Dinner for One mit dem VSV: Das ist neu in Villach

6. Sept.

Same procedure as every year? Von wegen! Die Kärntner Traditionsvereine VSV und KAC haben sich und ihr Umfeld stark verändert. Auch wenn unterschiedliche Ausgangspositionen vorliegen, so lautet das Motto in Villach und Klagenfurt anders als in vergangenen Jahren schlicht „I’ll do my very best“, wie Martin Pfanner bei einem Dinner for One mit den Clubs erfahren durfte. Teil 1: Der VSV.

Text: Martin Pfanner // Auf Twitter: @mpfanner  // Auf Instagram: @martinpfanner

An dieser Stelle findet ihr fortan in unregelmäßigen Abständen Einschätzungen der Servus-Hockey-Night-MitarbeiterInnen zur Spielzeit 18/19. Ob VOR, WÄHREND, oder NACH der Saison, es gilt: immer subjektiv und auf eigenen Beobachtungen beruhend. Darüber hinaus: Immer fair, aber manchmal kontrovers.

Panaceo VSV: "Zeit und Nerven"

Das ist – salopp von Markus Kerschbaumer formuliert – was man in Villach 2018/19 benötigt.

Nun ist beim Panaceo VSV der Namenssponsor eine der offensichtlichsten Veränderungen. Aber auch innerhalb des Vereins wurde ordentlich umgebaut. Nach der verpatzten Vorsaison, die den Adlern zum zweiten Mal in Serie die Zuschauerrolle in den Playoffs beschert hat, musste gehandelt werden.

Von links nach rechts: Head Coach Gerhard Unterluggauer, Torwart-Trainer Markus Kerschbaumer und Vorstand Sandra Kreiner

Der neue Chef an der Drau ist mit Gerhard Unterluggauer ein Tausendsassa, der mit mindestens ebenso vielen Wassern gewaschen ist. Trainer, sportlicher Leiter, Scout, Networker sind nur ein paar Rollen, die der ehemalige Kapitän der Villacher in Personalunion ausfüllt. Mit ihm befindet sich zum ersten Mal seit 05/06 (Kurt Harand in Linz) und damit seit 13 Jahren wieder ein Österreicher auf der Position des Head Coaches, wenn der erste Puck der Erste Bank Eishockey-Liga-Saison fällt.

Unterluggauer: Der Networker

Die spannendste Komponente ist aktuell der Networker Unterluggauer. Das Netzwerk ist in Heilbronn (DEL2) sicher nicht kleiner geworden, der Erfahrungsschatz diametral gestiegen. Auch wenn mit der heurigen Kooperation und dem damit verbundenen Kompetenz-Austausch der Heilbronner Falken mit den Adler Mannheim (DEL) die Komponente „Erfahrung“ nochmals erweitert hätte werden können, so war der Ruf der Heimat doch (zu) verlockend (kurios, dass somit Ex-KAC-Nachwuchs- und zuletzt Team Austria U-20-Trainer Alexander Mellitzer als neuer Falken-Head Coach in den Genuss dieser Kooperation kommen wird, Anm.).

Den darbenden Drau-Club wieder auf Vordermann zu bringen: für die Club-Legende Unterluggauer spürbar eine Herzensangelegenheit. Zwei Beobachtungen:

  • Während vor geraumer Zeit noch das „M“-Wort für Meister zumindest ab den Playoffs vorsichtig in den Mund genommen wurde, so meidet man aktuell gar das „P“-Wort für Playoffs. Zu tief sitzt scheinbar noch der Stachel der verkorksten Vorsaison. Das Zauberwort der Saison 18/19 lautet „Entwicklung“. Und so abgedroschen das in der durch nordamerikanische Einflüsse weichgespülten Hockey-Sprache auch klingen mag, so glaubhaft legt Unterluggauer danach die Blaupause für eben jene Entwicklung dar. Die Jungen  „marschieren“ (O-Ton Unterluggauer) im Training und geben damit den Takt vor. Die Führungsspieler dürften heuer auch mit Fug- und Recht als solche bezeichnet werden können. Und auch wenn Abgänge wie Benjamin Petrik schmerzen (er beginnt im Dezember die Ausbildung in der Polizeischule), so glaubt man in punkto Tiefe mit hungrigen Österreichern gut aufgestellt zu sein.
  • Auf die Frage, wie man es denn geschafft habe die Liga-Veteranen Jamie Fraser und Jerry Pollastrone (nicht weniger als tragende Führungsrollen und „difference maker“-Status werden hier erwartet) von Wien loszueisen, ob man gezielt diese Cracks ausgewählt hatte, einfach früher dran war, das bessere Angebot hatte oder ob es einen anderen Grund gab, folgt: eine kurze Pause. Zurücklehnen. Grinsen. Schulter zucken. Und weiter zum nächsten Thema. Auch das ist Gerhard Unterluggauer.

Zur Seite steht dem ehemaligen Verteidiger neben Assistant Coach Markus Peintner auch weiterhin Markus Kerschbaumer. Dessen oft gelobte Torhüterausbildung wurde erst im Frühjahr wieder geadelt als Salzburg Kerschbaumers „Absolventen“ Lukas Herzog erfolgreich geködert hat. Keine Frage: gut für Herzog, weniger für den VSV. Dafür wird der gute Ruf der Kerschbaumer’schen Qualitätsarbeit auch außerhalb der Landesgrenzen vernommen. Für Neo-Goalie Dan Bakala, dem bessere Angebote vorgelegt worden sein sollen, war nicht zuletzt diese Komponente mit einer der Gründe für die Entscheidung pro Villach. Nebst der Tatsache, dass das Netzwerk des Gerhard U. auch hier gegriffen haben dürfte, versteht sich. Aber – kennen wir ja schon – zurücklehnen, grinsen und weiter zum nächsten Thema. Lukas Schluderbacher ist als nomineller Backup in Kerschbaumers „Akademie“ neu immatrikuliert. Aus Lustenau gekommen wird es für Schluderbacher mit 24 Jahren sicherlich eine der letzten Chancen sein, sich in Österreichs höchster Spielklasse beweisen zu können.

Die letzte Chance für Lukas Schluderbacher?

Panaceo VSV: Hinter den Kulissen (der Stadthalle)

Neben dem Umbau auf dem Eis ist auch hinter den Kulissen die Neuausrichtung vorerst abgeschlossen. Neu ist mit René Wild der Team Manager. Der neue Vorstand wurde von der Geschäftsführung im Mai komplettiert. Ebenfalls im Vorstand vertreten: Sandra Kreiner, die nach innen und nach außen am neuen und alten Bild der Villacher arbeitet. Der familiäre Charakter soll erhalten bleiben, die Marke geschärft und nicht zuletzt die Bindung zu den Fans intensiviert werden. Erste vorsichtige Anzeichen dass die Arbeit fruchtet: die Kartenvorverköufe haben im Vergleich zur Vorsaison zugelegt und auch infrastrukturell wird nachgebessert. Die Villach-Fans erwartet zum ersten Heimspiel in gut einer Woche ein brandneuer Videowürfel in der Stadthalle.

Villacher Stadthalle: Kommt die zweite Eisfläche?

Apropos Stadthalle. Das 1969 eröffnete und Anfang der Neunziger renovierte Gebäude hat nicht nur sportlich sondern auch baulich die besten Jahre hinter sich. Die so dringend benötigte und oft versprochene zweite Eisfläche könnte – so lautet es unisono – 2019 tatsächlich in trockenen Tüchern sein. Noch immer ein paar Konjunktive, aber als Eishockey-Fan, Nachwuchs-Crack oder schlicht Hobby-Sportler aus dem Großraum Villach darf man 2019 diesbezüglich mit so viel Hoffnung wie selten zuvor entgegenblicken. Von wegen „same procedure as every year“

Die hieb- und stichfeste Prognose:

Am Playoff-Tisch sind bekanntlich nur acht Plätze frei. Das Bauchgefühl sagt aktuell, dass der Panaceo VSV dort wieder Gast sein wird. Wie weit die Reise aber tatsächlich geht entscheidet beim „Mittelständler“ (O-Ton Kerschbaumer), wie so oft, ob die Leistungsträger verletzungsfrei bleiben und letztlich wohl auch wie viele Spiele Dan Bakala vielleicht sogar im Alleingang gewinnen kann.

Am Freitag folgt Teil 2: „Dinner for one mit dem KAC“ oder ein Treffen mit Petri Matikainen und Johannes Reichel

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