Johann Zarco und KTM: Die verzweifelte Suche nach dem richtigen Gefühl

15. Mai
LAT

Johann Zarco versucht, die KTM anders zu fahren, als er es gewohnt ist

Von der Verpflichtung von Johann Zarco hatte sich KTM viel versprochen. Doch noch trägt die Kombination keine Früchte: Beide Seiten suchen fieberhaft nach einer Lösung.

Zoff in der Box, öffentliche Kritik von ganz oben: MotoGP-Pilot Johann Zarco hatte zuletzt keinen leichten Stand bei KTM. Nach vier Saisonrennen hat der Franzose noch immer sichtlich Probleme, sein Potenzial auf der RC16 auszuschöpfen. Der Wechsel von Yamaha zu KTM gestaltet sich für alle Beteiligten schwerer als angenommen.

Konnte Zarco in den vergangenen zwei Jahren bei Tech-3-Yamaha mit seinem sanften Fahrstil einige Highlights setzen, ist der jetzt nicht mehr gefragt. Die aggressivere KTM verlangt einen Umgang, an den sich Zarco immer noch gewöhnen muss. "Ich versuche, in die Kurven so hart wie möglich einzubiegen", gibt er zu Protokoll.

"Ich hänge meinen Körper neben das Motorrad, als wäre ich ein Passagier. Das Problem dabei ist: Wenn etwas passiert, bist du schon nicht mehr auf dem Bike." Laut eigener Aussage konnte Zarco zuletzt kleinere Fortschritte verzeichnen, fuhr in Jerez mit einem neuen Chassis, das er beim anschließenden MotoGP-Test weiter evaluierte.

Zarco kann und will Teamkollege Espargaro nicht kopieren

Doch auch hier bleibt der 28-Jährige vage: "Selbst KTM will wissen, wo die Verbesserung liegt, und ich kann es nicht wirklich sagen, denn es ist immer eine Sache der allgemeinen Balance, die einem ein wenig mehr Möglichkeiten gibt, mit dem Motorrad zu fahren oder zu spielen, und sofort, wenn ich es spüre, wird die Rundenzeit besser."

Der große Durchbruch ist bisher jedoch ausgeblieben. "Es ist eine schwierige Zeit, das stimmt. Aber mit jedem Rennwochenende bekomme ich mehr Antworten als beim letzten", übt sich der Franzose in Zweckoptimismus. Vom eigenen Anspruch, bester KTM-Fahrer zu sein, ist er aber noch weit entfernt. Die Messlatte bleibt Pol Espargaro.

Weil der Spanier einen komplett anderen Fahrstil hat als Zarco, fällt es ihm umso schwerer, sich umzustellen: "Es liegt in der Verantwortung von KTM, beide Fahrer zu managen. Sicherlich entspricht die Art und Weise, wie man das Motorrad fahren muss, nicht meinem Stil. Deshalb ist die Anpassung für mich im Moment recht schwierig."

Ist Zarco fit genug für die physisch anspruchsvolle KTM?

Doch im Hintergrund arbeiten genug Menschen daran, die Daten zu analysieren und auf seine individuellen Bedürfnisse einzugehen, versichert der KTM-Neuzugang. Auch Technikdirektor Sebastian Risse bestätigt das. "Mit Johann haben wir aktuell etwas mehr Probleme, seinen Fahrstil dem Motorrad anzupassen", räumt er ein.

"Wir probieren ständig verschiedene Richtungen aus, so wie zuletzt in Jerez. Das betrifft nicht nur die Hardware, sondern auch das Fahren an sich und die Abstimmung des Motorrads. Wir wollen ein Bike für ihn machen und nicht ihn an das Motorrad anpassen. Dazu müssen wir aber erst verstehen, was gut für seinen Stil ist", erklärt Risse weiter.

Ob man Fortschritte gemacht hat, wird sich bei Zarcos Heimrennen in Le Mans zeigen. Als MotoGP-Rookie stand er mit Yamaha hier auf dem Podest. Das ist in diesem Jahr eher unwahrscheinlich. Dass die bisherige Formschwäche mit seiner Fitness zusammenhängt, glaubt er nicht - auch wenn die KTM als physisch anspruchsvoll gilt.

"Körperlich stark zu sein, ist gut, wenn man Motocross fährt. Auch in der MotoGP ist es wichtig. Aber wenn man immer alles mit seinem Körper kompensieren will, dann wird man müde. Ich kann nicht sagen, dass ich bessere Ergebnisse erzielen würde, wenn ich viel stärker wäre. Ich hätte dieselben Probleme, nur vielleicht drei Runden später."

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