Druck für Rinaldi wächst: „Man wird nicht für sechste, siebente Plätze geholt“

5. Nov.
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Michael Ruben Rinaldi ersetzt 2021 Chaz Davies im Ducati-Werksteam. Der Italiener ist sich bewusst, dass damit auch die Erwartungshaltung steigt.

Ducati-Pilot Michael Ruben Rinaldi war eine der positiven Überraschungen in der WSBK-Saison 2020. Der junge Italiener setzte sich gegen Loris Baz (Ten-Kate-Yamaha) in der Privatfahrer-Wertung durch und empfahl sich somit für den Aufstieg ins Ducati-Werksteam. Nach dem Saisonfinale in Estoril übernahm Rinaldi die Werks-Panigale von Chaz Davies.

Nach einer durchwachsenen WSBK-Saison 2019 gelang Rinaldi in der abgelaufenen Saison ein großer Schritt. „Ich bin happy, weil es unser Ziel war, die Independent-Wertung zu gewinnen. Es war ein großartiges Jahr für uns", freut sich der ehemalige GoEleven-Pilot, der Ende 2019 noch um seine Zukunft bangen musste.

Beim zweiten Renn-Wochenende in Aragon holte sich Rinaldi seinen ersten Sieg in der Superbike-WM. Ducati-CEO Claudio Domenicali schwärmte öffentlich vom jungen Italiener und deutete damit an, dass Rinaldi Nachfolger von Davies wird. Vor dem Saisonfinale bestätigte Ducati den Wechsel.

Ausbleidende Erfolgserlebnisse beim Saisonfinale 2020

Doch beim Saisonfinale stand Rinaldi klar im Schatten von Davies. War der Druck zu groß? „Das Gegenteil war der Fall", kommentiert Rinaldi. „Vorher musste ich etwas beweisen. Dann unterschrieb ich den Vertrag und hatte einen freien Kopf. Chaz ist natürlich ein großartiger Fahrer."

„Ich musste die Leute erinnern, dass wir ein kleines Team mit einem kleinen Budget waren, das mit dem 2019er-Motorrad antrat. Es ist normal, dass Fahrer wie Chaz vor mir lagen", kontert der Mann aus Rimini.

„Die Werksfahrer sollten normalerweise vor mir sein. Das war in der abgelaufenen Saison manchmal anders. Deshalb habe ich einen Platz im Werksteam bekommen", betont der ehemalige Superstock-Champion, der 2021 erstmals Werkspilot ist: „Ich freue mich, in diese Familie zu kommen."

Großer Respekt vor Chaz Davies

Auf eine Sitzprobe im Laufe des Renn-Wochenendes verzichtete der Italiener. „Ich habe großen Respekt vor Chaz. Deshalb wollte ich am Renn-Wochenende nicht in seine Box kommen und ihm das Gefühl vermitteln, dass er bereits raus ist. Ich respektiere ihn sehr", erklärt Rinaldi, der beim Test am Montag seine ersten Runden mit der Werks-Ducati drehte.

„Für Chaz tut es mir leid, dass er keine Werksmaschine für 2021 bekommen konnte. Doch gleichzeitig freue ich mich für mich selbst", so Rinaldi. „Natürlich wird man in ein Werksteam geholt mit dem Ziel, dass der Hersteller die Meisterschaft gewinnen möchte. Sechste oder siebte Plätze sind nicht genug. Das sorgt für Druck, aber auch für Zuversicht, weil ein Werksteam einem vertraut."

„Man kann mehr geben und hat ein deutlich besseres technisches Paket. Es wird sicher nicht einfach. Für mich wird es nicht einfach, in meinem ersten Jahr als Werkspilot um den Titel zu kämpfen. Doch ich versuche, so viele Rennen zu gewinnen wie möglich. Wenn ich am Saisonende vorne liege, dann möchte ich auch um den Titel kämpfen", schaut Rinaldi auf 2021.

Besseres Personal und Werksmaterial sorgen für Erwartungen

„Ich muss mich weiter verbessern. Doch mit der Hilfe des Werksteams kann ich mich noch stark verbessern", ist der Ducati-Pilot überzeugt. Im Werksteam bekommt der Neuzugang deutlich mehr Unterstützung als 2020 im GoEleven-Kundenteam.

„Ich bringe meinen Crewchief mit ins Team. Ich werde mehr Leute hinter den Computern - mehr Leute, die Daten analysieren. Das ist immer wichtig", erklärt er. Technisch unterscheiden sich die Ducati-Superbikes in Details.

„Das 2020er-Bike hat einen anderen Tank. Und auch der Sitz ist anders. Ich probierte ihn bereits beim Test in Misano. Der Unterschied ist nicht allzu groß", bemerkt Rinaldi. Die Behauptung, die 2020er-Ducati wurde für große Fahrer wie Scott Redding und Chaz Davies entwickelt, will er nicht gelten lassen.

„Das 2020er-Bike ist nicht nur für große Fahrer gemacht. Es wurde nach den Wünschen von Ducati entwickelt. Wenn ein Fahrer groß ist, dann kann man es für ihn anpassen mit einem anderen Sitz. Ich bin klein. Die Basis funktioniert gut für mich", ist Rinaldi überzeugt.

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