Australian Open: Roger Federer bucht nach Fehlstart das Viertelfinale

26. Jan.
Person, Human, Tennis Racket

MELBOURNE,AUSTRALIA,20.JAN.20 – TENNIS – ATP World Tour, Grand Slam, Australian Open. Image shows Roger Federer (SUI). Photo: GEPA pictures/ Matthias Hauer

Mit dem Viertelfinal-Einzug des Schweizers gehen die Federer-Festspiele in Melbourne weiter. Auch Djokovic präsentiert sich souverän, während Fognini wieder einmal ausrastet.

Roger Federer hat sich am Sonntagabend Ortszeit nach einem Fehlstart für das Viertelfinale der Australian Open 2020 qualifiziert. Der an Nummer 3 gesetzte Schweizer besiegte den Ungarn Marton Fucsovics mit 4:6, 6:1, 6:2 und 6:2. Im launigen Interview mit John McEnroe auf dem Court ließ Federer durchblicken, dass er vielleicht auch 2021 nach Melbourne zurückkehrt.

Im ersten Satz spürte Federer noch die Auswirkungen des Marathon-Matches gegen John Millman, das er vor zwei Tagen im Match-Tiebreak des fünften Satzes gewonnen hatte. "Ich habe Zeit gebraucht, um reinzukommen. Nach dem guten Start in den zweiten Satz ist aber vieles einfacher gegangen", freute sich Federer. Die Gefahr, das Match zu verlieren, bestand für den 20-fachen Rekord-Grand-Slam-Sieger diesmal nicht.

Federer witzelt über nächsten Gegner

Gegen den US-Amerikaner Tennys Sandgren, der sich zuvor gegen Fabio Fognini (ITA-12) durchgesetzt hatte, hat Federer noch nie gespielt. Sandgren hatte vor zwei Jahren u.a. nach Siegen über Stan Wawrinka und Dominic Thiem schon einmal die Runde der letzten Acht erreicht. Aufgrund von rechtspopulistischen Einträgen in den sozialen Netzwerken geriet der Amerikaner damals auch stark in die Kritik.

Federer witzelte mit McEnroe über den für das Tennis geschaffenen Namen seines nächsten Gegners. "Er sollte kein Baseball-Spieler werden, das ist sicher", sagte der Eidgenosse. "Ich habe in meinem Leben viel Tennis gespielt, aber noch nicht gegen Tennys - oh Mann…", machte sich Federer über seinen schalen Scherz lustig. Um dann die Herzen seiner Fans höher schlagen zu lassen. "Ich würde mich freuen, wenn ich euch nächstes Jahr am Australia Day wiedersehe."

Lokalmatadorin Barty verzückt die Fans

Zuvor hatte Ashleigh Barty am "Australia Day" ihrer Heimat bzw. den 15.000 Fans in der Rod Laver Arena einen weiteren Sieg geschenkt. Die topgesetzte Australierin musste gegen die US-Amerikanerin Alison Riske im Achtelfinale am Sonntag in Melbourne aber zittern, ehe sie mit 6:3, 1:6 und 6:4 wie im Vorjahr das Viertelfinale erreichte. In diesem trifft sie wie 2019 auf Petra Kvitova (CZE-7).

French-Open-Siegerin Barty strebt den ersten Heimsieg einer Australierin seit Chris O'Neill 1978 an und hat somit großen Erwartungsdruck auf ihren Schultern. Besonders, nachdem sich sechs der Top Ten bereits vorzeitig verabschiedet haben - in ihrer Hälfte des Turnierbaums auch Titelverteidigerin Naomi Osaka (JPN-3) und Serena Williams (USA-8).

Verabschieden musste sich am siebten Turniertag des mit umgerechnet 44,01 Mio. Euro dotierten ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres auch ein anderer Publikumsliebling: Cori "Coco" Gauff musste ihre Hoffnungen auf eine Fortsetzung ihres neuerlichen Sensationslaufs begraben. Die 15-jährige US-Amerikanerin, die u.a. in der Runde davor Osaka ausgeschaltet hatte, musste sich ihrer Landsfrau Sofia Kenin (Nr. 14) mit 7:6(5), 3:6 und 0:6 beugen. "Auch wenn ich einen Satz 0:6 verloren habe, habe ich bis zum Schluss noch an den Sieg geglaubt", tröstete sich Gauff. Doch ihr gehört bei Verletzungsfreiheit ohnehin die Zukunft im Damen-Tennis.

Ihre Bezwingerin hat in ihrem bisher besten Major nun eine große Chance, noch weiter zu kommen. Denn ihr gegenüber steht noch eine Überraschungs-Frau des Turniers - Ons Jabeur. Die Tunesierin rang nach dem Dreisatz-Sieg über Caroline Wozniacki auch die Bezwingerin von Serena Williams, Wang Quiang (CHN), mit 7:6(4) und 6:1 nieder.

Djokovic gegen Schwartzman ohne Mühe

Bei den Herren war Novak Djokovic einmal mehr souverän. Der Titelverteidiger, der seinen achten Titel in Melbourne anpeilt, ließ dem Argentinier Diego Schwartzman beim 6:3, 6:4, 6:4-Sieg keine Chance. Der "Djoker" trifft jetzt auf den wiedererstarkten Kanadier Milos Raonic. Letzterer stoppte den Kroaten Marin Cilic mit 6:4, 6:3 und 7:5. "Ich muss mich auf die Raketen einstellen, die von seiner Seite des Netzes kommen werden", meinte Djokovic im Hinblick auf das Aufeinandertreffen mit Riesen-Aufschläger Raonic. Djokovic könnte in Melbourne seinen Major-Titel Nummer 17 holen.

Der Überraschungs-Viertelfinalist am Sonntag kommt aus den USA: Tennys Sandgren wiederholte sein Kunststück aus dem Jahr 2018 und qualifizierte sich als aktuelle Nummer 100 für die Runde der letzten Acht. In einem hitzigen Duell mit Heißsporn Fabio Fognini (ITA-12) setzte er sich mit 7:6(5), 7:5, 6:7(2) und 6:4 durch - und trifft nun eben auf Roger Federer.

Zwischen Sandgren und Fognini flogen zuvor die Funken. Als Fognini wegen eines Fußfehlers protestierte und dann nach dem ersten Satz den Platz für sieben Minuten verließ, beschuldigte Sandgren den Stuhlschiedsrichter, dass dieser nicht den Mut habe, Fognini zu bestrafen. Dies zeigte Wirkung, als Fognini tatsächlich einen Punkt abgezogen bekam, weil er sich später weigerte, weiterzuspielen. Der heißblütige Italiener beschwerte sich, weil er Blasen hatte, zerriss sich dann sein T-Shirt und beschwerte sich bitter.

Am Ende umarmten sich die beiden Protagonisten, und Sandgren betrachtete es später mit Humor: "Das war ein Spaß, oder?", fragte er die Journalisten. "Gegen ihn zu spielen, ist wie ein Krieg. Wisst ihr, er ist so gut. Ich habe einen Kampf erwartet, und ich habe ihn bekommen!" (APA/red.)

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