Petronas 2022: Wer kommt für Rossi und Morbidelli?

12. Aug.
Wer beerbt Franco Morbidelli und Valentino Rossi im Petronas-Yamaha-Team?

Foto: Motorsport Images

Petronas steht vor einigen Hindernissen, um das Fahrer-Duo Valentino Rossi und Franco Morbidelli für 2022 zu ersetzen - vor allem Yamaha macht dem Team das Leben schwer.

Es galt als eines der spannendsten MotoGP-Projekte seit langem: 2019 wurde der Einstieg von Petronas-Yamaha in die MotoGP verkündet. Damals ahnte wohl niemand, dass das Team, das zum Maßstab unter den Satellitenteams werden wollte, drei Jahre später Probleme haben würde, neue Fahrer zu finden.

Die Sommerpause und damit die Saison-Halbzeit liegt hinter uns. Dennoch sucht das malaysische Team noch immer nach einem neuen Duo, das seine Farben ab 2022 repräsentieren soll. Das ist umso bemerkenswerter, weil SRT über jenen Prototypen verfügt, mit dem Fabio Quartararo 2021 die WM-Tabelle anführt und bis dato die meisten Siege einfuhr. Die große Frage, die sich fast zwangsläufig stellt: Wie konnte es überhaupt soweit kommen?

Die Antwort darauf lautet: Weil SRT nicht im Alleingang entscheiden kann. Denn das Team ist an Yamaha gebunden. Und die Japaner haben es bisher eher konditioniert als unterstützt. Abgesehen davon, dass der Hersteller für seine Prototypen dem Vernehmen nach viel mehr verlangt, als beispielsweise Ducati von seinen Kunden einstreicht, hat Yamaha seine Machtposition durchgesetzt, ohne auf die Wünsche seines Partners einzugehen.

Yamaha bedient sich beim Satellitenteam

Nach zwei Saisons, in denen Quartararo zum Star wurde, beförderte Yamaha ihn ins Werksteam und zwang gleichzeitig Petronas, Platz für Valentino Rossi zu machen. Der ist zwar unbestritten noch immer der größte Star dieses Sports. Doch der Altmeister passte überhaupt nicht in die SRT-Philosophie, die sich die Förderung junger Fahrer auf die Fahnen geschrieben hat.

Nachdem Maverick Vinales seinen ursprünglich bis Ende 2022 datierten Yamaha-Vertrag unlängst kündigte, wird der Hersteller aus Iwata Franco Morbidelli befördern. Der Italiener soll sich wieder eine Garage mit Quartararo teilen - so wie bei Petronas in den Jahren 2019/20.

Jetzt könnte man meinen, dass Yamaha dem Petronas-Team bei der Suche nach einem Morbidelli-Ersatz behilflich ist. Schließlich hat man sich ja auch zwei Saisons hintereinander beim "kleinen Bruder" bedient. Das Gegenteil ist der Fall: Yamaha ist weit davon entfernt, mit SRT an einem Strang zu ziehen.

Petronas sind die Hände gebunden

Und dem Satellitenteam sind die Hände gebunden, wenn es um die Verpflichtung von Fahrern geht. Angesichts der beschriebenen Erfahrungen verwundert es kaum, dass das Team auf Suzuki als neuen Partner hoffte. Doch die Japaner haben ihre Pläne, ein eigenes Satellitenteam ins Leben zu rufen, vorerst erneut auf Eis gelegt.

An einem Rossi-Ersatz arbeitet Petronas schon seit Monaten, obwohl der Italiener seinen Rückritt zum Saison-Ende kürzlich erst offiziell machte. Petronas' erste Wahl für den scheidenden Altmeister war immer Raul Fernandez. Unter anderem auch deshalb, weil der junge Spanier glaubt, dass er seine Stärken auf der M1 am besten ausspielen kann.

Nach mehreren Anläufen stieß SRT-Chef Razlan Razali bei seinen Bemühungen aber nicht nur bei KTM auf taube Ohren. Die Österreicher waren nicht gewillt, ein weiteres Nachwuchs-Talent an einen Konkurrenten zu verlieren. So wie schon Jorge Martin, den es zu Ducati zog.

Und: Yamaha hat eine Reihe von Vereinbarungen mit KTM getroffen, einige davon gehen sogar über die MotoGP hinaus. Ein Abwerben von Fernandez durch SRT hätte damit leicht als Akt der Illoyalität des japanischen Herstellers gegenüber KTM interpretiert werden können.

Scheitert Bezzecchi-Deal am Geld?

Mit Morbidelli im Yamaha-Werksteam und Fernandez bei Tech 3 konzentrierte sich SRT nun darauf, Bezzecchi ein Angebot zu unterbreiten. Eine Offerte, die auf sportlicher Ebene viel attraktiver klingt als auf wirtschaftlicher. Demnach würde Bezzecchi die M1 bekommen, die ursprünglich Morbidelli zugestanden hätte (also das 2022er-Modell).

Allerdings "nur" mit einem Gehalt von etwa 200.000 Euro pro Jahr. Und damit weit unter dem, was Morbidelli bei Petronas eingestrichen hätte. Vor einer Woche war Razali noch sicher, dass der Deal klappen würde. Zuletzt in Spielberg stand aber alles auf "Standby".

"Das Problem ist, dass die Angebote von Petronas weit unter dem Niveau der Fahrer liegen, die sie suchen", erklärte dazu der Agent von einem der Fahrer, die auf der offenbar recht langen Liste stehen sollen. Neben Bezzecchi sollen darauf die Namen Lecuona, Xavi Vierge, Augusto Fernandez und sogar Darryn Binder zu finden sein. Letzerer würde sogar direkt von der Moto3 in die Königsklasse und damit "doppelt" aufsteigen.

Noch viel Arbeit also für Razlan Razali und seine Mitstreiter. Es scheint, als würde die Fahrersuche bei Petronas für die Zeit ab 2022 - und damit ohne Rossi und Morbidelli - noch ein ganze zeitlang weitergehen...

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