Dank an Rossi: VR46-Lehrling Morbidelli erstmals auf MotoGP-Podium

11. Aug.
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Foto: Motorsport Images

Franco Morbidelli fällt nach seinem ersten Podestplatz in der Königsklasse ein Stein vom Herzen, sein erster Dank geht an Lehrmeister Valentino Rossi.

Als Geheimfavorit beim Grand Prix von Tschechien 2020 in Brünn angetreten, zeigte Franco Morbidelli tatsächlich sein bisher stärkstes Rennen als MotoGP-Pilot.

Vom dritten Startplatz übernahm Morbidelli mit seiner Petronas-Yamaha noch in der ersten Kurve die Führung von Teamkollege Fabio Quartararo. Anschließend verbrachte er zwölf der 21 Rennrunden an der Spitze und verbuchte damit seine ersten Führungsrunden in der Königsklasse.

Zum ersten Sieg reichte es für Morbidelli in Brünn zwar noch nicht ganz. Mit Platz zwei hinter Sensationssieger Brad Binder (KTM) aber hat der Italiener seinen ersten Podestplatz und damit sein bisher bestes Ergebnis als MotoGP-Pilot eingefahren.

Morbidelli: "Habe echte Chance"

"Ich freue mich sehr über diesen Podestplatz, denn den hatte ich mir das gesamte Wochenende über vorgenommen. Es war mir klar, dass ich hier eine echte Chance habe", spricht Morbidelli auf seinen starken Longrun an. Den hatte er direkt am Freitag in den Asphalt gebrannt.

Gegen Rennsieger Binder konnte Morbidelli in der zweiten Rennhälfte nicht zuletzt aufgrund der Reifen nichts ausrichten. Denn während der MotoGP-Rookie am Hinterrad seiner Werks-KTM die Medium-Mischung von Michelin montiert hatte, war die Petronas-Yamaha von Morbidelli mit dem weichen Hinterreifen bestückt.

"Ich wusste, dass er den Medium-Reifen drauf hat. Deshalb habe ich mich nicht großartig gewehrt, sondern einfach versucht, meine Maschine ins Ziel zu bringen", erklärt Morbidelli. Als Zweiter war er der bestplatzierte der vier Yamaha-Fahrer im Feld.

Erstes MotoGP-Podium: Erster Dank gilt Rossi

Bei Petronas-Yamaha befindet sich Morbidelli im zweiten Jahr. In seiner MotoGP-Karriere ist es aber das dritte Jahr, denn seine Rookie-Saison hatte er 2018 für Marc-VDS-Honda absolviert. Als damals frischgebackener Moto2-Weltmeister war der Italiener in die Königsklasse aufgestiegen. Dass er es soweit gebracht hat, verdankt er auch Valentino Rossi.

Schließlich lernte Morbidelli einst in der VR46-Akademie den einen oder anderen Kniff von "The Doctor". Noch heute duellieren sich die beiden häufig zum Spaß bei Dirt-Track-Rennen auf Rossis Ranch in Tavullia. Daher überrascht es wenig, wem Morbidellis erster Dank nach seinem ersten MotoGP-Podestplatz galt. Direkt auf der Auslaufrunde gab es die erste Umarmung mit Rossi, der das Rennen als Fünfter beendete.

"Dass ich überhaupt hier mitfahre, ist hauptsächlich sein Verdienst", so Morbidelli in der Pressekonferenz nach dem Rennen über Rossi und dessen Tipps in der VR46-Akademie: "Er hat zu einer Zeit an mich geglaubt als ich ein Niemand war."

"Ich wusste, dass es irgendwann mal merkwürdig sein würde, wenn wir gegeneinander Rennen fahren fahren", so Morbidelli über Rossi. Und er sagt weiter: "Für mich ist er wie ein Onkel, oder besser gesagt, wie ein großer Bruder. Deshalb wollte ich ihn nach dem Rennen einfach umarmen. Das war ein toller Moment."

Rossi gibt Lob an Morbidelli zurück: Schon seit dem Winter stark

Lehrmeister Rossi gibt im Namen der VR46-Akademie das Lob sofort an Morbidelli zurück: "Wir sind sehr stolz auf Franco. Er hat ein insgesamt großartiges Wochenende mit einem großartigen Rennen abgeschlossen. Er war zu jeder Zeit sehr schnell und sehr stark. Diesen Podestplatz hat er verdient. Er ist in diesem Jahr schon seit den Wintertests sehr stark."

Die Philosophie der VR46-Akademie, aus der es neben Morbidelli auch Francesco "Pecco" Bagnaia in die MotoGP-Klasse gebracht hat, erklärt Rossi so: "Wir sind sehr stolz auf Franco und die anderen Fahrer aus der Akademie. Ich würde sagen, wir arbeiten gut, denn wir helfen ihnen, ein gutes Team mit einem guten Motorrad zu finden. Es geht aber nicht nur darum, sondern auch um die Einstellung zum Rennsport generell."

"Wir haben es geschafft, Franco und 'Pecco' in guten Teams mit guten Bikes zu platzieren. Dort können sie zeigen, was sie drauf haben. In Zukunft können sie in der MotoGP-Klasse sicherlich eine große Rolle spielen", so Rossi über seine beiden Lehrlinge, die den Sprung in die Königsklasse jeweils nach dem Gewinn des Moto2-Titels geschafft haben.

Morbidelli in der WM auf Rang drei: "Jetzt so weitermachen"

Morbidelli rangiert in der MotoGP-Gesamtwertung 2020 nach drei Saisonrennen an dritter Stelle - und das, obwohl er beim zweiten Rennen in Jerez in aussichtsreicher Position liegend mit technischem Defekt ausgefallen ist. Den dritten Platz in der aktuellen WM-Tabelle hinter Petronas-Yamaha-Teamkollege Fabio Quartararo und Yamaha-Werkspilot Maverick Vinales will er aber nicht überbewerten.

"Meine dritte Position in der WM ist momentan keine große Sache, denn wir haben gerade mal drei Rennen hinter uns und noch elf weitere vor uns", sagt Morbidelli und weiter: "Daher ist es wirklich noch sehr früh. Natürlich freue ich mich, dass ich in der Tabelle recht weit oben stehe. Aber jetzt muss es darum gehen, das zu bestätigen und so weiterzumachen."

Apropos weitermachen: In der kommenden Saison werden Morbidelli und Rossi aller Voraussicht nach Teamkollegen sein. Denn der Lehrling ist bei Petronas-Yamaha für zwei weitere Jahre bis einschließlich 2022 bestätigt. Lehrmeister Rossi wird für 2021 "zu 99 Prozent" in dieses Team wechseln und dem Vernehmen nach einen Einjahresvertrag mit Option auf ein zweites unterschreiben. Im Gegenzug wechselt Fabio Quartararo ins Yamaha-Werksteam und übernimmt dort den Platz von Rossi.

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