Fußball-EM: Italien träumt vom Titel – Spanien als vorletzte Hürde

6. Juli
BOLOGNA,ITALY,04.JUN.21 - SOCCER - UEFA European Championship, preview, international test match, Italy vs Czech Republic. Image shows head coach Roberto Mancini (ITA).

Foto: GEPA Pictures / ZUMA Press / LaPresse / Fabio Ferrari

Fünf Spiele, fünf Siege - Italiens bisherige EM-Bilanz kann sich sehen lassen. Aber, warnt Coach Mancini vor dem Halbfinale gegen Spanien: "Je weiter man kommt, desto schwieriger wird es."

Italien muss sich bei der Fußball-EM kaum hinterfragen. Als einziger Halbfinalist gewann das Team von Trainer Roberto Mancini alle bisherigen fünf Turnier-Matches. Zwar lieferten Österreich und Belgien in der K.o.-Phase harte Gegenwehr. Doch die seit dem Eröffnungsspiel als Titel-Kandidat gehandelte "Squadra" überwand auch diese Aufgaben mit Klasse. Am Dienstag (21:00 Uhr) wartet in Wembley mit Spanien ein Gegner, der sich bislang durch die EM mühte.

Die Iberer sahen sich vor dem Turnier mit Corona-Sorgen konfrontiert, standen nach zwei matten Auftakt-Remis stark in der Kritik und mussten dann im Achtel- und Viertelfinale jeweils Überstunden einlegen. Noch dazu plagt Spanien ein altbekanntes Problem: Ein Torjäger ist weit und breit nicht in Sicht. Zwar schoss die "Roja" im Verlauf des Turniers zwölf Tore, mehr als zwei gelangen aber keinem Akteur.

Spanien hat ein Sturm-Problem

So blieb Gerard Moreno, der in der heimischen Liga für Europa-League-Sieger Villarreal immerhin 23 Tore in 33 Spielen anschrieb, bisher überhaupt ohne Treffer. Alvaro Morata hat wie Ferran Torres bislang zweimal getroffen. Die Spanier haben laut UEFA-Statistik bei der EM bisher 365 Angriffe lanciert. 69 mehr als Italien, 235 mehr als England. Spanien hat selbstredend auch die meisten erfolgreichen Pässe gespielt (3.856), hatte den meisten Ballbesitz (67,2 Prozent pro Spiel) und wurde am häufigsten gefoult.

Effektiv waren die Vorstellungen der Spanier aber bei weitem nicht, was wiederum den Stürmern Kritik einbrachte. Trainer Luis Enrique stärkte seinen Angreifern den Rücken. "Es ist ziemlich offensichtlich, was Morata und Gerard durchgemacht haben. Sie sind beide meine Spieler, ich bewundere sie beide", sagte der ehemalige Offensiv-Spieler. Moreno merkte nach dem Viertelfinal-Aufstieg über die Schweiz im Elferschießen an: "Ja, wir hatte viele Chancen. Es geht darum, mental stark zu bleiben. Jetzt gerade fühle ich Erleichterung, weil wir gewonnen haben."

Auch Spaniens Defensive ist gefordert

Gegen die seit 32 Spielen ungeschlagenen Italiener wird Spanien aber auch defensiv dagegenhalten müssen. Die "Azzurri" hievten sich mit einem Sieg im hochklassigen Viertelfinale gegen Belgien (2:1) in die Vorschlussrunde. Die Abwehr um Kapitän Giorgio Chiellini ist kaum zu knacken. Einzig, wenn der Gegner Tempo aufnimmt, scheint Italien anfällig. Mit Leonardo Spinazzola fällt außerdem der bislang stärkste Akteur aus. Der Linksverteidiger mit ausgeprägtem Offensivdrang riss sich gegen Belgien ohne Fremdeinwirkung die Achillessehne. Der gebürtige Brasilianer Emerson dürfte ihn ersetzen.

"Je weiter man kommt, desto schwieriger wird es", mahnte Roberto Mancini. Italiens Trainer baut seinerseits auf das Sturm-Trio um Ciro Immobile und sein starkes Mittelfeld. Nicolo Barella und Marco Verratti wurden in der "Gazzetta dello Sport" jüngst schon mit ganz Großen verglichen: Mit Xavi und Cesc Fabregas, die mit Spanien 2008 und 2012 die EM sowie 2010 die WM gewannen. Dazu würde der bei CL-Sieger Chelsea spielende Jorginho bei einem EM-Triumph mit Italien als ernsthafter Kandidat für den Ballon d'Or gelten, mutmaßte die "Gazzetta".

Italien brennt auf Wiedergutmachung

Für Italien geht es in Wembley auch ein wenig um Revanche für bisher Verpasstes. Xavis Spanier bescherten dem Europameister von 1968 auf dem Weg zu einem zweiten EM-Titelgewinn zweimal ein böses Erwachen. 2008 siegten die Iberer in Wien mit 4:2 im Elferschießen und holten sich danach auch den Titel. Damals schon mit dabei war Chiellini. 2012 siegte Spanien im Finale in Kiew nach einer dominanten Vorstellung mit 4:0. Chiellini und Leonardo Bonucci waren u.a. die Leidtragenden. 2016 setzte sich Italien bei der EM in Frankreich im Achtelfinale durch, scheiterte aber dann eine Runde später an Deutschland.

In Wembley wollen beide Teams jedenfalls am liebsten gleich einziehen. Dort wird am kommenden Sonntag auch das Finale über die Bühne gehen. Den ersten großen Titel seit dem WM-Triumph 2006 in Deutschland hat Italien inzwischen fest im Blick. Torhüter Gianluigi Donnarumma versprach: "Wir haben uns das verdient, jetzt spielen wir das Halbfinale. Wir machen weiter und hoffen, uns den Traum zu erfüllen." Geleitet wird die Partie vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych. Das Endspiel soll laut niederländischen Medien Björn Kuipers pfeifen. (APA/red.)

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