Dovizioso: Zwangspause ist mentale Zerreißprobe für MotoGP-Fahrer

Mit der Sehnsucht nach seinem MotoGP-Bike muss Dovizioso noch eine Weile leben
So sehr die MotoGP-Piloten Verständnis für die Veränderungen im Rennkalender angesichts der Corona-Krise zeigen, so sehr leiden sie auch unter der Situation. "Wir sind es gewohnt, alles genau geplant zu haben. Die Termine sind die gleichen und auch die Zeiten", weiß Ducati-Pilot Andrea Dovizioso.
"Es ist eine Gewohnheit, bestimmte Dinge über Jahre hinweg zu fixieren. Mehr als in anderen Sportarten. Wenn wir also diese Fixpunkte nicht haben, ist das ein psychologischer Schlag für uns", erklärt er im Gespräch mit 'Sky Sport Italia'. "Das Schwierigste ist die Verschiebung. Sie wird bis Mai dauern."
Denn nach der Absage des MotoGP-Rennens in Katar mussten die Grands Prix in Thailand, Amerika und Argentinien auf das Jahresende verschoben werden. Geplanter Saisonstart für die Königsklasse ist nun am 3. Mai der Große Preis von Spanien in Jerez. Wobei auch hier noch nicht abzusehen ist, ob dieser Termin gehalten werden kann.
Dovizioso: Corona zwingt Piloten, ihre Routine zu ändern
Dovizioso lebt im vom Corona-Virus besonders betroffenen Italien, das vergangene Woche zur Speerzone erklärt wurde. "Man vermisst es, Dinge zu tun, und es ist schwierig. Man denkt nicht daran, sich auszuruhen. Und man will nur sagen: 'Ich würde gerne das tun, ich würde gerne dorthin gehen'", sagt der Ducati-Pilot.
"Aber das sind die Fakten, und wir passen uns an." Das hat natürlich auch Auswirkungen auf seine Saison-Vorbereitung: "Wir sind nicht frei, das zu tun, was wir normalerweise tun. Also unserer Routine zu folgen. Wir sind begrenzt. Aber die physische Vorbereitung ist nicht beeinträchtigt, obwohl sich unser Programm geändert hat."
Dem kann Dovizioso auch etwas Positives abgewinnen, gibt er zu. "Jetzt kann ich mich auf Aspekte konzentrieren, die ich normalerweise auslasse. Zum Glück habe ich einen Schuppen in der Nähe meines Hauses, in dem ich Motorräder aufbewahre und athletisch trainiere. Also ist es wie ein privates Fitness-Studio."
Analytischer Dovizioso sucht sich Inspiration im Internet
"Ansonsten nutze ich meine Freizeit, um einige Hausarbeiten zu erledigen. Zum Beispiel Dinge in Unordnung zu bringen", witzelt der Italiener. Und er verbringe jetzt auch mehr Zeit vor dem Bildschirm. "Ich analysiere und schaue normalerweise viel Motocross, vor allem das amerikanische", verrät er.
"Jetzt ist es schwieriger. Aber ich suche im Internet nach Videos oder technischen Artikeln zu diesen Themen. Ich verbringe auch Zeit damit, fernzusehen. Und ich versuche, bestimmte Fahrer oder Situationen zu recherchieren." So will sich Dovizioso trotz aller Ungewissheit körperlich und mental möglichst fit halten.
Er versichert: "Wenn die Saison wieder beginnt, werden wir wie eine Rakete ohne Pause starten. Es wird davon abhängen, wann es passiert, wie viele Rennen wir fahren werden. Im Moment schaue ich nicht auf den Zeitplan. Ich werde es tun, wenn der Start der Meisterschaft feststeht. Jetzt ist das sinnlos."
Enger Zeitplan zum Saisonende birgt Krisen-Gefahr
Mit Blick auf die zwei Triple-Header, die der aktualisierte Rennkalender für das Ende der Saison vorsieht, ist sich Dovizioso der Herausforderung schon jetzt durchaus bewusst. "Es wird schwierig sein, und viel wird vom eigenen Speed abhängen", kommentiert er die sechs Rennen innerhalb von sieben Wochen.
"Wer schnell ist, kann sich in diesen aufeinanderfolgenden Rennen einen Vorteil verschaffen. Wer Probleme hat, riskiert noch mehr als unter normalen Umständen unterzugehen. Es hängt von der Situation ab, in der man sich befindet. Aber wie auch immer - momentan schaue ich nicht auf den Kalender", erkärt Dovizioso.