Keine KTM in den Top 10: Zwei Stürze, ein „Passagier“

29. Sept.
Car, Automobile, Transportation

Foto: Motorsport Images

Für KTM verlief das MotoGP-Rennen in Barcelona enttäuschend: Zwei Piloten stürzen in den Top 10 liegend, Brad Binder rettet sich auf zerstörten Reifen als Elfter ins Ziel.

In Barcelona schaffte es zum ersten Mal in dieser MotoGP-Saison kein KTM-Fahrer unter die Top 10. Das war vor allem zwei Stürzen geschuldet: Pol Espargaro ging beim Überholversuch an Danilo Petrucci (Ducati) zur Rennhälfte zu Boden, sechs Runden vor Schluss legte auch Tech-3-Pilot Miguel Oliveira seine KTM ab.

Beide lagen zum Zeitpunkt der Stürze innerhalb der Top 10. Doch Espargaro räumt ein: "Selbst ohne den Sturz wäre nicht so viel drin gewesen. Vielleicht wären wir vor Petrux auf Platz sieben gelandet. Bei diesen kühlen Temperaturen fehlte das Vertrauen zum Vorderrad, das wir am Wochenende in den Nachmittagstrainings noch hatten."

"Am Sonntag schien keine Sonne, die Temperaturen waren niedriger und wir haben am meisten darunter gelitten. Wir mussten den Medium-Vorderreifen verwenden, aber es fehlte das hundertprozentige Gefühl dafür", erklärt der Spanier weiter.

KTM: Traditionell eine Stufe härter als die Konkurrenz

Alle KTM-Piloten setzten vorne auf die mittelharte Mischung, die im Rennen in Barcelona eine Ausnahme blieb. Denn die Mehrheit fuhr mit dem weichen Vorderreifen. Doch KTM geht am Vorderrad traditionell oft eine Stufe härter als die Konkurrenz, weil ihnen das in den Kurven eine größere Stabilität bietet.

Espargaro: Gummi-Abrieb der Moto2 ein Problem

In Barcelona funktionierte das angesichts der kühlen Temperaturen jedoch nur bedingt. Darüber hinaus merkt Espargaro an: "Jedes Mal, wenn wir nach dem Rennen der Moto2 auf die Strecke gehen, verändert der Dunlop-Gummi das Griplevel und wir bekommen Probleme. Es fühlt sich immer total anders an als in den Trainings."

"Es ist rutschiger und das Motorrad lässt sich schwieriger stoppen. Also gibt es immer diesen Drop am Sonntag. Das war bisher nur in Brünn und Spielberg nicht der Fall", hält der KTM-Pilot fest. Und er bekommt Zustimmung von Teamkollege Brad Binder: "Die Linien, die Bremspunkte, dein Gefühl für das Vorderrad ändern sich."

Dennoch versuchte Espargaro, im Rennen mit Petrucci zu kämpfen. In Kurve 1 übertrieb er es dann aber und bremste deutlich zu spät. "Ich bin etwas zu schnell in die Kurve gefahren und übers Vorderrad weggerutscht. Das war ganz allein meine Schuld", sagt er.

Kühler Vorderreifen: Deshalb stürzte Oliveira

Ohne Fremdeinwirkung stürzte auch Oliveira. Bei ihm war ein ausgekühlter Vorderreifen schuld: "Die Temperaturen waren recht niedrig, sodass eine Runde ohne Windschatten ausreichte, um den Vorderreifen komplett auskühlen zu lassen. Als ich in Kurve 2 auf die linke Seite fuhr, konnte ich den Crash nicht mehr retten. Es ist eine Schande."

Binder, der direkt hinter Oliveira lag, als dieser ohne jede Vorwarnung zu Boden ging, gibt zu: "Das war auch meine größte Sorge. Als der Hinterreifen nachließ, konnte ich den Vorderreifen nicht mehr ausreichend pushen, um die Temperatur hochzuhalten. Die letzten acht Runden fühlte ich mich nur noch wie ein Passagier."

Reifen am Ende: Binder fuhr wie im Regen

"Mein Hinterreifen war bei noch zehn zu fahrenden Runden bereits am Ende", erklärt der MotoGP-Rookie. "In den letzten zehn Runden ging es für mich ums Überleben. Die letzten vier, fünf Runden fühlten sich an wie im Regen. Es war wirklich hart. Aber es war eine gute Lernerfahrung." Am Ende kam Binder als Elfter ins Ziel.

Angesprochen auf den Medium-Vorderreifen erklärt er: "Ich habe mich damit wohl gefühlt. Am Anfang war etwas schwierig, Temperatur hinein zu bekommen, aber dann lief es gut. Das Problem mit dem Medium-Hinterreifen bestand darin, dass man ihn nur schwer ins richtige Arbeitsfenster bringen oder dort halten konnte."

Deshalb setzten die KTM-Piloten wie der Rest des Feldes am Hinterrad auf die weichste Mischung - wenn auch in dem Wissen, dass diese irgendwann stark abbauen würde. Die Reifenproblematik bereitete am Barcelona-Wochenende allen Fahrern Kopfzerbrechen.

Reifenkontingent anpassen: KTM legte Veto ein

Michelin war mit jener Allokation angereist, die eigentlich für den ursprünglichen Renntermin im Juni gedacht war. Dabei hatte es im Vorhinein durchaus Bedenken gegeben. Wie Alex Marquez (Honda) verriet, machten einige Fahrer in der Sicherheitskommission den Vorschlag, das Reifenkontingent anzupassen. Doch KTM war dagegen.

Espargaro erklärt: "Die Wahrheit ist, dass ein Ducati-Fahrer in der Sicherheitskommission um einen zusätzlichen weichen Vorderreifen gebeten hat. Dafür sollte es allerdings einen Medium-Vorderreifen weniger geben. Da haben wir natürlich nein gesagt."

"Aber selbst wenn wir zugestimmt hätten, hätte Michelin nein gesagt", ergänzt der KTM-Pilot. "Denn sie wären nicht in der Lage gewesen, allen einen zusätzlichen Soft-Vorderreifen zur Verfügung zu stellen." Für die kommenden Rennen, bei denen ähnlich kühle Temperaturen zu erwarten sind, wird Michelin aber wohl nachrüsten müssen.

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