Fabio Quartararo verrät: So war das mit der Lederkombi

7. Juni
Motorsport Images

Quartararo legte die letzten fünf Runden in Barcelona mit offenem Overall zurück

Es war DIE Szene des Barcelona-Rennens: WM-Leader Fabio Quartararo schildert den kuriosen Zwischenfall, der ihm beim Katalonien-Grand-Prix alle Siegchancen raubte.

Während sich KTM-Werkspilot Miguel Oliveira beim Katalonien-GP in Barcelona über seinen ersten Saisonsieg freute, wurde Yamaha-Star Fabio Quartararo nach einer Drei-Sekunden-Strafe - zunächst - als Vierter gewertet.

Doch diese Strafe, die der WM-Leader für ein Abkürzen der Strecke aufgebrummt bekam, war fast nur eine Randnotiz. Stattdessen stand Quartararo wegen eines kuriosen Vorfalls im Fokus: Der Franzose hatte die letzten fünf Runden des Rennens mit offenem Overall absolviert. Was war passiert?

Quartararo rätselt über Reißverschluss

"Ich weiß es nicht genau", erklärte Quartararo nach dem Rennen. "Ich weiß nur, dass fünf Runden vor Schluss in der ersten Kurve plötzlich meine Lederkombi komplett offen war." Mit "offen" meint der Franzose den Reißverschluss seines Einteilers. Als er das bemerkte, warf "El Diablo" kurzerhand seinen Brustprotektor auf die Strecke, weil dieser flatterte und ihn beim Fahrern behinderte.

"Ich habe dann versucht, ihn (den Reißverschlus, Anm. d. Red.) wieder in eine normale Position zu ziehen. Aber das war nicht möglich", so Quartararo weiter. Und verdeutlichte, wie sehr in all das von seiner eigentlichen Aufgabe ablenkte. "Es war schwierig, so zu fahren. Aber leider passiert so etwas." Auf Nachfrage, ob es das obere Ende des Reißverschlusses war, das einfach nach unten rutschte, antwortete Quartararo nur kurz und knapp: "Ja."

Die Frage bleibt natürlich trotzdem, wie so etwas passieren konnte. "Es ist heute passiert. Alpinestars wird sich das anschauen, wie so etwas sein kann", spricht Quartararo auf den Hersteller des Overalls an. Und ergänzt: "Nach dem Rennen konnte ich ihn dann wieder ganz normal zumachen."

Diskussion um schwarze Flagge

In der Pressekonferenz nach dem Rennen wurden die Top 3 befragt, ob Quartararo ihrer Ansicht nach aus dem Rennen hätte genommen werden müssen. "Letzten Endes ist es die Rennleitung, die in solchen Fällen entscheidet", befand Sieger Miguel Oliveira.

"Ich persönlich kann mich nicht erinnern, das so etwas in der Vergangenheit schon mal vorgekommen wäre", so Oliveira weiter. "Wir haben schon gesehen, dass Teile von Motorrädern davongeflogen sind, wie etwa Winglets oder der Sitz. Aber so etwas ist neu."

"Wann immer die Sicherheit des Fahrers gefährdet ist, muss die Rennleitung entscheiden. Wenn es auf den TV-Bildern klar erkennbar war, dass er seinen Overall nicht schließen konnte, dann finde ich, dass es im Sinne seiner eigenen Sicherheit die schwarze Flagge hätte geben sollen", so Oliveira.

"Es war gefährlich für ihn"

Johann Zarco, direkter Profiteur von Quartararos Problem, sieht es genauso. "Ich finde, es war nicht gefährlich für uns. Aber gefährlich für ihn. Man kann mit einer offenen Lederkombi einfach nicht fahren. Deshalb finde ich, dass eine schwarze Flagge im Sinne seiner eigenen Sicherheit Sinn gemacht hätte."

Auch der zweimalige MotoGP-Weltmeister Casey Stoner bewertet das so. "Unabhängig davon, ob Fabio seinen Reißverschluss mit Absicht geöffnet hat oder nicht: Ich denke, dass es eine schwarze Flagge hätte geben müssen. Es darf nicht sein, dass Dir auf diesem Level erlaubt wird, mit über 350 km/h zu fahren, wenn Deine Lederkombi offen ist", erklärte Stoner kurz nach dem Rennen auf Twitter.

Jack Miller stimmt der Meinung von Oliveira und Zarco zwar zu, die beide zuvor in der Pressekonferenz geäußert hatten. Der Ducati-Pilot versetzt sich aber auch in die Lage von Quartararo. "Als Fahrer denkst Du in so einer Situation nicht an die Sicherheit. Du denkst einfach nur an Dein Rennen und das Ergebnis. Hätte es dafür eine Strafe gegeben, wäre er sicherlich richtig sauer gewesen."

Nachträglich weitere Strafe für Fabio

"Grundsätzlich finde ich, dass sich das jemand mal anschauen sollte", so Miller weiter. Zu diesem Zeitpunkt wusste der Ducati-Pilot noch nicht, dass genau eine solche Untersuchung seitens Alpinestars schon angekündigt war.

Prompt bekam Quartararo nach all den Diskussionen am Sonntagabend doch noch eine zweite Strafe aufgebrummt. Ebenso wie bei der ersten für das Abkürzen der Strecke wieder eine Drei-Sekunden-Strafe, dieses Mal aber für "nicht ordnungsgemäßes Tragen der Rennkleidung". Somit rutscht Quartararo im offiziellen Barcelona-Ergebnis von Platz drei nicht nur auf den vierten, sondern auf den sechsten Platz ab.

Damit hat Quartararo am Ende nicht sieben, sondern zehn Punkte auf Zarco eingebüßt. Vor dem nächsten Rennen, dem Deutschland-Grand-Prix auf dem Sachsenring am 20. Juni, führt Quartararo die Fahrerwertung nur noch mit 14 Punkten Vorsprung auf Landsmann Zarco an.

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