Dominic Thiem: „Ich habe einiges aufarbeiten müssen“

8. März
Person, Human, Tennis

Foto: GEPA pictures

Für Dominic Thiem geht es nach dem frühen Aus bei den Australian Open nun in der Wüste weiter: Er schlägt in Doha und Dubai auf.

Seit dem Valentinstag hat man von Dominic Thiem kein Tennismatch mehr gesehen. Eine glatte Dreisatz-Niederlage im Achtelfinale der Australian Open gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow bedeutete das frühe Aus beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Ein bitterer Rückschlag für den damals auch angeschlagenen 27-jährigen US-Open-Sieger. Dieser ließ ihn außerdem auch erstmals aus den Top 3 fallen. Nun geht es für Thiem bei den "Wüsten"-Turnieren in Doha und Dubai weiter.

Das frühe Aus in Melbourne hat bei Dominic Thiem Spuren hinterlassen, wie er im Blog auf seiner Website zugegeben hat. "Ein rabenschwarzer Tag beendete meinen Grand-Slam-Traum in Melbourne brutal. Ich habe einiges aufarbeiten müssen, alles genau analysiert", berichtete der Lichtenwörther. Nach einigen Tagen Pause hat er sich in der Akademie in Traiskirchen auf die nächste Turnierphase vorbereitet. Mittlerweile ist Thiem in Doha gelandet.

"Zwei Wüsten-Abenteuer in den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen auf dem Programm. An Doha habe ich eigentlich keine guten Erinnerungen", gestand Dominic Thiem. 2013 schied er nach erfolgter Qualifikation in Runde eins aus, 2018 kam er zwar bis ins Halbfinale. Aber: "Da musste ich allerdings vor dem Match gegen Gael Monfils wegen einer Verkühlung rausziehen." 2019 gab es ein Auftakt-Aus.

Dominic Thiem: Erst einmal in Dubai gespielt

"Was ich mir erwarte? Ehrlich - ich kann es nicht genau sagen, wo ich stehe. Ich will möglichst rasch meinen Rhythmus finden, mit Siegen Selbstvertrauen tanken und gute Matches abliefern", meint Dominic Thiem. Er hofft auf einen Erfolgslauf wie einst Stefan Koubek, der 2003 in Doha seinen größten Titel gewonnen hat. In Dubai hat Thiem übrigens überhaupt erst einmal gespielt und 2015 gleich zum Auftakt verloren.

Weder von Doha noch von Dubai wird er viel mitbekommen, weiß Dominic Thiem. "Unser Leben in der künstlichen ‚Tennis-Blase‘ geht weiter. Auch wenn die Regeln vielleicht nicht ganz so streng wie bei den Grand Slams sind." Allerdings gab es endlich ein Wiedersehen mit seinem Coach Nicolas Massu. Der Chilene hatte wegen einer Corona-Erkrankung nicht zu den Australian Open reisen können.

Dominic Thiem ist in Doha topgesetzt und bekommt es nach einem Freilos gleich mit dem Sensationsmann von Melbourne zu tun. Der Russe Aslan Karatsev, der übrigens nur einen Tag jünger ist als Thiem, hatte gegen den Katari Mubarak Shannan Zayid erwartungsgemäß beim 6:4, 6:0 keine Mühe. Es ist nun das erste Aufeinandertreffen Thiems mit dem Australian-Open-Halbfinalisten.

Dominic Thiem: "Australien war ein komischer Trip"

"Es hat schon eine Zeit gedauert, bis ich das Ganze verdaut habe. Die ganze Reise war anstrengend in Australien mit Quarantäne. Es war ein sehr komischer Trip." Für den er sich viel mehr erwartet hatte, weil er sich selbst die Latte richtig hoch gesetzt hatte. "Das macht die ganze Sache natürlich sehr schwierig. Ich bin aus Australien mit einem richtig schlechten und auch traurigen Gefühl abgereist, weil ich in der vierten Runde verloren habe."

Die Erwartungshaltung an sich selbst habe sich "speziell nach dem Sieg bei den US Open" schon geändert. "Es zählt halt bei jedem Turnier, in dem ich antrete, fast nur noch der Sieg." Dies sei ein Umstand, in den man erst hineinwachsen müsse.

"Ich bin ein bisserl anders als die ganz jungen Spieler, die schon richtig jung immer gewohnt waren, bei jedem Turnier Favorit zu sein. Ich bin langsamer in diese Rolle reingewachsen", erklärt der 17-fache Turniersieger und vierfache Major-Finalist. Dies sei eben ein Prozess. "In Australien habe ich das nicht so gut gemeistert, aber die nächste Chance kommt jetzt und kommt im Tennis zum Glück fast jede Woche." Vor Australien sei ihm der Druck, den Dominic Thiem sich selbst macht, "ein bisserl über den Kopf gewachsen".

Thiem zu Bresnik: "War wichtig, ein klärendes Gespräch zu haben"

Das will Dominic Thiem jetzt aber abhaken. "Doha ist eine gute Chance, Selbstvertrauen zu tanken. Es ist eines der letzten Turniere auf Hardcourt. Deshalb will ich da gut abschneiden und hoffe, dass ich einen halbwegs guten Start erwische am Mittwoch."

Abgehakt ist auch der Konflikt hinter den Kulissen mit Ex-Coach und -Manager Günter Bresnik. "Es hat eine Einigung gegeben. Es war natürlich auch wichtig, ein klärendes Gespräch zu haben nach so langer Zeit und somit ist die Sache jetzt auch erledigt. Jetzt gilt der volle Fokus wieder dem Sportlichen."

Zu Ideen von Novak Djokovic und Co., wegen der Coronavirus-Pandemie mehrere Turniere an einem Ort auszutragen, gab sich Dominic Thiem abwartend. "Das kommt drauf an wie sich die Pandemie entwickelt, wie sich die Situation in den verschiedenen Ländern entwickelt. Ich habe nur gehört, dass zum Beispiel Madrid auf einem sehr guten Weg ist, dass sie das Turnier veranstalten können. England ist überhaupt auf einem sehr guten Weg, auch mit den Impfungen."

Dominic Thiem hofft, dass man in Wimbledon zur Normalität zurückkehren wird. "Wenn es sich in den nächsten Wochen in die richtige Richtung entwickelt, dann kann man die Tour schon so spielen, wie es geplant ist." Bei einer Verschlechterung sei die Variante mit mehreren Turnieren am gleichen Schauplatz überlegenswert. Weil es eben für die Spieler aus so vielen verschiedenen Ländern mit Anreise und Quarantäne-Situationen sehr schwierig ist.

Hauptaugenmerk in Doha: Das Comeback von Roger Federer

Das Hauptaugenmerk in Doha wird aber nicht auf Dominic Thiem liegen, sondern auf der Nummer zwei des mit 890.920 Dollar dotierten ATP-250-Turniers. Der Schweizer Superstar Roger Federer gibt nämlich nach über 400 Tagen Verletzungspause und zwei Knieoperationen sein mit Spannung erwartetes Comeback. Und trifft nach einem Freilos entweder auf den Franzosen Jeremy Chardy oder den Briten Daniel Evans. Das Turnier ist mit vier Spielern aus den Top 11 stark besetzt. Thiems möglicher Viertelfinalgegner wäre der Weltranglisten-13. Roberto Bautista Agut aus Spanien.

Auf das mit Spannung erwartete Comeback von Roger Federer freut sich auch Dominic Thiem. "Ich denke, dass alle es lieben, ihn Tennis spielen zu sehen. Sogar ich, der eigentlich ein Rivale von ihm ist", sagte der Lichtenwörther. "Es sieht so schön, so leicht aus. In gewisser Weise bin ich immer noch ein Fan von ihm und daher freue mich sehr, dass er wieder da ist", sagte der ÖTV-Star. (APA/red.)

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