Fußball: Verdacht der Steuerhinterziehung – Razzia beim DFB

7. Okt.
FRANKFURT,DEUTSCHLAND,09.NOV.15 - SOCCER - DFB, Deutscher Fussball Bund, extraordinary presidial meeting concerning the corruption scandal World Championship 2006. Image shows a feature with the DFB logo. Photo: GEPA pictures/ Witters/ Thorsten Wagner - ATTENTION - COPYRIGHT FOR AUSTRIAN CLIENTS ONLY

Foto: GEPA Pictures / Witters / Thorsten Wagner

Polizei und Steuerfahndung durchsuchen auch die Privatwohnungen von mehreren Verbands-Verantwortlichen - insgesamt sind rund 200 Beamte an der Razzia beteiligt.

Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main am Mittwoch die Geschäftsräume des Deutschen Fußball-Bundes sowie Privatwohnungen von DFB-Verantwortlichen durchsucht. An den Maßnahmen in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz waren insgesamt rund 200 Beamte beteiligt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt jetzt mit.

Dabei gehe es um Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heim-Länderspielen des DFB-Teams aus den Jahren 2014 und 2015. "Die wegen des Verdachts der fremdnützigen Hinterziehung von Körperschafts- und Gewerbesteuern in besonders schweren Fällen geführten Ermittlungen richten sich gegen sechs ehemalige bzw. gegenwärtige Verantwortliche des DFB", so die Staatsanwaltschaft weiter. "Ihnen wird zur Last gelegt, Einnahmen aus der Bandenwerbung von Heimländerspielen der Fußball-Nationalmannschaft aus den Jahren 2014 und 2015 bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt zu haben." Damit sei der DFB einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen.

Namen der betroffenen DFB-Bosse vorerst nicht bekannt

Namen der Verdächtigen nannte die Behörde nicht. Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt war damals Wolfgang Niersbach, der wegen des immer noch nicht restlos aufgeklärten "Sommermärchen"-Skandals um die WM 2006 später zurücktrat. "Nach den bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten von dieser steuerlichen Unrichtigkeit wussten. Sie wählten diese aber bewusst, um dem DFB hierdurch einen Steuervorteil von großem Ausmaß zu ermöglichen", erklärte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen in der Pressemitteilung.

Der DFB und seine langjährige Vermarktungs-Agentur Infront hatten kürzlich ihre Zusammenarbeit nach fast 40 Jahren "einvernehmlich" beendet. Begründet wurde dies mit Ergebnissen einer Untersuchung des Beratungs-Unternehmens Esecon. Darin waren Vorwürfe gegen Infront erhoben worden. Infront hatte diese zurückgewiesen und die Kündigung durch den DFB nicht anerkannt. Die Agentur hatte bis 2018 den Auftrag, Bandenwerbepartner für Spiele der Nationalelf zu beschaffen. Laut dem Ermittlungsbericht von Esecon habe die Firma 2013 vom DFB den Zuschlag für das Geschäft erhalten, obwohl ein Konkurrent bis zu 18 Millionen Euro mehr geboten habe.

DFB-Chef: Ermittlungen "allumfänglich unterstützen"

Der aktuelle DFB-Boss Fritz Keller kündigte am Mittwoch an, die Ermittlungen "allumfänglich unterstützen" zu wollen. "Ich bin für Aufklärung, um eine saubere Zukunft für den Fußball zu haben", sagte der 63-Jährige bei der Bundespressekonferenz in Berlin.

Unterdessen wies Infront jegliche Verantwortung in dem Fall von sich. "Die steuerliche Deklaration von Einnahmen aus Vermarktungsverträgen ist Sache des Empfängers, also des ursprünglichen Rechtehalters DFB. Infront hat keine Kenntnis darüber, wie die betreffenden Einnahmen aus Bandenwerbeverträgen aufseiten des DFB steuerlich behandelt wurden", sagte Kommunikationschef Jörg Polzer. Das Unternehmen sei von den Ermittlungen nicht betroffen.

Auch beim ehemaligen Verbandschef Wolfgang Niersbach gab es laut dessen Auskunft keine Durchsuchung. Er habe auch sonst "keinerlei Kenntnis", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. (APA/red.)

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