gerade mal für 100 Meter gesehen. Ich weiß auch nicht. Er hat mich auf der Geraden überholt", erinnert sich Morbidelli an den Zieleinlauf.

Allein auf den Topspeed-Nachteil der Yamaha will er das aber nicht zurückführen. "Ich schätze, ich hatte viel mit dem Grip und der Beschleunigung zu kämpfen. Daher denke ich, dass es nicht nur an der Leistung, sondern auch an mir selbst lag, da ich Probleme mit den Reifen hatte."

Miller: "Marc lässt uns alle albern aussehen"

Trotzdem kam er immerhin noch vier Plätze vor Miller ins Ziel. Letzteren erwartet beim Großen Preis von Australien am kommenden Wochenende sein Heimrennen. "Natürlich werden wir versuchen, aufs Podium zu fahren", sagt der Pramac-Pilot. "Aber wir müssen abwarten, wo wir stehen. Die Yamahas sind außer der Nummer 46 alle sehr stark und verwalten die Reifen gut, was auf Phillip Island wichtig ist."

"Aber ich denke, im Moment sind sie das geringste unserer Probleme", analysiert Miller weiter. "Marc ist das große Problem. Er lässt uns alle albern aussehen." In Motegi feierte der MotoGP-Weltmeister seinen zehnten Saisonsieg. Gewinnt er auch die drei letzten Rennen, könnte er seinen Rekord von 13 Siegen aus dem Jahr 2014 einstellen...

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