Dovizioso zu Ducati-Abschied: „Es ist die spezielle Einstellung der Italiener“

8. Sept.
GP-Fever.de

Foto: (C) GP-Fever.de

Man dringe bei Ducati mit Ansagen nicht durch. Das bestätigt auch Casey Stoner.

Nach acht Jahren wird Andrea Dovizioso Ducati verlassen. Es war eine persönliche Entscheidung des dreimaligen MotoGP-Vizeweltmeisters. "Es war schwierig, aber aus mehreren Gründen eigentlich nicht. Es ist nicht von einem Tag auf den anderen passiert", meint er.

Sein Verhältnis mit Motorsportchef Gigi Dall'Igna soll nicht das Beste sein. Im vergangenen Jahr gab es rund um den Sachsenring Diskussionen, denn man soll unterschiedlicher Meinung gewesen sein. Dass das der Grund für Doviziosos Abschied ist, spricht er zwar nicht deutlich aus.

Aber er sagt soviel: "Wenn man mit Italienern arbeitet, dann ist das sehr schön. Man kann gemeinsam etwas fast Unmögliches erreichen." Denn Dovizioso führte Ducati nach den Rossi-Jahren gemeinsam mit den Ingenieuren aus der Krise.

"Bei Ducati gibt es besondere, intelligente und clevere Leute", betont "Desmo Dovi" und fügt hinzu: "Andererseits ist es auch sehr schwierig, weil die Einstellung der Italiener speziell ist. Es ist nicht immer einfach, eine Übereinstimmung zu finden."

"In diesen Jahren gab es viele Auseinandersetzungen, weil wir nicht immer die gleichen Ideen hatten, wie wir arbeiten sollten. Es war hart und es gab Höhen und Tiefen. Ich war aber immer auf die Meisterschaft konzentriert."

Stoner: "Bei Ducati zählen nur Daten"

Eine ähnliche Erfahrung hat auch Casey Stoner gemacht, der 2007 den bislang einzigen WM-Titel für Ducati gewonnen hat. Damals leitete noch Filippo Preziosi die Rennabteilung der italienischen Marke.

"Ja, ich bin sehr enttäuscht von Ducati", meint der Australier. "Man könnte meinen, dass sie nach all diesen Jahren gelernt haben, auf ihre Fahrer zu schauen. Andrea versucht - so wie ich - die Dinge umzusetzen."

"Ein Hauptgrund warum ich Ducati als Testfahrer verlassen habe, war, dass ich die Dinge nicht zu ihnen durchbringen konnte, damit sie Änderungen für die Fahrer machen", kritisiert Stoner die Verantwortlichen. "Wenn sie etwas nicht in den Daten sehen, dann ist es für sie nicht relevant."

"Beim Motorrad geht es um das Gefühl für den Fahrer. Es ist kein Auto, wo es nur Elemente wie Lenkung, Gas und Bremse gibt. Wenn man beim Motorrad die Sitzposition nur ein wenig ändert, kann das das Verhalten und das Gefühl des Motorrads stark ändern."

"Sie haben jemanden wie Andrea, der gute Informationen vermitteln kann. Sie müssten zuhören. Das ist ein großer Faktor, der Andrea unglücklich stimmt", ist Stoner überzeugt. Das ist für ihn auch der Grund, warum es in jüngerer Vergangenheit für Ducati nicht zu einem WM-Titel gereicht hat.

Der entscheidende Aspekt für den WM-Titel fehlt

"Seit Jahren dreht sich bei ihnen alles um die Daten, um den Motor und die Aerodynamik. Mehr oder weniger entscheidet nur eine Person bei Ducati. Jetzt haben sie beinahe ein fantastisches Motorrad, aber immer fehlt eine fundamentale Sache."

"Und das ist Turning. Das kann nur vom Fahrer und seinem Gefühl für das Chassis kommen", sagt der zweimalige Weltmeister. "Und das fehlt bei ihnen schon immer." Diesen Aspekt kritisiert Dovizioso seit acht Jahren.

Was er im nächsten Jahr machen wird, ist derzeit völlig offen. "Wir werden sehen, was passieren wird. Momentan habe ich keinen Plan", sagt Dovizioso selbst. "Ich mache mir aber keine Sorgen. Ich konzentriere mich auf diese Weltmeisterschaft und werde bis zum Ende kämpfen."

Infrage würde für ihn nur ein Team und ein Motorrad kommen, mit dem er Chancen auf Rennsiege und den WM-Titel hat. "Ich habe die Situation schon erlebt, wenn man nicht um die WM kämpfen kann. Das ist schlecht."

Freie Plätze in Siegerteams gibt es aber keine mehr für das nächste Jahr. "Nach meiner bisherigen Karriere möchte ich nicht einfach nur in der MotoGP sein", betont Dovizioso und deutet ein Karriereende an. "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich erreicht habe."

Empfohlene Videos