Janik Möser: „Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen“

25. Nov.
Corona Eishockey

Foto: (C) GEPA pictures/ Mario Buehner

Janik Möser von den Grizzlys Wolfsburg kämpft derzeit mit einer Herzmuskelentzündung - wahrscheinlich hervorgerufen durch Covid-19.

Janik Möser von den Grizzlys Wolfsburg leidet an einer Herzmuskelentzündung. Diese steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion. Der 25-Jährige macht öffentlich auf die Gefahr von COVID-19 und Folgeerkrankungen aufmerksam und warnt seine Spielerkollegen.

Als Janik Möser vom Befund erfuhr, saß der Schock tief: Herzmuskelentzündung, wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion. Doch der Schreck über die schwerwiegende Diagnose wich beim Verteidiger der Grizzlys Wolfsburg aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) schnell dem Willen, an die Öffentlichkeit zu gehen und als Vorreiter auf die Gefahr von COVID-19 und dessen mögliche Folgeerkrankungen für junge Sportler aufmerksam zu machen.

Möser: „Es kann auch uns treffen"

"Mein Verlauf mit dem Virus sowie meine aktuellen Probleme zeigen ja ganz deutlich, dass man die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Ich habe mich auch deshalb dazu entschlossen, offen darüber zu sprechen. Natürlich sind wir Profisportler fit, aber es kann eben auch uns treffen", betonte Möser.

Der 25-Jährige hatte einfach nur "Glück", dass die sogenannte Myokarditis nach einem Kardio-MRT bei einem Spezialisten in Berlin erkannt wurde. „Das ist ein erheblicher Befund, weil die Herzmuskelentzündung beim Leistungssportler einer der Trigger ist, die letztendlich den plötzlichen Herztod auslösen könnten, wenn man sie übersieht", sagte Wolfsburgs Mannschaftsarzt Axel Gänsslen in einer digitalen Medienrunde am Mittwoch: "Dementsprechend mussten wir reagieren." 

Pulsuhr zur Kontrolle

Möser war bereits im Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er ist zwar aktuell beschwerdefrei, wird aber frühestens nach einer für Januar geplanten gründlichen Untersuchung in den Sportbetrieb zurückkehren können. Aktuell trägt er 24 Stunden eine Pulsuhr, die seine Herzfrequenz überwacht. Statt Eishockey zu spielen, geht Möser jeden Tag "gemütlich" spazieren, um den Puls so niedrig wie möglich zu halten.

Mösers Krankheitsverlauf dient als Beispiel, dass Leichtsinn im Umgang mit dem Coronavirus schwerwiegende Folgen haben kann. Grizzly-Mannschaftsarzt Gänsslen hat sich zusammen mit der DEL intensiv mit den möglichen Verläufen sowie Folgeerkrankungen nach COVID-19 beschäftigt.

"Das Ziel war von Beginn an, dass wir möglichst einheitlich vorgehen und unsere 14 Klubs sich dementsprechend verhalten können", sagte Jörg von Ameln, Leiter Spielbetrieb der DEL: „Gerade die kommende Spielzeit wird uns diesbezüglich sehr viel abverlangen."

Entstanden ist ein Algorithmus zum Return-to-Play nach COVID-19-Erkrankung im Leistungssport. „Wir haben eine Erweiterung aufgrund individueller Erfahrungen und basierend auf aktueller Literatur durchgeführt, da insbesondere klinisch minimale Zeichen einer Herzmuskelbeteiligung zunehmend Bedeutung erlangen", sagte Gänsslen.

Erfahrungsaustausch mit anderen Sportarten

Zudem teilte die DEL mit, dass in einer Telefonkonferenz auch mit Experten aus dem Handball und Basketball kommuniziert worden sei, ebenso mit einem Sportkardiologen: „Wir haben den Algorithmus bereits in unsere Richtlinien aufgenommen. Diese Richtlinie dient als Empfehlung für alle Klubs".

Möser jedenfalls hat für seinen mutigen Schritt, öffentlich über seine Erkrankung zu sprechen, "nur positives Feedback erhalten von Leuten aus der Liga, die mir geschrieben haben, dass der Fall manchen Leuten die Augen geöffnet hat und das Thema von vielen jetzt ernster genommen wird", sagte Möser. Der sein Ziel damit erreicht hat. (SID)

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