Doping-Fall Iannone: „Wäre er schuldig, hätte er sich anders verhalten“

18. Feb.
LAT

Seit Monaten saß Andrea Iannone nicht mehr auf seiner Aprilia RS-GP

Der letzte Vorsaison-Test der MotoGP rückt näher, und noch immer gibt es kein Urteil im Doping-Fall Andrea Iannone - jetzt stärkt der Dorna-Boss dem Aprilia-Star den Rücken.

Seit Andrea Iannone am 17. Dezember aufgrund einer positiven Doping-Probe gesperrt wurde, ist seine Zukunft in der MotoGP ungewiss. Eine erste Anhörung vor Gericht endete ergebnislos. Nun steht nach dem Sepang-Test auch der letzte Vorsaison-Test in Katar (22. - 24. Februar) für den Italiener auf der Kippe.

Und nicht nur der, schließlich findet schon zwei Wochen später der erste Grand Prix des Jahres statt. Dass sich der Fall bis dahin löst, wird mit jedem Tag, der ergebnislos verstreicht, unwahrscheinlicher. Dabei hatte sich Iannone eigens einer Haar-Analyse im Antidoping-Zentrum von Turin unterzogen, um den Doping-Vorwurf gegen ihn zu entkräften.

Tatsächlich konnten darin keine Spuren von Drostanolon festgestellt werden. Also jener Substanz, die in geringen Mengen in Iannones Urin nachgewiesen worden war. Die Anklage erbat daraufhin mehr Zeit, um die neue Beweislage ihrerseits zu analysieren. Ob sie von ihrer Forderung der Höchststrafe abweichen wird, ist derzeit noch unklar.

Iannone bekommt Rückendeckung vom Dorna-Boss

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta hofft auf ein gütliches Ende. Zwar stellt er klar: "Ich bin natürlich komplett gegen Doping. Aber ich denke, dass seine Schuld vollständig bewiesen werden muss." Und so, wie sich die Situation für ihn darstellt, glaubt der Spanier nicht, dass Iannone wissentlich gedopt und sich folglich schuldig gemacht hat.

"Ich habe Andrea seitdem zwei oder drei Mal gesehen. Und natürlich kann ich mich nicht in irgendeiner Weise in die Entscheidung einmischen. Aber er hat mir mehrere Dinge erzählt. Unter anderem, wann die Probe für die Doping-Kontrolle in Malaysia genommen wurde", erinnert sich Ezpeleta im Gespräch mit 'GPOne.com'.

"Er hat den WADA-Vertreter gesehen, der dort die Probe genommen hat. Und anstatt ihn warten zu lassen, was er ohne weiteres hätte tun können, oder in der Zwischenzeit viel Wasser zu trinken, ließ er ihn sofort hinein und gab seine Probe ab. Aus diesem Grund war die Konzentration sehr hoch. Hätte er vorher was getrunken, wäre es womöglich anders gelaufen."

Ezpeleta fordert eigene Doping-Liste für die MotoGP

Der Dorna-Boss ist überzeugt: Ein schuldiger Iannone hätte sich anders verhalten. "Wenn jemand eine Substanz nimmt, von der er weiß, dass er sie nicht nehmen darf, und eine Probe abgeben muss, ist er so schlau und lässt sich Zeit. Das war aber nicht der Fall. Was Andrea mir gesagt hat, ist wahr. Ich habe es überprüft", sagt Ezpeleta.

"Dann hat er den Haar-Test gemacht, und das bestätigt auch gewisse Dinge. Es liegt nicht an mir, das zu entscheiden. Aber all diese Elemente bringen mich dazu, über bestimmte Dinge nachzudenken. Es wird geeignete Leute geben, die die richtigen Entscheidungen treffen können." Hier sieht der Spanier auch die FIM in der Pflicht.

"Meiner Meinung nach sollte sie eine Liste von verbotenen Substanzen beim Motorradfahren vorlegen. Und nicht dieselbe Liste wie beispielsweise in der Leichtathletik. Ich will, dass es diese Liste gibt, und dass die WADA sie akzeptiert. Aber ich warte auf die Entscheidung. Meiner Meinung nach ist niemand schuldig, bis seine Schuld bewiesen ist."

Diesem Credo folgt auch Iannones Arbeitgeber Aprilia, der trotz der Doping-Affäre am Italiener festhält. In der Hoffnung auf ein mildes Urteil plant man in der Zwischenzeit mit Testfahrer Bradley Smith, der die ersten Rennen ersatzweise bestreiten könnte. Eine Dauer-Lösung ist das aber freilich nicht - weder für Aprilia, noch für Iannone...

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