Schwantz über Marquez: „Seine Verletzung fährt immer mit“

13. Okt.
Kevin Schwantz, 500er-Weltmeister von 1993, kann die Gefühlslage von Marc Marquez gut nachempfinden.

Foto: LAT

Zwei Siege, aber auch viele Stürze: Die Comeback-Saison von Marc Marquez ist bislang ein Auf und Ab. MotoGP-Legende Kevin Schwantz kann das gut nachvollziehen.

Seit Marc Marquez im April diesen Jahres nach langer Verletzungspause in den MotoGP-Zirkus zurückgekehrt ist, erlebt er eine Comeback-Saison mit Höhen und Tiefen. Zwei Siegen (am Sachsenring und in Austin) stehen fünf Renn-Stürze (in Le Mans, Mugello, Barcelona, Spielberg 2 und Silverstone) gegenüber.

Inklusive Trainings und Qualifyings flog Marquez in dieser Saison sogar schon 20 Mal ab. Damit führt er die diesjährige Sturz-Statistik der MotoGP gemeinsam mit Iker Lecuona an. Nur dass der Tech-3-KTM-Pilot - im Gegensatz zu Marquez - bei allen bisherigen Renn-Wochenenden angetreten ist.

Kevin Schwantz, der während seiner Karriere in den 80er- und 90er-Jahren auch mit der einen oder anderen Verletzung zu kämpfen hatte, kann sich gut in Marquez hineinversetzen. Der 500er-Weltmeister von 1993 glaubt, dass die vielen Stürze des Honda-Piloten nicht zuletzt ein mentales Thema sind.

Schwantz beschreibt Gedanken des Zweifels

"Im Hinterkopf fährt die Verletzung immer mit. Du denkst immer daran", sagt Schwantz im Video-Interview mit 'MotoGP.com'. Und beschreibt derartige Gedanken anschaulich: "Wenn ich diese Kurve ein wenig zu aggressiv anfahre und das Vorderrad anfängt wegzurutschen, habe ich dann die körperliche Kraft, um das Bike wieder aufzurichten? Habe ich die Fähigkeit, auf dem Motorrad das zu tun, was ich vor der Verletzung getan habe?"

Seinen ersten Comeback-Sieg nach fast neunmonatiger Auszeit fuhr Marquez im Juni auf dem Sachsenring ein. Auch Schwantz dachte seinerzeit wie sicherlich viele andere, dass das ein entscheidender Wendepunkt für den Spanier in dieser Saison sein könnte.

"Das Rennen am Sachsenring habe ich live gesehen. Und dachte mir: Wenn jemand nach so langer Zeit ohne Motorradfahren so zurückkommt, und auf der technisch vielleicht anspruchsvollsten Strecke allen davon fährt, dann könnte sich die Saison an diesem Punkt drehen", erinnert sich Schwantz.

"Du kannst es nicht ewig präsent haben"

Von Marquez' Sachsenring-Sieg bis zum Triumph in Austin vergingen dann aber fast vier Monate. In Rennen ausgedrückt waren es sechs Grands Prix, die von anderen Piloten gewonnen wurden. Und obwohl der Honda-Star vor allem in Aragon nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt war, fiel Schwantz dennoch auf: "Es scheint, als hätte er das Selbstvertrauen nicht überall."

Mit Blick auf die Zukunft ist die Suzuki-Legende aber überzeugt: "So wie ich Marquez und die Honda-Jungs kenne, werden sie nicht die Füße hochlegen. Sie werden bis zum Saison-Ende weiterarbeiten und versuchen, ihm für nächstes Jahr ein noch besseres Bike hinzustellen. Und sie werden auf jeden Fall versuchen, wieder zu gewinnen."

Denn der 500er-Weltmeister von 1993 weiß auch: "Je mehr Rennen Du fährst, je konstanter Du wirst und je näher Du der Spitze kommst, desto mehr versuchst Du das, was Du im Hinterkopf hast, zu verdrängen. Du kannst es nicht ewig präsent haben. Denn wenn doch, wirst Du daran zerbrechen."

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