Cal Crutchlow: „Hätte mit meinem Talent nicht mehr erreichen können“

6. Dez.
Phillip Island 2019: Crutchlows 19. und letzter Podestplatz

Foto: Motorsport Images

Cal Crutchlow fühlt sich nach seinem Karriere-Ende erleichtert und ist stolz darauf, was er erreicht hat - denn er selbst zählt sich nicht zu den talentiertesten Fahrern.

"Ja, ich spüre eine gewisse Erleichterung", sagt Cal Crutchlow nach dem Ende seiner Zeit als Vollzeit-Rennfahrer in der MotoGP. Das Saisonfinale 2020 in Portimao war sein 168. und vorerst letzter Grand Prix. Vorausgesetzt, er bestreitet nächstes Jahr für Yamaha keine Wildcards oder springt für einen verletzten Fahrer ein.

"Für mich ist es vorbei. Ich glaube, ich habe in jeder Serie Rennen gewonnen. Mit meinem Talent hätte ich wohl nicht mehr erreichen können. Das sage ich ehrlich. Meine Entschlossenheit hat mich durch meine Karriere als Rennfahrer gebracht."

"Nachdem ich vielleicht nicht zu den Talentiertesten gezählt habe, wollte ich es einfach mehr - und habe länger durchgehalten. Ich habe immer gesagt, dass ich aufhöre, wenn ich am Morgen aufwache und die Motivation nicht mehr spüre."

"Kann nicht mehr auf Top-Niveau mithalten"

"Ich habe zwar immer noch die Motivation, auf mein Bike zu steigen. Aber ich kann nicht mehr auf diesem Niveau mithalten", findet Crutchlow offene Worte. "So einfach ist das. Ich bin zwar immer noch schnell. Aber so wie dieses Jahr verlaufen ist, habe ich realisiert, dass ich zu Hause sein will."

Im Jahr 2006 gewann Crutchlow die Britische Supersport-Meisterschaft. 2008 schloss er die Britische Superbike-Meisterschaft hinter Shane Byrne und Leon Haslam als Dritter ab. 2009 wurde er Supersport-Weltmeister. 2010 holte er in der Superbike-WM drei Rennsiege.

Ab 2011 war Crutchlow dann in der MotoGP am Start. In seiner ersten Saison wurde er bester Rookie des Jahres. Es folgten drei Siege, insgesamt 19 Podestplätze, vier Pole-Positions und vier schnellste Rennrunden.

Crutchlow erster britischer Sieger seit Langem

Besonders stolz ist Crutchlow darauf, dass er der erste britische Sieger in der Königsklasse seit Barry Sheene ist. Die britischen Motorrad-Fans mussten von Anderstorp 1981 bis Brünn 2016 - und damit stolze 35 Jahre - auf einen Rennsieg warten.

"Ich hatte eine großartige Karriere und es fühlte sich gut an, diesen Sieg für Großbritannien zu holen. Weil ich das Gefühl hatte arbeiten zu müssen, um das zu schaffen", sagt Crutchlow. "Jetzt kann ich einen Schritt zurück machen und zusehen, wie meine Freunde in den Rennen gegeneinander kämpfen."

"Ich freue mich darauf, die Rennen von zu Hause aus zu verfolgen, und nicht mehr ständig vor Ort mit dabei zu sein. Ab sofort muss ich mich nicht mehr um den ganzen Stress, die Vorbereitung und die Reisen kümmern. Es hört sich so an, als würde ich darüber klagen. Aber wenn man älter wird, dann ist es so."

"Ich will jetzt andere Dinge in meinem Leben machen. Natürlich werde ich im nächsten Jahr mit Yamaha noch ein MotoGP-Bike fahren. Das war ja auch ein großer Teil meines Lebens. Damit kommt jetzt alles zu einem Ende, ich werde aber immer noch aktiv involviert sein."

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