Kitzbühel: Die ganz andere Hahnenkamm-Woche

20. Jan.
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Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Kitzbühel wird in dieser Woche anstatt großer Society-Festspiele Spitzensport pur erleben. Tummeln sich in der Hahnenkamm-Woche normalerweise die Promis, Stars und Sternchen bei der KitzRaceParty im VIP-Tempel im Zielgelände der Streif, auf der Weißwurst-Party oder einem Charity-Dinner, so ist wegen der Corona-Pandemie sämtlicher Glanz und Glimmer gestrichen. Im Mittelpunkt stehen die Weltcup-Fahrer, am hellsten funkeln wird die Gewinner-Gams in der Hand seines Trägers.

Österreichs Speed-Ass Vincent Kriechmayr musste herzhaft lachen, als er nach den fehlenden VIPs, dem Kaviar und Champagner gefragt wurde. "Das wird ungewohnt sein. Normalerweise sind wir ja nur Statisten und für die Belustigung für die Promis da." Nein, ganz so sei es natürlich nicht, fügte er gleich hinzu. "Es ist doch immer sehr schön gewesen, vor dem Publikum zu fahren." Die größten Stimmungsmacher sitzen normalerweise freilich aber ohnehin nicht auf der mächtigen Tribüne, sondern jubeln als Vollblut-Fans im Zielraum und entlang der Rennstrecke.

Und dieses Erlebnis wird Kriechmayr freilich vermissen. "Die Stimmung ist schon immer faszinierend und pushend, wenn am Start schon Hunderte Leute schreien und einen motivieren. Das gibt eine Extraportion Mut, weil du nicht versagen oder dich anschwitzen willst, sondern zeigen willst, dass du den Mut hast, engagiert runterzufahren." Sportlich ändere sich aber nichts, die Herausforderung bleibe die gleiche. Die Strecke sei so fordernd und - wenn man sich die Geschichte anschaue - sehr furchteinflößend. "Da wird man schon die nötige Spannung haben."

Kitzbühel: "Heuer geht es nur um den Sport"

So ein ruhiges Kitzbühel jedenfalls ist für alle Neuland, die sonst den normalen Wahnsinn während der Hahnenkamm-Woche gewohnt sind, darin eintauchen oder auszuweichen versuchen. Auch für Kriechmayr ist das ein ungewohntes Gefühl. "Dass nichts los ist, ist auf alle Fälle schlecht. Die Streif lebt auch vom Publikum, von der Stimmung, von der Atmosphäre." Aber es sei trotzdem ein Privileg, dass die Skifahrer den Sport noch ausüben dürfen. "Wir sind froh, hier zu sein und dreimal runterfahren zu dürfen. Es sind drei Möglichkeiten, um vorne mitzufahren, das ist sehr positiv."

Freilich falle das ganze Drumherum weg, aber wer die Skifahrer kenne, wisse, dass sie das ohnehin nicht so genießen können bei solch schwierigen Rennen, verwies Kriechmayr auf den Alltag eines Profisportlers. Da gehört die Party-Meile definitiv nicht dazu. Was abgehen wird, ist der mögliche Genuss einer abendlichen Siegerehrung vor Tausenden Zuschauern. "Etwas, das man aufsaugt", weiß der Vorjahres-Zweite in der Abfahrt. Was definitiv ein Pluspunkt ist: Der Weg vom Zielbereich ins Hotel wird so schnell wie noch nie absolviert werden können.

Vorjahres-Triumphator Matthias Mayer wäre heuer in Kitzbühel sicher mit Einladungen überhäuft worden. Wenn es ihm rein um die Stimmung gehen würde, würde er von einer Feier zur anderen laufen. Doch das ist nichts für den Kärntner, wenn er im Dienst ist. "Ich bin hier, um Sport zu machen und auf der Strecke bei den Schnellsten dabei zu sein", sagte der Doppel-Olympiasieger.

Die Menschenmassen würden zu den Hahnenkamm-Rennen dazugehören, auch die vielen Side-Events, die den Sport populärer machen. "Heuer geht es nur um den Sport, das ist schon auch einmal ganz gut", merkte Mayer an.

Appell aus Kitzbühel: Fans sollen zuhause bleiben

An die Skifans appelliert er dringend, zu Hause zu bleiben. "Es wird alles abgeschottet, das finde ich ganz gut. Dass nicht zu viel Wirbel aufkommt und zu viele zusammenkommen. Genau das wollen wir unterbinden in der jetzigen Zeit." Eine Meinung, die auch Kriechmayr teilt. "Was wir gehört haben, wird rigoros kontrolliert. Das ist sicher das Richtige."

Mayer: "Dreimal hier runter ist auf jeden Fall zäh"

"Dreimal hier runter ist auf jeden Fall zäh, es ist eine lange Woche. Aber es sind die einzigen Speed-Rennen im Jänner. Für die heißt es einfach, fit zu sein und voll da zu sein", sagte Mayer. "Ich bin topfit. Ich bin körperlich fit, meine Knochen sind fit, meine Lunge ist fit, ich bin befreit." Um den Wegen-Ausfall tut es ihm leid. "Sehr schade, das ist ein richtig cooles Rennen, da bin ich immer gern. Aber es nützt nichts."

Auch Kriechmayr bedauert den Verlust des Klassikers in der Schweiz im heurigen Winter. "Das tut weh, das Lauberhornrennen ist eines der schönsten im Jahr. Nicht ganz so fordernd wie hier runter, aber nicht weniger schwer. Wengen ist für mich ein richtiges Highlight. Aber dreimal Kitzbühel ist kein schlechter Ersatz", weiß der Oberösterreicher. (APA/red.)

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