„Eine Märchen-Saison“: Die Petronas-Yamaha-Bosse im Interview

11. Dez.
Petronas SRT

Auf Anhieb war Petronas-Yamaha das beste Satellitenteam

Razlan Razali und Johan Stigefelt blicken im Interview auf ihre starke Debüt-Saison 2019 zurück: Wie gelang es dem Petronas-Team, sich auf Anhieb in der MotoGP zu etablieren?

Das Sepang-Racing-Team ging 2019 in allen drei Klassen an den Start. Mit Fabio Quartararo und Franco Morbidelli konnte man sich gleich im ersten MotoGP-Jahr etablieren. Und mit Platz vier in der Teamwertung war man auf Anhieb sogar bestes Kundenteam. In der Moto2 blieb der Erfolg dagegen aus. Mehrmals wurde der Fahrer gewechselt, darunter war auch Jonas Folger. In der Moto3 mischte John McPhee im Spitzenfeld mit und gewann ein Rennen (Le Mans). Im Interview blicken Teamchef Razlan Razali und Teamdirektor Johan Stigefelt auf die erfolgreiche Saison zurück.

Wenn jemand letztes Jahr in Valencia gesagt hätte, dass Ihr Team diese Erfolge feiern würde: Was hätten Sie geantwortet? Und wie zufrieden sind Sie mit der Saison?

Razlan Razali: Ich hätte es nie geglaubt, wenn mir jemand von den Erfolgen in unserer ersten Saison erzählt hätte. Wir haben das nicht erwartet. Wir haben die Saison begonnen und auf Franco gesetzt. Für ihn lautete das Ziel, in den Top 6 der WM zu sein. Und für Fabio war es, Rookie des Jahres zu werden. Was wir dann als Team erreicht haben, war nicht zu erwarten. Die Fahrer haben sehr gut performt, vor allem Fabio. Wir sind sehr zufrieden, denn es war eine Märchensaison.

Es war das erste Jahr für das Team in allen drei Klassen. Was war für Sie das Highlight?

Johan Stigefelt: Für mich war das Highlight, als wir in Katar alle drei Teams bereit hatten, denn 2018 war hart, um alles aufzustellen. Das erste Rennen in Losail war ein stolzer Moment, ein Meilenstein für das gesamte Projekt. Die MotoGP-Saison war natürlich unglaublich, viel besser als die wildesten Erwartungen. Eigentlich war das gesamte Jahr ein großes Highlight.

Petronas-Team hat im Fahrerlager Eindruck hinterlassen

Warum konnte das Team im MotoGP-Paddock derart überraschen?

Razali: Wir haben mit dem MotoGP-Team im Paddock einen Eindruck hinterlassen, nicht nur mit der Performance unserer Fahrer. Als wir zum ersten Europarennen gekommen sind, haben wir im Fahrerlager einen großen Effekt gehabt. Die Leute haben erzählt, wie freundlich wir sind. Wir haben uns 2019 sehr gut präsentiert, auch in der Moto2 und Moto3. Wir haben nicht wie Rookies im ersten Jahr gewirkt, sondern als wären wir schon lange dabei. MotoGP ist natürlich eine ganz andere Spielwiese. Wir konnten frischen Wind ins Fahrerlager bringen.

Was ist der Schlüssel, um alle drei Teams unter einem Dach zu haben?

Stigefelt: Für mich als Teamdirektor in allen drei Klassen war es wichtig, dass alle zusammen ein Team sind. Es ist ein Schlüssel, dass man mit allen spricht und allen zuhört. Ich versuche, ein Freund und ein Boss zu sein. Es ist ein harter Job, denn wir verbringen viel Zeit weit weg von unseren Familien. Wir müssen sicherstellen, dass wir in der Garage ein gutes Umfeld haben und man sich um jeden kümmert.

Highlight 2019: Ein Sieg in der Moto3-Klasse

Was waren Ihre persönlich besten Momente 2019?

Razali: Es gibt zwei Momente, an die ich oft denke. Nummer eins war Johns Sieg in Frankreich. Zum ersten Mal hat unser Team gewonnen. Dann war es der erste Podestplatz von Fabio in Barcelona. Das war ein unglaublicher Moment. Natürlich hatten wir sieben Pole-Positions, aber in der ersten Saison zum ersten Mal auf dem Podium zu sein, war fantastisch.

Stigefelt: Ich habe auch zwei besondere Momente. Das war Johns erster Sieg für das Team. Es war für uns eine große Erleichterung, denn wir waren fünf Jahre in der Moto3. Ich habe mich für einen Spitzenfahrer stark gemacht. Als wir John verpflichtet haben, wusste ich, dass er ein guter Fahrer ist. Und es hat nur fünf Rennen bis zur Pole-Position und zum Sieg gedauert. Der zweite Moment war Fabios Pole und Francos zweiter Startplatz in Jerez. Wir hatten dort eine brandneue Hospitality, neue LKWs. Alles war neu. Wir hatten schon Eindruck hinterlassen, bevor wir auf der Strecke waren. Und die Pole war anschließend surreal.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Yamaha?

Razali: Es war eine steile Lernkurve, aber wir hatten von Yamaha sowohl kommerziell als auch technisch viel Unterstützung. Yamaha ist sehr zufrieden mit uns und wir sind sehr zufrieden mit ihrer Unterstützung. Es fühlt sich so an, dass wir nicht nur ein Kunde sind, sondern auch ein Partner. Wir arbeiten zusammen und entwickeln die Motorräder für 2020.

Hauptaugenmerk liegt auf dem MotoGP-Team

Wie unterschiedlich oder ähnlich ist es, mit den Teams in den drei Klassen zu arbeiten?

Stigefelt: Prinzipiell ist der Einsatz eines Teams in allen drei Klassen gleich, aber in der MotoGP gibt es mehr Druck von den Medien, den Sponsoren und den Fans. Ich war etwas überrascht und erschüttert, wie viel Aufmerksamkeit uns zuteil wurde. Das war aber die Konsequenz unserer Erfolge und eines großen Partners wie Petronas. Jeder kennt sie im Motorsport.

Wie wichtig war diese Saison für den Grand Prix von Malaysia, den malaysischen Motorsport und was ist der nächste Schritt?

Razali: Für den Grand Prix war es fantastisch, ein eigenes Team zu haben. Die Leute haben nicht nur die Veranstaltung unterstützt, sondern auch das Team. Und die Zusammenarbeit mit Petronas war für uns und Malaysia effektiv. Dass am Sonntag mehr als 100.000 Menschen gekommen sind, war unglaublich. Und dass viele unser Merchandising getragen haben, machte mich stolz. Auch wenn unsere Ergebnisse nicht wie erhofft ausgefallen sind, war es trotzdem toll, von der Pole zu starten und in den Top 5 zu sein. Vielleicht können wir es im nächsten Jahr im Rennen besser machen. Generell haben wir den jungen Kids in Malaysia etwas gegeben, nachdem sie streben können. Sie können jetzt sehen, dass der Traum, ein MotoGP-Fahrer zu werden, real werden kann, wenn man hart arbeitet.

Vier Fahrer werden bleiben, zwei neue Moto2-Fahrer kommen hinzu. Außerdem bekommt ihr zwei A-Spec Motorräder von Yamaha. Was kann man für 2020 erwarten?

Stigefelt: Nach so einem Jahr 2019 liegt der Druck nun auf 2020. Unsere erste Saison waren die Flitterwochen, aber nun müssen wir die Resultate und unser Image bestätigen. Das Team muss glücklich bleiben. Die Herausforderung wird größer, aber wir sind dafür bereit. Wir haben die Latte hochgelegt, aber das Ziel wird sein, sie noch höher zu legen. Jeder im Team will es besser machen. Niemand ist glücklich, bis wir unsere Erwartungen erreichen. 2019 war in der Moto2 ein hartes Jahr. Es ist gut, dass mit Xavi Vierge ein erfahrener Fahrer zu uns kommt und mit Jake Dixon ein junger, hungriger Mann. Jake kann überraschen und Xavi muss man richtig formen, damit er vorne ist. In der Moto3 haben wir mit John große Ziele. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen, um immer vorne zu sein. Pawi kommt zurück in die Moto3. Er kennt die Klasse und das Motorrad und hatte schon Erfolge.

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