„Explosion in mir“: Vinales sagt Sorry zu Yamaha

14. Aug.
Maverick Vinales, an diesem Wochenende nur Zuschauer, bereut sein Verhalten offenbar.

Foto: Motorsport Images

Maverick Vinales nimmt jetzt erstmals zu seiner umstrittenen Aktion beim Steiermark-GP Stellung: Er entschuldigt sich bei Noch-Team Yamaha - und dankt seinen MotoGP-Kollegen.

Zwei Tage, nachdem er vom Yamaha-Werksteam für den bevorstehenden Grand Prix von Österreich in Spielberg (LIVE bei ServusTV, im Stream & in der App) suspendiert wurde, äußert Maverick Vinales erstmals seine Sicht der Dinge, die zu seiner Suspendierung geführt haben.

Auslöser für die Maßnahme seitens Yamaha war der vermeintlich absichtliche Versuch von Vinales, in den letzten Runden des Rennens am vergangenen Sonntag den Motor seiner M1 zu überdrehen. Laut Yamaha belegen Telemetrie-Daten diese These. Außerdem wurde auf dem YouTube-Kanal von MotoGP ein Onboard-Video von Vinales' letzten zwei Runden veröffentlicht.

"Es war eine sehr seltsame Situation und es tut mir leid", so Vinales' erste Worte am Samstag in einem Interview mit 'Sky Sport Italia'. Das Gespräch wurde direkt im Fahrerlager des Red Bull Rings in Spielberg geführt.

Vinales beteuert: "Wollte niemanden gefährden"

"Es ist eine sehr schwierige Situation für mich. Zum Glück habe ich die Menschen, die mir am nächsten stehen, direkt um mich herum. Die zurückliegenden Rennen brachten jede Menge Frust für mich. Es lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte und das [in Spielberg 1] war ein ganz komplizierter Moment."

Direkt auf das Onboard-Video angesprochen, das ihm bei dieser Gelegenheit noch einmal vorgespielt wurde, antwortet Vinales: "Es war ein Moment der Frustration. Das erste Rennen [bis zum Abbruch] lief perfekt. Danach lief alles schief. Es gab eine Explosion in mir drin, die ich nicht richtig kanalisieren konnte. Ich entschuldige mich bei Yamaha, denn ich fuhr die letzten Runden nicht korrekt. Dafür möchte ich mich bei allen entschuldigen."

Im Versuch, sein Verhalten zu erklären, sagt Vinales: "Mein Siegeswille ist sehr groß, aber ich habe mich schon eine geraume Zeit lang nicht mehr richtig wohlgefühlt. Letzten Endes war es die Frustration, die dazu geführt hat, dass ich so gefahren bin. Das hätte ich nicht tun sollen. Es war aber zu keinem Zeitpunkt meine Absicht, jemanden zu gefährden."

Tischtuch mit Yamaha endgültig zerschnitten?

Auf die Frage, ob er davon ausgeht, dass seine Zeit bei Yamaha schon beendet sei oder aber ob man die Saison 2021 doch noch gemeinsam zu Ende bringen könne, antwortet Vinales: "Was ich jetzt vor allem will, ist ruhig zu bleiben. Ich will reflektieren und dann stärker zurückkommen. Momentan kann ich nicht sagen, wie es weitergeht. Diese [Suspendierung vom laufenden Wochenende] war Yamahas Entscheidung, die ich respektiere und akzeptiere, weil ich noch immer ein Yamaha-Fahrer bin."

Beim Yamaha äußert man sich dazu noch bedeckt. "Im Moment ist alles möglich", bemerkt Yamaha-Teamdirektor Massimo Meregalli am Samstag gegenüber 'BT Sport'. Er führt an, dass eine Entscheidung über ein möglicherweise sofortiges Ende der Zusammenarbeit mit Vinales nicht allein von Yamahas MotoGP-Team, das in Italien ansässig ist, getroffen wird.

"Yamaha in Japan war bis gestern geschlossen. Die Entscheidung [zur Suspendierung vom Österreich-Wochenende] wurde von uns [in Europa] getroffen. Wir haben uns natürlich ein wenig mit Japan abgestimmt, aber die Entscheidung heißt für den Moment mal, dass er nur für dieses eine Rennen hier suspendiert ist. Wir werden sehen, wie es weitergeht", so Meregalli.

Yamaha erinnert an Jorge Lorenzo 2016

Eventuellen Frust auf Vinales' Seite, wonach WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo im Team möglicherweise bevorzugt wird, lässt der Yamaha-Teamdirektor nicht gelten. "Manchmal denkst du als Fahrer vielleicht, dass der andere besser behandelt wird als du. Wir bei Yamaha mussten so etwas aber nie tun."

"Als beispielsweise Jorge [Lorenzo] sich entschied, Yamaha zu verlassen wussten wir das schon zu Beginn der Saison", erinnert Meregalli an die Saison 2016 und erklärt: "Trotzdem waren wir in der Lage, ihn bis zum Ende der Saison mit all den neuesten Updates zu versorgen, denn wir hatten ein gemeinsames Ziel, das da lautete, die Triple Crown zu gewinnen. Um das zu schaffen, brauchten wir starke Ergebnisse von beiden Piloten".

Damit spricht Meregalli auf den Gewinn aller drei WM-Titel (Fahrer-, Hersteller- und Teamwertung) an. Letzten Endes reichte es für Yamaha in jener Saison 2016 mit Lorenzo und Valentino Rossi "nur" zum Gewinn der Teamwertung. In den anderen beiden Wertungen hatte Honda die Oberhand. Teamkollege von Weltmeister Marc Marquez war damals Dani Pedrosa.

Vinales dankt seinen MotoGP-Kollegen

Bemerkenswert: Trotz der ominösen Episoden um und mit Vinales führt Yamaha zum aktuellen Zeitpunkt der MotoGP-Saison 2021 tatsächlich alle drei WM-Wertungen an. Was Vinales betrifft, so wirkt es, also hoffe er auf ein versöhnliches Ende seiner Zeit bei Yamaha. Diese wird (spätestens) am Saisonende ohnehin zu Ende gehen, nachdem man den eigentlich bis Ende 2022 geltenden Vertrag am Rande des Assen-Wochenendes um ein Jahr bis Ende 2021 verkürzt hat.

In Anspielung darauf, dass er nun im Rahmen der Spielberg-Episdode von mehreren seiner MotoGP-Kollegen unterstützende Worte gehört hat, allen voran von seinem ehemaligen Yamaha-Teamkollegen Valentino Rossi, sowie unter anderem auch von seinem möglicherweise nächstjährigen Teamkollegen, Aprilia-Pilot Espargaro, bedankt sich Vinales ausdrücklich: "Ich habe dieser Tage festgestellt, dass es in diesem Fahrerlager so viele wunderbare Menschen gibt. Dazu gehören sogar die Fahrer, mit denen ich kein großartiges Verhältnis hatte."

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