Formel 1 in Katar: „Freispruch“ für Hamilton und Co

27. Okt.
Person, Human, Crowd

Foto: (C) Formula 1

Formel 1-Fahrer müssten sich beim Grand Prix in Doha keine Sorgen um die freie Meinung machen. Das gab Katars Motorsport-Verbandspräsident bekannt.

Beim umstrittenen Formel 1-Debüt in Katar (21. November) sollen die Piloten keinen Maulkorb-Erlass der Rennveranstalter fürchten müssen. Das bestätigte Katars Motorsport-Verbandspräsident Abdulrahman Al Mannai der französischen Nachrichtenagentur AFP. Im Zusammenhang mit den Plänen für den kurzfristig in den Rennkalender gehievten WM-Lauf auf dem Losail International Circuit in der Hauptstadt Doha.

„Die Fahrer können frei ihre Meinung auch zu strittigen Themen sagen", erklärte Al Mannai: „Wir freuen uns, die Fahrer bei Meinungsäußerungen auf ihren Plattformen zu unterstützen. Für uns in Katar ist das kein Thema, weil sie frei sind zu sagen, was immer sie sagen wollen."

Eine Einladung für meinungsstarke Piloten?

Die Austragung des Ersatzrennens für den wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen Großen Preis von Australien genau ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel der noch umstritteneren Endrunde der Fußball-WM 2022 (21. November bis 18. Dezember) hatte Ende September bei der Bekanntgabe Unverständnis und einen Sturm der Kritik ausgelöst. Katar steht seit Jahren wegen der Missachtung  von Menschenrechten international am Pranger. Kritiker werfen den Machthabern "Sport-Washing" durch ein umfangreiches Engagement im Profi-Sport zur Aufpolierung des ramponierten Images von Katar vor.

Al Mannais Ankündigung einer Erlaubnis für ungefilterte Aussagen im Extremfall auch über Katar wirkt zumindest auf den ersten Blick als eine unfreiwillige Einladung an meinungsstarke Piloten wie Weltmeister Lewis Hamilton. Der britische Mercedes-Fahrer ist einer der Initiatoren der #WeRaceAsOne-Kampagne der Königsklasse gegen Rassismus sowie für Diversität und Menschenwürde. Hamilton hatte aus seiner Haltung gegenüber den Machthabern in den Golfstaaten bereits im Frühjahr beim Grand Prix von Bahrain kein Hehl gemacht. „Ich denke nicht, dass wir in diese Länder gehen und ignorieren sollten, was dort passiert", sagte der siebenmalige WM-Champion.

Kurzfristiges Einspringen der Katarer kein Problem

Anders als in der Königsklasse üblich findet in Katar bei der Siegerehrung auf dem Podium keine Champagnerdusche statt. Grund ist das Alkoholverbot in dem Emirat. „Wir haben unsere eigenen Werte und eigene Kultur. Wir werden Alternativen nutzen, um die Fahrer auf dem Podium zu feiern", sagte Al Mannai.

Die Katarer erwarten zur Formel 1-Premiere vollbesetzte Ränge. Zum Schutz vor Corona-Infektionen gilt die 2G-Regel. So dass negative Testergebnisse nicht zum Besuch der Strecke ausreichen und nur geimpfte sowie genesene Fans Zutritt erhalten.

Die kurze Vorlaufzeit von weniger als zwei Monaten für das Rennen, das ab 2023 für zehn Jahre fest zum Formel-1-Kalender gehört, stellt laut Al Mannai kein Problem für die lokalen Organisatoren dar. Am Kurs seien nur noch einige „kosmetische Änderungen" notwendig, sagte der Verbandschef. (SID/Red)

 

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