Innsbruck: Zu Gast bei den Haien

22. Nov.
Nach eine miserablen Saisonstart befindet sich TWK Innsbruck „Die Haie“ im Höhenflug. Nicht zuletzt ein denkwürdiges Spiel gegen Bozen am vergangenen Sonntag, Motivationstricks aus dem Repertoire von Rob Pallin und ein nicht ganz alltägliches Torhüter-Duo könnten dafür sorgen, dass sich Innsbruck in den Top-6 festbeißt.

Text: Martin Pfanner // Auf Twitter: @mpfanner  // Auf Instagram: @martinpfanner

An dieser Stelle findet ihr in unregelmäßigen Abständen Einschätzungen derServus-Hockey-Night-MitarbeiterInnen zur Spielzeit 18/19. Ob VOR, WÄHREND, oder NACH der Saison, es gilt: immer subjektiv und auf eigenen Beobachtungen beruhend. Darüber hinaus: Immer fair, aber manchmal kontrovers.

Eins in eigener Sache vorweg: Die Servus Hockey Night hätte diesen Sonntag gerne das Gastspiel der Wiener in Innsbruck übertragen. Allerdings wurden die Verantwortlichen der SHN gebeten, sich aufgrund einer Eiskunstlaufveranstaltung und damit einhergehenden logistischen Problemen, die beim Aufbau einer Live-Übertragungsinfrastruktur entstehen (die Crew der SHN beginnt im Regelfall bis zu 10 Stunden vor Face-Off mit dem Aufbau und der Verkabelung aller Kamerapositionen) doch ein anderes Live-Spiel in Runde 22 zu suchen. Diesem Wunsch von Halle, Eismeister und Liga kam die Servus Hockey Night schließlich nach.

Hoffentlich nicht nur für Aficionados des gepflegten Offensiv-Hockeys, das die Innsbrucker zelebrieren, sondern auch für HCI-Fans ein Trost: die Haie gibt’s am Sonntag, dem 02.12. ab 17.15 Uhr gegen Klagenfurt live und exklusiv unter servushockeynight.com, Facebook Live und Youtube zu sehen.

Stimmungsbild in Innsbruck: Heiter und entspannt

Wenig überraschend war auch drei Tage nach dem denkwürdigen „Tiroler Derby“ in Bozen die Stimmung bei den Haien prächtig. Das Training immer mit dem notwendigen Fokus (vorwiegend Odd-Man-Rushes, PK & PP), aber auch mit der entsprechenden Menge Spaß. Einige Übungen waren sodann auch nicht auf allen Positionen zu 100%  ernst zu nehmen. Beispiele?

Die Top-Shelf-Competition! Ziel ist es in den Zwischenraum von Querlatte und umgeklapptem Tor zu treffen

Pallin: „I told them they were soft“

Nach einem gut einstündigen Mannschafts-Training, das einige noch mit Individual Drills ausklingen lassen, lädt Rob Pallin ins Coaching-Kammerl. Dort seziert bereits sein neuer Assistant-Coach Alex Stein (17/18 als Assistant beimDEL-Team in Bremerhaven oder aus seiner Zeit als Head Coach des EHC Bregenzerwald bekannt) die Video-Szenen, die es danach mit der Mannschaft zu besprechen gilt.

Fast zwangsläufig kommt man auf den Sonntag in Bozen zu sprechen. „Es war nicht die erste verrückte Partie, die ich hier in Innsbruck erlebt habe. AlsTrainer hatte ich sogar noch verrücktere“, tönt es aus dem 52-Jährigen.Rückblende: Der HCI spielt ein katastrophales Drittel (Zitat Pallin) und liegt zur Pause mit 0:3 in Bozen zurück. Goalie René Swette wird durch Neuverpflichtung Luka Gracnar ersetzt, der postwendend zu Beginn des Drittels das 4:0 von den Füchsen eingeschenkt bekommt. Eine Partie zum Vergessen?

Nicht mit Pallin. Sein Motivationstrick? „Ich bin in der Drittelpause richtig laut geworden. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie „soft“ sind, habe jedem dabei einmal tief in die Augen geblickt und bin dann aus der Kabine gestürmt. Jeder hatte so Zeit in sich zu gehen.“ Ein Manöver, das scheinbar Früchte getragen hat. Ein furioses Comeback brachte den Haien einen 8:5-Erfolg und viel Rückenwind für die kommenden Aufgaben. 

HCI: Ein Master-Plan in vier Viertel

Die nächsten beiden Aufgaben (Freitag in Dornbirn, Sonntag zu Hause gegen Wien) beschließen dann auch das zweite Grunddurchgangsviertel für Pallin. Der Amerikaner teilt die erste 44 Runden der Meisterschaft in Viertel ein. Nach jedem Spiel werden die Punkte addiert. Erklärtes Ziel ist es in jedem Saison-Viertel in den Top-6 zu rangieren, denn dann – so die Logik – wird das auch am Ende von Grunddurchgang Phase 1 der Fall sein.

Ein Blick auf Pallins Tafel lohnt: Bis auf einen völlig verkorksten Saisonstart mit gerade mal vier Punkten aus sechs Spielen geht es seither stetig bergauf. Aktuell stehen mit 16 Punkten aus dem zweiten Saisonviertel schon drei Punkte mehr zu Buche als dies im ersten Viertel der Fall war. Die Haie sind also auf Kurs zum dritten Mal in Serie das Playoff-Ticket bereits im Jänner zu buchen.

Die Saisonviertel auf Pallins Tafel! Jeweils immer: Gegner, H/A,Punktezahl und Gesamtpunktezahl! Unten in Schwarz zum Vergleich die Punkteausbeute in den Vierteln der Vorsaison

Das etwas andere Goalie-Duo

So glücklich man in Tirol mit der jetzigen Ausgangslage sein kann, so glücklos agierte man über weite Teile der aktuellen Saison auf der Torhüterposition. Matt Climie und Janne Juvonen brachten nicht die Leistung, die man sich von Import-Torhütern erwartet. Beide weilen bereits wieder bei neuen Clubs (Climie bei den Sheffield Steelers, Juvonen bei Mora).

Auftritt: Luka Gracnar. Der langjährige Salzburg-Keeper (8 Jahre in Salzburg, 214 Spiele) hatte erst spät einen Vertrag in der slowakischen Ligabei Poprad bekommen (allerdings mit Ausstiegsklausel) und sich dort auch am Eis (11Spiele, 93,0% SVS, GAA 2.53) und abseits davon durchaus Wohl gefühlt, aber eben auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er gerne wieder in der Erste Bank Eishockey Liga spielen würde. Sein Agent Bernd Brückler hat ihn – als die Goalie-Probleme in Innsbruck virulent wurden – sodann erfolgreich in Innsbruck untergebracht. Nicht nur der Agent verbindet Gracnar nun mit seinem Positionskollegen René Swette. Auch die Tatsache, dass Training und Vorbereitung für beide nicht ganz alltägliche Aufgabe sind. Nachdem die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Co- und Goalie-Trainer Pierre Beaulieu nicht verlängert wurde, steht der HCI aktuell ohne Trainer für die Keeper da. „Wir trainieren uns selber und machen das, glaube ich, nicht schlechter als so mancher Coach“, vermittelt Gracnar auf sympathisch-ehrliche Art und Weise. Swette sekundiert. Ein Torhüter-Duo, das sich selbst trainiert. Eben nicht ganz alltäglich.

Gracnar und Swette: Dieses Goalie-Duo trainiert sich selber

Die hieb- und stichfeste Prognose für das Wochenende

Innsbruck ist im Aufwind. Defensiv wird man mit den besten der Liga wohl nie mithalten können, muss man aber auch nicht. Solange es vorne so läuft wie in den letzten Wochen werden Pallins Mannen wohl auch weiterhin jeden 6:4-, 7:6- oder eben 8:5-Sieg dankend annehmen. Der Kopf sagt – bei entsprechend ausbleibenden Verletzungssorgen - zur Top-6-Frage aktuell noch „nein“, das Bauchgefühl allerdings durchaus laut „ja“.

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