Formel 1: „Notsaison“ geht in Abu Dhabi zu Ende

9. Dez.
Human, Person, Helmet

Foto: GEPA pictures/ XPB Images/ Charniaux

Am Sonntag geht in Abu Dhabi eine Formel-1-Saison zu Ende, die sportlich schon vor ihrem Beginn entschieden schien. Es war wegen Corona aber eine Saison, die verspätet mit einem WM-Doppel in Österreich begann und in der auf unbekannten oder lange nicht genutzten Strecken auch ohne Publikumsmassen mit großem Unterhaltungswert gefahren wurde. Lewis Hamilton raste zum vorzeitigen siebenten Titelgewinn, auch Mercedes war erneut nicht zu schlagen.

22 Rennen hätten es ursprünglich werden sollen und damit so viele wie noch nie. 17 wurden es letztlich. Und damit mehr, als zu erwarten war, denn Corona bremste auch die "Königsklasse". Vier Monate später als geplant ging es erst los und in Spielberg blickte die Welt auf die Formel 1, war sie doch im Juli die erste globale Sportart gewesen, die unter Corona-Präventionsbedingungen los legte.

Ging Österreich ohne Corona-Fall über die Bühne, konnten danach selbst strikteste Hygieneprotokolle infiziertes Personal und Fahrer nicht verhindern. Dennoch gelang ein fast reibungsloser Ablauf in weltweiten Krisenzeiten. Die Formel-1-Macher erließen Startgebühren, improvisierten und kehrten auf lange gemiedene Strecken zurück: Nürburgring, Imola, Istanbul. Ganz neu dazu kamen Mugello, Portimao. Fahrer und Fans, selbst wenn nur eher wenige an die Strecken durften, schwärmten.

Formel 1: Neue Gesichter auf dem Podest

Und es gab auch wieder einmal neue Gesichter auf den Podesten, sogar auf dem obersten Treppchen: Pierre Gasly von Alpha Tauri in Monza und Sergio Perez in Bahrain. Am Ende gab es aber auch einen Unfall, wie er schlimmer kaum vorstellbar sein konnte. Es war ein Wunder, dass der Franzose Romain Grosjean dem fürchterlichen Feuercrash in Bahrain, bei dem sein Haas in der Mitte auseinandergerissen wurde und lichterloh brannte, mit nur leichten Verbrennungen an den Händen entkommen konnte.

Rekordweltmeister Lewis Hamilton hatte da seinen siebenten WM-Titel längst eingefahren, er führte auch Mercedes zum siebenten Team-Triumph in Serie. Hamilton degradierte zudem seinen Teamkollegen Valtteri Bottas zum Statisten.

Nur eines schaffte der Brite wegen einer Zwangspause in Sakhir nach positivem Corona-Test nicht: Den 13-Siege-Rekord in einer Saison einzustellen. Mit 35 Jahren scheint Hamiltons Siegeszug aber nicht beendet. Er will zumindest noch einen weiteren Titel und auch weiterhin seine Strahlkraft nutzen, um den Kampf gegen Rassismus, für Gleichheit und Diversität in der Formel 1 anzuführen.

Die Verlierer der Saison

Während Mick Schumacher als künftiger Haas-Pilot zu den aktuellen Aufsteigern zählt, war Landsmann Sebastian Vettel einer der Verlierer der Saison 2020. Der Deutsche wurde von Ferrari früh ausgebootet, damit ging die sechsjährige Beziehung ruhmlos und ohne Titel zu Ende. "Wir haben die gesteckten Ziele nicht erreicht, aber bereuen tu ich nichts", sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister vor seinem letzten Ferrari-Rennen am Sonntag. Vettel musste am Ende froh sein, für 2021 einen Platz im neuen Team Aston Martin bekommen zu haben.

Hoffnungen in diese Richtung hat Perez. Der Mexikaner gewann im Racing Point in seinem 190. Rennen erstmals, ist aktuell WM-Vierter hinter Hamilton, Bottas und Max Verstappen im Red Bull, hat aber nächstes Jahr (noch) kein Cockpit. Dabei sind 16 Stammpiloten schlechter im Klassement als Perez, der zudem wegen Corona zwei Rennen aussetzen musste.

Verstappen hatte 2020 die letzte Chance, sich den Titel des jüngsten Formel-1-Champions von Vettel zu holen. Er scheiterte, obwohl sich Red Bull Anfang des Jahres noch sehr zuversichtlich gegeben hatte. Mit seinen nun 23 Jahren hat der Niederländer bereits 118 Rennen absolviert. Nach drei Siegen 2019 schaffte er bis zum Finale 2020 aber nur einen, was selbst für den Vizeweltmeistertitel wohl zu wenig gewesen sein dürfte. Teamkollege Alexander Albon ist für das nächste Jahr ein Wackelkandidat, auf sein Cockpit spitzt auch Perez.

Zu den Verlierern muss man auch Bottas zählen. Zwar gewann der seit 2017 für Mercedes fahrende Finne beim Auftakt in Spielberg, danach war er gegen seinen Teamkollegen Hamilton aber praktisch chancenlos. Zuletzt wurde Bottas in Sakhir auch vom kurzfristigen Hamilton-Ersatz George Russell lange Zeit vorgeführt. Ohne den kolossalen "Reifengau" bei Mercedes hätte der 21-jährige Brite, der sonst im Williams dem Feld hinterher fährt, wohl auf Anhieb gewonnen. (APA/red.)

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