Ducati-Krise? „Sind hinter Marquez immer noch zweitstärkste Kraft“

10. Nov.
LAT

Ducati fand auch in dieser MotoGP-Saison kein Mittel gegen Marc Marquez

Der Rückstand von Ducati auf Marc Marquez und Honda ist in diesem Jahr deutlich angewachsen - Sportdirektor Paolo Ciabatti sucht nach Erklärungen.

Zum dritten Mal in Folge musste sich Ducati in dieser MotoGP-Saison Marc Marquez und Honda geschlagen geben. Nicht nur, dass Andrea Dovizioso erneut "nur" Vize-Weltmeister wurde - und das mit überdeutlichem Rückstand. Auch in der Hersteller-Wertung ist Ducati geschlagen, und in der Teamwertung geht es denkbar knapp zu.

Klar ist man damit in Bologna nicht zufrieden. Zumal auch der Vergleich zu 2017 und 2018 schmerzt, als man noch etwas knapper verlor. "Wir haben weniger Rennen gewonnen, das ist ein Fakt", gibt Sportdirektor Paolo Ciabatti unumwunden zu. "Aber man darf nicht vergessen, dass Marquez eine unglaubliche Saison hatte."

"Ich glaube nicht, dass es in der Geschichte des modernen Motorsports einen Fahrer gibt, der in allen Rennen Erster oder Zweiter geworden ist. Mit Ausnahme von Austin, wo er einhändig gewonnen hätte, wenn er nicht aufgrund eines technischen Problems gestürzt wäre", erinnert der Italiener an Marquez' Erfolgsserie 2019.

Marquez' Übermacht war keiner gewachsen

Mit ihm habe es neben Ducati auch kein anderer Hersteller aufnehmen können. "Vinales und Rins waren nicht immer auf der Höhe und liegen in der Gesamtwertung faktisch hinter uns. Andrea hat den zweiten WM-Platz zum dritten Mal in Folge abgesichert. Dieses Ergebnis lässt uns keine Luftsprünge machen, sollte aber auch nicht verachtet werden."

Freilich müsse man an der eigenen Konstanz arbeiten. "Aber - bei allem Respekt - sind die anderen Hersteller wie schon in den vergangenen zwei Jahren hinter uns", bemerkt Ciabatti. Und stellt die Frage, wie viele Fahrer in dieser Saison wirklich konstant waren: "Vinales? Nein. Rossi? Nein. Rins? Nein. Crutchlow? Nein."

"In der Vergangenheit dieser Meisterschaft war es oft so, dass die Fahrer, abgesehen von ein paar Siegen und dem Titel, ihre Aufs und Abs hatten. In der MotoGP-Ära ist das anders. Ohne den Sturz in Austin wäre Marquez immer Erster oder Zweiter geworden..." Den Grund dafür sieht Ciabatti in der Stärke des Gegners - und der eigenen Schwäche.

Ciabatti: "Müssen Fahrern besseres Motorrad geben"

"In den Jahren 2017 und 2018 hatten wir ein Motorrad mit klaren Stärken, aus denen unsere Fahrer stets einen Vorteil ziehen konnten. Vor allem auf Strecken, die dem Motorrad liegen", erinnert er sich. "Dank dieser Stärken konnten wir im vergangenen Jahr sieben Rennen gewinnen. 2017 gewann Dovizioso sechs Läufe."

Dieses Jahr gelang Ducati das mit drei Siegen deutlich weniger oft. "Aber wir sind immer noch der Hersteller mit den meisten Siegen nach Marquez", relativiert Ciabatti. Dass das den eigenen Ansprüchen aber nicht genügt, ist kein Geheimnis. Um den Rückstand zu verkürzen, sieht der Sportdirektor vor allem die Entwicklungs-Abteilung in der Pflicht.

"Honda hat sein Motorrad verbessert und erlaubt einem außergewöhnlichen Fahrer, den Unterschied zu machen. Ihr Motor ist jetzt auf unserem Niveau", weiß Ciabatti. Und nimmt die eigenen Piloten gegen Kritik in Schutz: "Wir haben vier sehr gute Fahrer und müssen daran arbeiten, das Motorrad fürs nächste Jahr zu verbessern."

Fahrermarkt 2021: Nur drei Alternativen für Ducati

Mit Blick auf die übernächste Saison und den Fahrermarkt räumt aber auch der Italiener ein, über den eigenen Tellerrand zu blicken. "Wir machen uns Gedanken wie jeder andere auch, das ist normal. Das heißt nicht, dass schon Entscheidungen fallen. Aber man muss seine Situation analysieren und verstehen, ob es bessere Alternativen gibt."

"Ich denke, dass es abgesehen von unseren aktuellen, sehr konkurrenzfähigen Fahrern im Moment nur Marquez, Quartararo und Vinales gibt", sagt Ciabatti. "Letzterer ist ein exzellenter Fahrer und hatte eine schwankende Saison. Wenn ich ihn mit Dovizioso vergleiche, würde ich sagen, dass Dovi besser war. Das belegen auch die Zahlen."

Zufriedenstellend seien diese aber trotzdem nicht. "Wenn man sich daran gewöhnt hat, sechs oder sieben Rennen im Jahr zu gewinnen, machen uns drei Siege in dieser Saison natürlich nicht sehr glücklich." Zumal Vinales und Yamaha diese Marke mit einem dritten Sieg beim Saisonfinale in Valencia sogar noch einstellen könnten.

Empfohlene Videos