Fußball-EM: Deutschland peilt Aufstieg gegen Ungarn an

23. Juni
Person, Human, Finger

Foto: GEPA Pictures / Daniel Goetzhaber

Nach der Regenbogen-Debatte rückt beim DFB-Team wieder der Fußball in den Fokus: Mit einem Sieg gegen Ungarn winkt das Achtelfinale, bei einer Niederlage droht das Aus.

Von der Debatte um eine in Regenbogenfarben gehüllte Arena überlagert, peilt die DFB-Auswahl gegen Ungarn den ersten Pflichtspiel-Sieg seit dem "Wunder von Bern" an. 67 Jahre nach dem Erfolg im WM-Finale gegen die Magyaren ist die Ausgangslage für die Hausherren am Mittwochabend in München klar. Für den sicheren Achtelfinal-Einzug braucht Deutschland einen Punkt, Ungarn helfen dafür nur drei Zähler weiter.

Seit dem 4:2 gegen Portugal sind die Zweifel an Deutschlands Stärke wieder ad acta gelegt. Die Vorstellung gegen den Titelverteidiger ließ wieder jene Stimmen lauter werden, die in der DFB-Auswahl einen ernsthaften Kandidaten auf den Titelgewinn sehen. Bei einem Sieg gegen Ungarn wäre sogar noch der erste Gruppenplatz vor Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal möglich. Allerdings ist auch ein deutscher K.o. nicht ausgeschlossen: Verliert Deutschland gegen Ungarn und Portugal holt gegen Frankreich mindestens einen Punkt, wäre das Turnier für die Löw-Truppe am Mittwoch beendet.

Goretzka warnt vor Ungarn

Dieser Situation sei sich jeder im Team bewusst, betonte Leon Goretzka. "Wir haben mit Abstand die schwierigste Gruppe, da zählen auch die Ungarn dazu. Sie haben mit viel Leidenschaft verteidigt. Den Abwehr-Riegel muss man erstmal knacken", sagte der Mittelfeld-Mann vom FC Bayern. Genauso wie gegen Cristiano Ronaldo & Co. müsse sein Team arbeiten und "den Gegner unter Druck setzen", forderte indes Bundestrainer Joachim Löw. Nach dem Tor-Festival gegen Portugal werde das Match vielleicht ein wenig zäher. "Weil Ungarn tiefer steht, mit acht, neun Leuten verteidigt und auf ein paar einzelne Konter hofft", so der Coach.

Torhüter Manuel Neuer wird die Deutschen mit der symbolträchtigen Regenbogen-Schleife am Arm auf den Platz führen. Die UEFA hatte das Tragen genehmigt. Eigentlich müssen die Spielführer eine vom Verband gestellte Schleife mit dem Kampagnen-Schriftzug "Respect" tragen. Außerdem wollte die Stadt München das Stadion in Regenbogenfarben beleuchten. Die UEFA lehnte einen entsprechenden Antrag angesichts des politischen Kontextes aber ab. Die Botschaft zielt auf ein vom ungarischen Parlament verabschiedetes Gesetz ab, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt.

Aus Ungarn hatte Außenminister Peter Szijjarto am Montag erklärt, dass es "gefährlich" sei, Sport und Politik zu mischen. Szijjarto dankte der UEFA-Führung, auf diese "politische Provokation" nicht eingegangen zu sein. Aus den Reihen der Teamspieler hatte der bei RB Leipzig spielende Willi Orban zuvor angemerkt, dass er sich "freuen würde, wenn die Lampen bunt leuchten würden".

DFB-Team wohl ohne Leader Müller

Deutschland muss am Mittwoch voraussichtlich auf Thomas Müller verzichten. Den Bayern-Profi plagt eine Kapselverletzung im Knie. "Dass Müller von Anfang an spielt, wird schwierig sein", sagte Löw. Eine Entscheidung über einen Einsatz solle nach einem Belastungs-Test am Mittwochvormittag getroffen werden. Die zuletzt angeschlagenen Mats Hummels und Ilkay Gündogan standen am Tag vor der Partie wieder im Training. Bei den Ungarn darf Kapitän Adam Szalai wieder mitwirken. Er musste beim 1:1 gegen Frankreich nach einer Kopfblessur nach nicht einmal einer halben Stunde vom Platz.

Bei den Magyaren gibt es mit Orban, Szalai, Torhüter Peter Gulacsi und Roland Sallai eine starke Fraktion von Spielern, die in Deutschland ihr Geld verdient. Der Freiburger Sallai versprühte Optimismus. "Wir denken, dass wir den Aufstieg aus dieser Gruppe schaffen können. Wir haben die Qualität dafür", meinte der Stürmer. Und der gegen die Franzosen als Torschütze erfolgreiche Außenverteidiger Attila Fiola meinte: "Wir hoffen auf eine gutes Resultat gegen Deutschland, um jeden in dieser Gruppe zu überraschen." (APA/red.)

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