Die Formel 1 zieht es in die USA: Glamour, Dollar, Einfluss

19. Okt.

Foto: GEPA pictures/ XPB Images/ Moy

Investoren aus den USA entdecken Teams als Wertanlage, 2022 kommt ein zweites US-Rennen. Die Amerikanisierung der Formel 1 schreitet unter Eigner Liberty Media voran.

In den USA ist bekanntlich vieles eine Nummer größer. Autos, Kühlschränke, die Portionen im Diner - oder Bodenwellen auf einer Rennstrecke. Der Circuit of The Americas in Austin, wo die Formel 1 am Sonntag (ab 23:50 Uhr im Re-Live bei ServusTV Österreich sowie im Livestream auf servustv.com/sport und in allen Apps) für das 17. von 22 Saisonrennen gastiert, ist für seine holprige Fahrbahn bei den Piloten um Lewis Hamilton und Sebastian Vettel gefürchtet.

Bis zum Eintreffen der Königsklasse sollen in Texas die gröbsten "Sprungschanzen" (Vettel) beseitigt sein. Klagen über eine marode Asphaltpiste dürfen den Großen Preis der USA nicht trüben. Das Formel-1-Rennen muss ein Erfolg werden. Es geht um viel.

Formel 1: Aktuelle Videos
+ mehr zu Formel 1

Formel 1: "Wir wollen unseren amerikanischen Fans zeigen, wer wir sind"

Glamour, Geltung, Geld - die Formel 1 hat den lukrativen US-Markt längst als Hotspot der Zukunft ausgemacht. "Die USA sind für uns eine große Herausforderung. Wir müssen sicherstellen, dass wir sie richtig angehen", sagte F1-Boss Stefano Domenicali. "Wir wollen unseren amerikanischen Fans zeigen, wer wir sind."

Vergangene Versuche, den in Europa geprägten Sport im Land von NASCAR und der IndyCar-Serie nachhaltig zu etablieren, scheiterten. Es wurde auf dem Stadtkurs von Long Beach in Kalifornien gefahren. Es fanden Rennen auf dem Parkplatz des Caesars Palace in Las Vegas statt, in Detroit, Dallas, Phoenix. Veranstaltungen wie das Farce-Rennen von 2005 in Indianapolis schadeten dem Ansehen der Formel 1 auf der anderen Seite des Atlantiks jedoch.

Nach fünfjähriger US-Pause ist Austin/Texas seit 2012 Gastgeber des Großen Preises der USA, bislang mit Erfolg. 2022 kommt in Miami/Florida ein zweites US-Rennen hinzu. Die Möglichkeit eines dritten US-Rennens wollte Domenicali zuletzt nicht ausschließen.

2022: Rekordkalender mit 23 Rennen

Cash is King. In der Formel 1 ist das keine neue Erkenntnis. Zur kommenden Saison plant der US-Eigner Liberty Media mit dem Rekordkalender von 23 Rennen. Der einstige Kernmarkt Europa verliert an Bedeutung. Die USA werden wichtiger - und sollen mit ihrem Glanz und Glitzer auch ein kulturelles Gegengewicht zu den arabischen Wüstenrennen bieten.

Beim amerikanischen Publikum kommt das gut an. Ein gesteigertes Interesse ist erkennbar, der Vorverkauf für Miami läuft dem Vernehmen nach blendend. Angetrieben wird er nicht zuletzt auch durch die erfolgreiche Netflix-Dokuserie "Drive to Survive", die vor allem das junge Publikum anspricht. "Netflix hat Leute, die sich nicht mit der Formel 1 beschäftigt haben, über Nacht zu Hardcore-Fans gemacht", sagte McLaren-CEO Zak Brown.

Der 49-jährige Kalifornier kennt dabei auch die andere Seite des gestiegenen US-Einflusses in der Formel 1. Der Traditionsrennstall McLaren verkaufte Ende 2020 Anteile an eine US-Investmentfirma (MSP Sports Capital). Vertreter des Williams-Rennstalls bezeichneten den US-Grand-Prix nach der Übernahme durch die US-Investmentgruppe Dorilton Capital als zweites Heimrennen.

Michael Andretti: Millionendeal mit Sauber?

Die nächste große Übernahme ist offenbar schon in Planung. Ex-Formel-1-Pilot Michael Andretti (59) steht angeblich vor einem Millionendeal mit dem Schweizer Traditionsrennstall Sauber, der momentan in der Formel 1 unter dem Namen Alfa Romeo antritt. "Wenn sich die Chance bietet, den Andretti-Namen zurück in die F1 zu bringen, würden wir drauf anspringen", zitierte racefans.net einen Andretti-Sprecher. 

Womöglich würde Andretti dann auch den ersten amerikanischen Stammfahrer seit Scott Speed (2007) in die Formel 1 holen. Der zweite Sitz bei Alfa Romeo neben Valtteri Bottas ist das letzte freie Cockpit für 2022. (SID/red.)

Empfohlene Videos