Erstes MotoGP-Podium: Marquez‘ starke Aufholjagd

11. Okt.
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Für Honda war das erste Podium durch Alex Marquez eine dringende Wohltat. Warum sich der Spanier über das Podium nicht so freute.

„Harte Arbeit zahlt sich immer aus! Jeder kämpft mit seiner eigenen Methode, seinem eigenen Stil und seiner eigenen Philosophie für seine Ziele. Das Wichtigste ist, sich diese Träume zu erfüllen! Herzlichen Glückwunsch, kleiner Bruder, erster Podiumsplatz in der MotoGP mit diesem großartigen Team!"

So gratulierte MotoGP-Weltmeister Marc Marquez seinem Bruder Alex, nachdem dieser beim Grand Prix von Frankreich in Le Mans von Startplatz 18 zu seinem ersten Podium gestürmt war. Auf nasser Strecke fuhr der Rookie ein bärenstarkes und fehlerfreies Rennen, in dem er sich sukzessive nach vorn kämpfte und am Ende nur Rennsieger Danilo Petrucci (Ducati) ziehen lassen musste.

„Es war ein langes und schwieriges Rennen von Startplatz 18 aus. Ich glaubte aber von Anfang daran, dass heute etwas Gutes möglich war", berichtet Marquez, gibt aber zu: "Mit einem Podium rechnete ich nicht, um ehrlich zu sein." Es war nicht nur für ihn, sondern auch für Honda der erste Podestplatz in dieser Saison.

Marquez: "Hatte Podium schon abgeschrieben"

„Ich hatte einen nicht so schlechten Start und attackierte gleich in der ersten Kurve, was ein wenig riskant war", blickt der Spanier zurück. „In den ersten zwei, drei Runden kam es darauf an, den Reifen gut aufzuwärmen. Ich fuhr vorne den Medium, am Hinterrad war es nicht einfach, die linke Flanke des Soft-Reifens auf Temperatur zu bringen. Aber ich bekam ein immer besseres Gefühl und gewann an Selbstvertrauen."

Nach den ersten fünf von 26 Runden hatte Marquez bereits zehn Plätze gut gemacht und fuhr auf Rang acht. „Ich sah, dass die drei Ducatis vorne bereits einen großen Vorsprung hatten und schrieb das Podium ab", erinnert er sich. Denn Petrucci, der in Führung lag, folgten seine Markenkollegen Andrea Dovizioso und Jack Miller.

„Hinter Cal habe ich einige Sekunden verloren, bis ich vorbeikam", erzählt Marquez weiter, "aber vorne begannen die Ducatis, ein wenig herumzuspielen und der Vorsprung wurde von Runde zu Runde kleiner. Also dachte ich mir, warum nicht." Er überholte Pol Espargaro auf der KTM und war damit direkter Verfolger des Ducati-Trios.

Weshalb es am Ende nicht für den Sieg reichte

„Der Knackpunkt war, dass ich hinter Dovi etwas Zeit verlor, als ich versuchte, ihn zu überholen. Er war auf der Geraden und auch in den Bremszonen so schnell, also musste ich versuchen, ihn woanders zu überholen, zwischen Kurve 4 bis 6. Das war sehr schwierig, aber ich musste es versuchen, weil es die einzige Chance war, an ihm vorbeizugehen." Das gelang ihm drei Runden vor dem Rennende.

Petrucci war zu dem Zeitpunkt "ein bisschen zu weit weg", erklärt Marquez. „Also ging ich die letzten Runden ruhig an und versuchte, nichts Verrücktes zu machen. Ich wollte auf keinen Fall stürzen. Pol blieb zwar an mir dran, aber ich hatte die Situation unter Kontrolle." Am Ende kam er 1,273 Sekunden hinter Petrucci ins Ziel.

Die Freude über den Podestplatz war nicht nur bei ihm, sondern auch im Repsol-Team groß. Denn viel zu feiern gab es angesichts von Marc Marquez' verletzungsbedingter Abwesenheit in dieser Saison nicht für Honda. „Dieses Podium haben wir gebraucht", betont der jüngere der beiden Marquez-Brüder deshalb.

Wieso war er im Nassen so konkurrenzfähig?

Gleichzeitig sagt er aber auch: „Es ist 'nur' ein Podium im Nassen. Wir müssen uns weiter verbessern, um das auch im Trockenen zu schaffen, wenn es schwieriger ist und alle sehr schnell sind." Zwar sieht der Spanier dahingehend Fortschritte, „aber wir müssen alles noch besser zusammenbringen und uns vor allem im Qualifying steigern".

Warum er mit der widerspenstigen Honda ausgerechnet im Regen von Le Mans so gut zurechtkam, erklärt Marquez so: „Im Nassen kommt es auf das Gefühl des Fahrers an. Es stimmt, dass ich bei Regen mehr Selbstvertrauen habe und mehr Feedback von den Reifen bekomme." Und das, obwohl der Repsol-Honda-Pilot mit dem MotoGP-Bike bisher kaum Erfahrung auf nasser Piste sammeln konnte.

Als umso wichtiger wertet er das erste Freie Training am Freitag. Denn: „Seit November hatte ich nicht die Gelegenheit, das Bike im Nassen zu fahren. Okay, in Österreich war es feucht, aber nicht wirklich nass. Insofern war es gut, um eine Basis beim Set-up zu haben und ein Gefühl für die Strecke mit den Reifen zu entwickeln."

Bester Ratschlag von Bruder Marc: Genieß es!

Rückblickend sei das der "Schlüssel" gewesen, um das Podium zu erreichen, so Marquez. Gewiss spielten auch die Ratschläge seines Bruders eine Rolle. Er erklärte ihm, „wie ich bei der Kälte mit den Reifen am besten umgehe", verrät der Rookie. „Aber über Regen haben wir nicht gesprochen. Damit hatte für das Rennen ja niemand gerechnet."

Der wichtigste Ratschlag sei ohnehin ein anderer. „Er sagt mir immer: Genieß es! Denn das ist der Schlüssel, um schnell zu sein. Und heute habe ich es sehr genossen", betont Marquez. Wenn der Spanier auf sein letztes Podium in der Motorrad-WM zurückblickt, muss er jedoch gestehen, dass sich das noch etwas besser angefühlt hat.

„Mein letztes Podium war in Malaysia. Das fühlte sich toll an, vor allem weil ich dort den Weltmeistertitel feiern konnte. Das fühlt sich großartiger an als ein MotoGP-Podium, um ehrlich zu sein. Aber ich bin natürlich auch mit diesem Podium sehr glücklich, nur muss mir das auch im Trockenen gelingen", bleibt der Honda-Pilot selbstkritisch. Sein bestes Ergebnis im Trockenen war bisher Platz sieben.

MotoGP-Rookie stimmt den Kritikern zu, aber ...

„Im Trockenen habe ich mehr Probleme, aber das Potenzial ist da. Ich muss die Stärken besser ausnutzen und verstehen, wie ich auf eine gute Rundenzeit komme, insbesondere auf die fliegende Runde. Denn was die Rennpace angeht, sind wir gut dabei. Ich brauche einfach noch mehr Kilometer und mehr Zeit", analysiert er.

Als Bruder des achtfachen Weltmeisters Marc Marquez war der Rookie in dieser Saison hohen Erwartungen und auch schon einiger Kritik ausgesetzt. „Und ich stimme den Kritikern zu, dass die Performance nicht dem entspricht, was wir erwartet haben, besonders im Qualifying. Aber was den Aufstieg angeht, schert mich nicht, was die Kritiker sagen. Ich weiß, warum ich hier bin. Und darauf kommt es an."

„Letzten Endes bin ich zweifacher Weltmeister", sagt Marquez selbstbewusst. „Ich weiß, warum ich zu Repsol-Honda geholt wurde. Es war sicher eine seltsame Situation mit Lorenzos Rücktritt und es war schwierig für das Team, eine Entscheidung zu treffen. Sie haben ihr Vertrauen in mich gesetzt und das bestärkt mich", hält er fest.

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