Danilo Petrucci gibt zu: „Gedanke an die WM hat mich blockiert“

23. Aug.
LAT

An die Ergebnisse der ersten Saionhälfte konnte Danilo Petrucci nicht anküpfen

Seit dem Ende der MotoGP-Sommerpause sucht Danilo Petrucci nach seiner alten Form. Nun glaubt er, den Grund für die Formschwäche gefunden zu haben.

Mit den Plätzen acht und neun verzeichnete Ducati-Pilot Danilo Petrucci bei den MotoGP-Rennen in Brünn und Spielberg nach der Sommerpause seine bisher schlechtesten Ergebnisse in dieser Saison. Trennten ihn von Teamkollege Andrea Dovizioso auf WM-Rang zwei zuvor nur wenige Punkte, liegt er nunmehr schon 36 Zähler zurück. Suzuki-Konkurrent Alex Rins fehlen auf Platz vier wiederum nur acht Punkte.

Und genau darin liegt die Krux, wie Petrucci erklärt: Er habe einfach zu viel über die Weltmeisterschaft nachgedacht, was ihn auf der Strecke schließlich hemmte. "Nach einem Rennen kann man natürlich immer sagen, ich habe den falschen Reifen gewählt, hatte das falsche Set-up oder Ähnliches. Ich denke, meine schwierige Situation rührte daher, dass ich zu früh darüber nachgedacht habe, in den Rennen keine Fehler zu machen oder Schaden anzurichten", sagt er.

Doch genau dann, wenn man anfängt, so zu denken, wird es schwierig, das auch umzusetzen, weiß Petrucci. Er erinnert sich: "Im ersten Teil der Saison, seit Jerez, habe ich über nichts nachgedacht und bin nur mein Motorrad gefahren. Ich weiß nicht genau, auf welchem WM-Platz ich damals lag, vielleicht fünf oder vier." Es folgten drei Podestplätze, darunter der erste MotoGP-Sieg beim Heimrennen in Mugello.

Petrucci arbeitet mit Psychologen an neuer Denkweise

"In den zwei letzten Rennen war das einzige, das ich geändert habe, die Herangehensweise", erklärt der Ducati-Pilot weiter. "Ich dachte zu früh an Punkte oder daran, keine Fehler zu machen, um die dritte Position in der WM zu behalten. Jetzt habe ich verstanden, dass das nicht der richtige Weg ist, sondern ich darunter leide. Ich muss einfach mein Rennen fahren ohne daran zu denken, dass es eine Meisterschaft gibt und Punkte, die man verlieren oder gewinnen kann."

Um den Schalter wieder umzulegen und die "Blockade" zu lösen, wie Petrucci es selbst beschreibt, hat er auch mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet. "Das habe ich schon in der Vergangenheit getan", verrät der 28-Jährige. "Man redet einfach über alles, was einen bewegt. Und schaut sich Stück für Stück an, was man früher anders gemacht hat als jetzt." Das ließ in seinem Fall nur einen Schluss zu.

"Das Einzige, was übrig blieb, war, dass ich zu Beginn der Saison nicht an die WM dachte. Das hat sich mit Platz drei in der Gesamtwertung und dem zehnten Saisonrennen verändert. Mit diesem Bewusstsein versuche ich, jetzt anders zu denken. Das ist sicherlich nicht leicht, aber ich bin glücklich, die Situation verstanden zu haben." Dabei zieht der Ducati-Fahrer einen interessanten Vergleich zur vergangenen Saison.

Petrucci: "Wie ein Freund"

"Damals ging es mir so, als ich um den Sieg in der Wertung der Satellitenfahrer kämpfte. Das beschäftigte mich bis Valencia. Dort habe ich sie zwar gewonnen, bin aber gestürzt. Jetzt habe ich mehr Erfahrung und versuche, so gut wie möglich damit umzugehen." Dass er dabei auf den Rat eines Psychologen zurückgreift, ist unter Spitzensportlern längst keine Seltenheit mehr. Doch Petrucci weiß: "Wenn man über Psychologen spricht, denken viele, man ist verrückt."

Zugleich betont er: "Es sind Leute, mit denen man spricht wie mit jedem anderen. Nur haben sie ein paar Kniffe, um die eigene Denkweise zu hinterfragen. Im Prinzip ist er wie ein Freund. Für mich ist es eine gute Hilfe. Vor ein paar Jahren hätte ich mir gewünscht, dass ich solche Probleme gehabt hätte, um Dritter in der Meisterschaft zu bleiben. Die Zeiten ändern sich und ich gebe mein Bestes. Dazu nutze ich alle Hilfe, die ich kriegen kann, ob physisch oder psychisch."

Für Rins gibt's nur eins: "Einfach weiter Vollgas geben"

Suzuki-Pilot Alex Rins, der aktuell WM-Vierter direkt hinter Petrucci ist, macht das wohl lieber mit sich selbst aus. Auch er musste in den letzten Rennen etwas zurückstecken. Auf den Kampf um den Vize-Titel, den er zuletzt anvisierte, will er das aber nicht zurückführen. "Wie man damit umgeht, kommt ganz auf den Fahrer an und ist bei jedem anders", sagt der Spanier. "Ich für meinen Teil versuche immer ans Limit zu gehen."

"Mit Sicherheit sind uns dabei Fehler passiert. In zwei Rennen hatten wir Stürze, was noch schlimmer war als bei Danilo", analysiert Rins und spricht damit die Ausfälle in Assen und am Sachsenring an, wo er jeweils in aussichtsreicher Position ausschied. An seiner Herangehensweise ändert das aber nichts, wie er erklärt: "Ich werde einfach weiter Vollgas geben, weil ich denke, dass das der beste Weg ist."

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