Djokovic, Nadal über US Open: „Thiem hat den Titel verdient“

14. Sept.
Human, Person, Finger

Foto: GEPA pictures/ Camille Farges

Nach seinem Sieg bei den US Open gab es für Dominic Thiem Lob von Djokovic und Nadal. In der Weltrangliste liegt Thiem nur mehr 725 Zähler hinter Nadal.

Die vor Dominic Thiem in der Tennis-Weltrangliste liegenden Novak Djokovic und Rafael Nadal haben das US-Open-Finale in Rom verfolgt, wo sie diese Woche beim Masters-1000-Turnier aufschlagen. Beide hoben in ihren Stellungnahmen bei Pressekonferenzen hervor, dass sich Thiem den Titel verdient habe.

Djokovic hat das Endspiel bis zum Ende des vierten Satzes verfolgt. "Zverev war die ersten beiden Sätze beeindruckend, Kompliment an ihn und auch an Dominic. Beide haben große Tennis-Qualitäten und können auf allen Belägen Titel und Grand Slams gewinnen. Thiem hat den Titel wahrscheinlich mehr als jeder andere verdient. Ich weiß aus Erfahrung, dass der erste Grand-Slam-Erfolg eine große Erleichterung ist. Man fängt an, mehr an sich zu glauben und hat weniger Druck."

Beeindruckt hat den 33-jährigen Serben vor allem der Ausdruck der Freundschaft der beiden Finalisten abseits der Rivalität im Match. "Das ist es, was den Sport ausmacht. Respekt, Wertschätzung und Freundschaft", schrieb er auf Twitter. Zverev und Thiem hätten demonstriert, was am meisten zähle, "Liebe und Respekt füreinander". Die beiden hätten der Tenniswelt ein fantastisches Match gegeben.

Nadal gibt in der italienischen Hauptstadt seinen Erstauftritt nach dem Corona-Ausbruch in Europa. Der Spanier fühlte zunächst einmal mit dem unterlegenen Finalisten mit. "Es tut mir leid für Sascha, er war nah dran. Aber auch wenn er ein großes Finale gespielt hat, auf dem Weg dorthin war Dominic etwas besser, deshalb hat er es verdient", sagte der 34-Jährige. "Sascha wird noch mehr Chancen in der Zukunft bekommen."

Nach Umarmung mit Zverev: "Wollten diesen Moment teilen"

Als sich Dominc Thiem und Alexander Zverev nach dem Fünf-Satz-Krimi im Finale der US Open begegneten und freundschaftlich in die Armen fielen, verstießen sie gegen die geltenden Hygiene-Vorgaben. Wegen der Coronavirus-Pandemie waren die sonst obligatorischen Handschläge am Netz nach den Matches verboten, stattdessen klopften die Spielerinnen und Spieler ihre Tennisschläger aneinander.

Zverev aber ging nach der Niederlage auf die andere Seite des Platzes und nahm seinen Kumpel in den Arm. "Nun, wir sind wirklich sehr gute Freunde. Wir haben eine langjährige Freundschaft und Rivalität. Ich glaube, wir sind beide vielleicht 14 Mal negativ getestet worden. Wir wollten einfach diesen Moment teilen", sagte der neue US-Open-Champion Thiem. "Ich denke, dass wir niemanden in Gefahr gebracht haben und dass das von daher in Ordnung war."

Als Dritter nur Punkte 725 hinter Nadal

Sein US-Open-Triumph hat Dominic Thiem in der Tennis-Weltrangliste mit 1.990 Zusatzpunkten bis auf 725 Zähler an den zweitplatzierten Rafael Nadal (ESP) herangebracht. Auch der führende Novak Djokovic (SRB) ist nur noch 1.735 Punkte vom Österreicher entfernt. Der Vorsprung Thiems auf den viertplatzierten Roger Federer (SUI) beträgt nun 2.495 Zähler. Finalist Alexander Zverev (GER) blieb Siebenter.

Ungewöhnlich nach einem Grand Slam, dass die Top Neun in der Reihenfolge unverändert geblieben sind. Das ist vor allem eine Folge des wegen der Corona-Krise von 12 auf 22 Monate verlängerten Durchrechnungszeitraums, Punkte eines allfälligen besseren Abschneidens eines Spielers 2019 blieben in der Wertung.

Thiem: Erstes neues Grand-Slam-Siegergesicht seit US Open 2014

21 Tennis-Grand-Slams sind vorübergegangen, ohne dass es ein neues Herren-Siegergesicht gegeben hat. Dominic Thiem hat diese von Novak Djokovic (SRB), Rafael Nadal (ESP), Roger Federer, Stan Wawrinka (beide SUI) und Andy Murray (GBR) gehaltene Serie bei den US Open - als erster in den Neunzigern geborener Major-Sieger - unterbrochen, machte es damit Marin Cilic (CRO/US Open 2014) nach.

Thiem: Fünfter Major-Sieger in Open Era nach 0:2-Satzrückstand

Erst das fünfte Mal in der Open Era (seit 1968) ist es passiert, dass ein Tennisspieler ein Grand-Slam-Finale nach einem 0:2-Satzrückstand noch zum Triumph gedreht hat. Es ist erstmals seit 2004 und erstmals außerhalb der French Open gelungen, indem Thiem Zverev besiegt hat.

In Paris haben dies Größen wie Björn Borg (SWE/1974), Ivan Lendl (CZE/1984) und Andre Agassi (USA/1999) hinbekommen. Bei den seit 1881 gespielten US Open ist ein solcher Coup das erste Mal seit 71 Jahren und das erst insgesamt fünfte Mal realisiert worden. Vor 1949 hatte es auch in den Endspielen 1912, 1922 und 1947 Sieger nach 0:2-Satzrückständen gegeben. Thiem wurde übrigens laut ATP-Angaben zum 55. Grand-Slam-Champion der Open Era sowie der 150. der Major-Geschichte bei den Herren.

Ex-Thiem-Coach Bresnik: "Es war eine mentale Meisterleistung"

Einen sicher nicht unwesentlichen Anteil am ersten Tennis-Grand-Slam-Titel von Dominic Thiem hat sein langjähriger Coach Günter Bresnik. Der 59-Jährige war bis vor rund eineinhalb Jahren Thiems Langzeittrainer und noch bis in den Mai 2019 dessen Manager. In diesen Positionen folgten Bresnik der Chilene Nicolas Massu bzw. Herwig Straka nach. Im Ö1-Morgenjournal nahm Bresnik am Montag Stellung.

Er hatte sich vor dem Fünfsatz-Finale gegen den Deutschen Alexander Zverev einen klaren Verlauf zugunsten seines Ex-Schützlings erwartet: "Ich hätte gesagt, dass das Dominic als klarer Favorit und besserer Spieler wesentlich schneller machen würde. Deshalb war es im Endeffekt entscheidend, wie Dominic mit einem 0:2-Satzrückstand, den wirklich keiner erwartet hat, umgegangen ist. Und das war für mich wieder tief beeindruckend. Das sind diese außergewöhnlichen Qualitäten, die Dominic einfach hat seit er ein Jugendlicher ist."

Noch in der Nacht nach dem verwerteten Matchball hätten ihm diese Außergewöhnlichkeit andere Experten telefonisch bestätigt. "Für mich war das eine mentale Meisterleistung." Der Weltranglistendritte sei im US-Open-Feld mental und noch wichtiger körperlich und spielerisch wahrscheinlich der Beste gewesen. "Wahrscheinlich ist (Novak, Anm.) Djokovic der Einzige, der ihm da derzeit noch das Wasser reichen kann. Der hat sich da selber rausgespielt (Disqualifikation im Achtelfinale, Anm.)." (APA/red.)

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