Tränen bei Danilo Petrucci: „Petrux“ sagt leise „Ciao!“

16. Nov.
Danilo Petrucci wurde in Valencia schon vor dem Start von seinen Emotionen überwältigt.

Foto: Motorsport Images

Im Schatten von Valentino Rossi verabschiedet sich in Valencia auch Danilo Petrucci von der MotoGP und blickt zurück, wie er vom Hinterbänkler zum Grand-Prix-Sieger wurde.

Beim MotoGP-Saisonfinale in Valencia waren alle Augen auf Valentino Rossi gerichtet, der sich nach insgesamt 432 Grand-Prix-Starts verabschiedete. Landsmann Danilo Petrucci bestritt ebenfalls sein letzten MotoGP-Rennen, ihm wurde aber nur ein Bruchteil der Aufmerksamkeit zuteil.

"Die Leute, die hier mit mir gearbeitet haben, haben mir sehr viel Liebe geschenkt. Darüber freue ich mich sehr. Die MotoGP hat mir viel gegeben", kommentierte ein gerührter Petrucci, der in der abgelaufenen Saison nicht an die Leistungen der letzten Jahre anknüpfen konnte.

Petrucci-Aus nach zehn Jahren MotoGP

"Petrux" beendet seine Grand-Prix-Karriere nach zehn Jahren in der Königsklasse. "Es war ein sehr emotionaler Tag. Ich wollte nicht weinen, aber als ich in die Startaufstellung kam und die vielen Leute mich begrüßten, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten", gestand der Italiener.

"Es war sehr schön, die vielen Menschen und Freunde noch einmal zu sehen, um sich zu verabschieden. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit so vielen Leuten so viele tolle Erinnerungen teile", so Petrucci weiter. "Wenn man die Leute auf einer Tribüne begrüßt und Tausende von Menschen reagieren, dann ist das einfach das beste Gefühl in der Welt."

Keine Punkte beim MotoGP-Abschied

Sein letztes MotoGP-Rennen beendete Petrucci auf Position 18. Der Tech-3-KTM-Pilot hatte nach seinem Sturz im FP1 einen Bluterguss in der Hüfte, und auch technisch kämpfte Petrucci mit einigen Hindernissen.

"Ich probierte es, weil ich dieses Rennen unbedingt beenden wollte", berichtete der Italiener, der bei den beiden Rennen zuvor jeweils unverschuldet stürzte. "In den ersten Runden waren alle sehr aggressiv. Danach stieg der Luftdruck im Vorderreifen. Ich konnte nicht hart bremsen und hielt mich zurück, weil ich die letzten Kilometer mit diesem Motorrad einfach genießen wollte."

Der Motor seiner KTM RC16 war am Ende seiner Lebensdauer angekommen. "In Silverstone ging leider ein neues Triebwerk kaputt", erklärte Petrucci. "Wir hatten mit der Leistung zu kämpfen und waren am Limit. Der Motor hatte schon eine sehr hohe Laufleistung absolviert. Bei den Topspeed-Messungen lagen wir daher meist im Hinterfeld."

Nach drei Jahren ergreift "Petrux" die Chance

Petruccis Aufstieg in der MotoGP war eine Story, die es nicht allzu oft gibt. 2012 stieß der Italiener als Nobody zum elitären Feld der Königsklasse. "Ich bin vermutlich einer der letzten Fahrer, die es geschafft haben, ohne ein Phänomen zu sein. Als ich jung war, war ich einfach nur ein guter Fahrer", bemerkt er.

"Es war für mich wie ein Kreislauf. Ich kämpfte zu Beginn um die letzten Plätze, verlor dabei nie den Glauben an mich. Am Anfang vertraute mir kaum jemand, aber ich gab nie auf. Mich kannte einfach niemand, weil ich aus den Supersport-Klassen kam", erinnert sich Petrucci, der in den ersten drei Jahren mit unterlegenem Material hinterherfuhr.

Zwei MotoGP-Siege als Karriere-Highlights

Durch den Wechsel zu Pramac-Ducati ging es für ihn dann aber steil bergauf. Schon in seiner ersten Saison mit der Desmosedici fuhr Petrucci aufs Podium. Die beiden Siege in Mugello und Le Mans waren die Höhepunkte seiner MotoGP-Karriere.

"Ich gewann zwei Rennen, stand zudem einige Male auf dem Podium", freut sich der ehemalige Ducati-Werkspilot. "Schon 2016 hätte ich auf dem Sachsenring im Regen gewinnen können. Und im gleichen Jahr lag ich in Assen in Führung, dann aber ging mein Motorrad kaputt."

"2019 war ich richtig schnell. Doch im Team gab es damals eine klare Nummer eins und zwei, was mir zu schaffen machte", erinnert sich Petrucci an die Zeit mit Andrea Dovizioso. "Als ich zeigen wollte, was ich kann, passierten mir Fehler - und ich verlor Platz drei in der Meisterschaft."

Größe und Gewicht für Petrucci ein Nachteil

Im Vergleich zum restlichen MotoGP-Feld bereitete Petrucci seine Größe stets Probleme. Die Folge: Mit mehr als 80 Kilogramm Gewicht war der Italiener deutlich schwerer als seine Gegner. Das brachte Probleme beim Topspeed, beim Reifenverschleiß und bei der Abstimmungs-Arbeit mit sich.

"In der MotoGP gab es noch nie einen Fahrer, der so groß war wie ich. Und ich denke nicht, dass es jemals einen geben wird, der 1,80 Meter groß und 83 Kilogramm schwer ist. Dadurch kommt man (mit der Ausrüstung) am Ende auf über 90 Kilogramm", kommentiert Petrucci.

Petrucci in Valencia im Schatten von Rossi

Der Abschied der Startnummer 9 ging beim Saisonfinale etwas unter, denn in Valencia stand Rossi im Mittelpunkt des Interesses. Doch damit hat Petrucci kein Problem. "Er ist eine Legende und jeder ist stolz, sich die Strecke mit ihm geteilt zu haben. Er hat den Motorrad-Sport und die MotoGP populär gemacht", bemerkt Petrucci.

"Er ist eine unglaubliche Person und ein unglaublicher Fahrer. Ich bin sehr froh, dass ich mir viele tolle Duelle mit ihm liefern konnte. Wir haben um Siege und Podestplätze, aber auch um 16. oder 17. Plätze gekämpft wie in diesem Jahr. Wir hatten immer großen Respekt voreinander", so der zukünftige Teilnehmer an der Rallye Dakar.

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