Coronavirus: MotoGP-Piloten gestehen Angst vor „unsichtbarem Feind“

11. Sept.
Im MotoGP-Fahrerlager geht mehr denn je die Angst vor dem Coronavirus um

Foto: Motorsport Images

Nachdem es vor fünf Wochen in Brünn den ersten Coronavirus-Fall im MotoGP-Fahrerlager gegeben hat, dort aber kein Fahrer betroffen war, sieht die Situation in Misano nun anders aus.

Jorge Martin, der in der aktuellen Gesamtwertung der Moto2-Klasse an dritter Stelle rangiert und damit WM-Kandidat ist, wurde in dieser Woche positiv auf COVID-19 getestet. Der für das Ajo-Team fahrende Spanier fällt auf unbestimmte Zeit aus.

Moto2-Tabellenführer Luca Marini, der für das VR46-Team von Valentino Rossi an den Start geht, kommentiert das Fernbleiben seines Titelrivalen mit den Worten: "Es tut mir leid für ihn, denn er ist einer der schnellsten Moto2-Piloten. Es macht Spaß, mit ihm zu kämpfen. Ich will ihn natürlich auf der Strecke schlagen und nicht auf diese Art. Hoffentlich kann er bald zurückkehren."

Valentino Rossi: "Auch eine Frage von Glück oder Pech"

Rossi, sowohl Besitzer des Moto2-Teams, für das Tabellenführer Marini fährt, als auch in der Königsklasse MotoGP selbst aktiv, sieht den Coronavirus als eine große Gefahr für alle. Und er sagt: "Das ist ein großes Problem, denn es ist sehr gefährlich. Wir müssen wirklich gut aufpassen und zu Hause bleiben. Wir dürfen nicht viele Leute treffen."

"Für [Jorge] Martin sind es schlechte Neuigkeiten, weil er jetzt ein oder zwei Rennen verpassen wird", so Rossi. Und weiter: "Es ist aber auch eine Frage von Glück oder Pech. Selbst wenn du zu Hause bleibst, kannst du Pech haben, weil du vielleicht eine [infizierte] Person triffst. Deshalb glaube ich, dass Martin einfach auch Pech hatte."

Franco Morbidelli, der einst in Rossis VR46-Akademie ausgebildet wurde und inzwischen in der MotoGP-Klasse dessen Yamaha-Markenkollege ist, drückt sich noch deutlicher aus. Zu Martins positivem Testergebnis sagt er: "Als ich die News gelesen habe, war ich ziemlich geschockt. Und ich vermute, dass es auch für ihn ein Schock gewesen sein muss."

"Es ist eine Sache, nicht fahren zu können, weil man verletzt ist oder weil man gestürzt ist. Aber aufgrund eines unsichtbaren Feindes Rennen zu verpassen, noch dazu, wenn man um den WM-Titel kämpft, das ist wirklich ein harter Schlag", sagt Morbidelli. Und er weiß, dass keiner davor gefeit ist: "Das muss uns allen ein Zeichen sein, noch besser aufzupassen und wirklich darauf zu achten, nirgendwo hin zu gehen."

Coronavirus: "Traurige Nachricht" für MotoGP-Arzt - Angst bei den Kollegen

Für MotoGP-Arzt Angel Charte ist Martins Testergebnis "eine traurige Neuigkeit, denn Jorge ist ein großer Fahrer, der in der Weltmeisterschaft eine gewichtige Rolle spielt". Wo und wie sich der spanische Ajo-Pilot den Coronavirus eingefangen hat, "wissen wir nicht und ich will es auch gar nicht wissen", sagt Charte gegenüber 'MotoGP.com'. Er merkt an: "Er wird sich jetzt zehn oder zwölf Tage, vielleicht auch 14 Tage, in Quarantäne aufhalten. Und danach wird er sich erneut testen lassen müssen."

Fakt ist: Im MotoGP-Fahrerlager geht die Angst um. "Solange das Testergebnis nicht vorliegt, ist jeder nervös", gesteht Suzuki-Pilot Joan Mir. Er fügt hinzu: "Ein positives Coronavirus-Testergebnis kann bedeuten, dass man jegliche Chancen im WM-Kampf verliert. Niemand kann es sich leisten, die Chance auf WM-Punkte zu verlieren. Und das ist etwas, was uns Angst macht."

Aleix Espargaro hat die Pause seit den zweiten Spielberg-Wochenende genutzt, um mit seiner Familie einen Bootsurlaub im Mittelmeer zu machen. "Meine Freunde habe ich gar nicht getroffen und auch einen Großteil der Familie nicht. Ich habe einfach versucht, das Risiko zu minimieren, indem ich einfach nur Zeit mit meiner eigenen Familie verbracht habe", betont der Aprilia-Pilot.

Aber auch Espargaro weiß: "Es kann trotzdem passieren, dass man sich infiziert, weil es inzwischen so viele Menschen gibt, die davon betroffen sind. So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei uns jemanden erwischt. Leider ist es Jorge, ein sehr guter Freund von mir. Es tut mir sehr leid für ihn, denn er war kurz davor, die WM-Führung zu übernehmen."

Jorge Martin nicht nach Misano gereist

Übrigens: Der angesprochene Jorge Martin ist gar nicht erst nach Misano gereist. Er isoliert sich zu Hause und zeigt laut Doktor Charte "keine Symptome". Wann der aktuelle WM-Dritte der Moto2-Klasse wieder wird fahren können, bleibt abzuwarten.

Das nächste Rennen steht bereits für das kommende Wochenende ebenfalls in Misano auf dem Programm. Nur eine Woche später wird in Barcelona gefahren. Erst danach gibt es wieder ein freies Wochenende im Rennkalender.

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