Comeback von Loris Baz: Ab 2022 wieder fest in der WSBK?

24. Sept.
Loris Baz traf sich vor seinem WSBK-Comeback mit 'Motorsport-Total.com'.

Foto: Team Go Eleven

Am Wochenende übernimmt Loris Baz die Ducati V4R des verletzten Chaz Davies. Kann sich der Franzose in Jerez und Portimao für die WSBK-Saison 2022 empfehlen?

Durch die Verletzung von GoEleven-Pilot Chaz Davies bekommt Loris Baz erneut die Chance, in der Superbike-WM zu fahren. Beim Stopp in Jerez (LIVE bei ServusTV, im Stream & in allen Apps) und danach in Portimao übernimmt Baz die Ducati Panigale V4R des Ducati-Satellitenteams. Vor dem Jerez-Wochenende sprach Baz mit 'Motorsport-Total.com' über seine Saison in der MotoAmerica, den Wechsel von der Yamaha R1 zur Ducati V4R - und seine Erwartungen für die Einsätze in Spanien und Portugal.

"Ich habe keine Erwartungen", erklärt Baz vor seinem Comeback-Einsatz. "Ich will es einfach genießen und mein Bestes geben. Und ich gebe immer 100 Prozent beim Fahren. Am Freitag will ich das Gefühl für die Pirelli-Reifen zurückfinden und eine Abstimmung erarbeiten, die für mich funktioniert. Wir beginnen mit einer Art Grundabstimmung. Aber wie gesagt, in erster Linie will ich die Rennen genießen."

Zugleich ist sich Baz aber natürlich bewusst, dass er einen bleibenden Eindruck für die Saison 2022 hinterlassen könnte. "Ich will hierher zurückkommen und denke, dass ich hier auch hingehöre. Ich will aber nur zurückkommen, wenn ich ein gutes Motorrad bekomme", stellt der Franzose klar.

"Andernfalls bleibe ich lieber in den USA. Zu 90 Prozent werde ich auch nächstes Jahr in den USA fahren. Andererseits: Vor einem Jahr war ich etwa zu dieser Zeit auch zu 100 Prozent überzeugt, mit einer Werks-Yamaha in der Superbike-WM zu fahren. Manchmal ändern sich die Dinge eben sehr schnell und man weiß nie, was passiert. Im Moment geht es nur darum, hier und in Portimao Spaß zu haben", so Baz.

Wie Baz' WSBK-Traum 2021 platzte

Ende der letzten WSBK-Saison hatte Baz bereits die Zusage, 2021 eine Werks-Yamaha zu fahren. Doch dann platzte der Deal mit Ten Kate und das Team zog sich aus der Superbike-WM zurück. Somit war Baz für 2021 ohne Job. Doch Anfang des Jahres öffnete sich für ihn eine neue Tür. In der MotoAmerica startete Baz für das von Ducati unterstützte Warhorse-Team.

"Der MotoAmerica-Deal kam spät zustande. Das war Ende Februar", erinnert sich Baz. "Es ist ein gutes Projekt. Ich wollte nie für ein B- oder ein C-Team fahren. In diesem Fall wäre ich lieber Zuhause geblieben. Doch ich bekam diese Anfrage, und Ducati stand hinter dem Projekt. Also sprach ich mit Paolo (Ducati-Sportdirektor Ciabatti, Anm. d. Red.) und war davon überzeugt. Ich habe unterschrieben, ohne weiter nachdenken zu müssen."

"Aber ich musste die Kurse, das Motorrad und die Reifen erst kennenlernen. Ich musste meine Komfortzone verlassen und richtig hart kämpfen. Am Ende war es nicht die Saison, die wir uns erhofft hatten. Dennoch war es alles in allem eine tolle Saison, in der wir Spaß hatten. Ich habe viele Dinge gelernt, habe die Meisterschaft und die Leute in den USA genossen", bilanziert Baz, der in der Meisterschaft Vierter wurde.

Erschwerte Bedingungen beim Karriere-Neustart

In Zeiten von Corona war der Wechsel in die USA keine einfache Sache. "Ich habe versucht, immer wieder nach Europa zurückzukommen, wenn es möglich war. Als ich in den USA ankam war ich bereit, auch dort zu bleiben. Denn zu diesem Zeitpunkt war nicht klar, welche Reise-Beschränkungen es geben wird. In der Folge wurde es dann aber immer einfacher zu reisen", berichtet Baz.

"Ich ließ meine Freundin daheim, ebenso meine Eltern. Dabei hatten wir einige Projekte - ich wollte zum Beispiel das Restaurant wiedereröffnen, das meine Mutter betrieben hat. Dann aber musste ich in Richtung USA aufbrechen. Also hat sich mein Vater um das Projekt gekümmert", beschreibt Baz seine Situation.

Wechsel zu Ducati weckt MotoGP-Erinnerungen

Der Wechsel von der Yamaha R1 zur Ducati Panigale V4R hingegen war kein so großes Problem. "Es war keine große Umstellung. Wir konnten nur einen Test in Austin absolvieren. Ich kannte den Kurs, das Motorrad war dort sehr stark. Es fühlte sich an, als ob ich wieder in der MotoGP fahre, was den Charakter des Motors und die Arbeitsweise der Elektronik angeht", schildert Baz.

"Dann stand das erste Renn-Event an. Es war ein Desaster. Wir waren richtig schnell, hatten aber großes Pech. Dann kamen die typischen US-Strecken, die verwinkelt sind und keinen guten Asphalt haben. Das hat uns echt Probleme bereitet, wir mussten einige Dinge am Motorrad ändern. Alles war neu für uns, es gab das ganze Jahr über Änderungen im Team. Das machte es nicht einfach", schildert Baz die Hürden seiner Debüt-Saison in der MotoAmerica.

Dominiert wurde die Saison von Yamaha-Pilot Jake Gagne. "Jake fuhr im FP1 Rundenrekorde, und wir suchten nach der richtigen Getriebe-Übersetzung", vergleicht Baz seine Situation mit der des MotoAmerica-Champions 2021.

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Von Pirelli zu Dunlop und wieder zurück

Im Gegensatz zur Superbike-WM wird in der MotoAmerica mit Dunlop-Reifen gefahren. "Die Dunlop-Reifen waren eine große Veränderung für mich. Der Vorderreifen erinnerte mich eher an die Reifen in der MotoGP als in der Superbike-WM. Die Karkasse des Dunlop-Reifens ist viel härter als die der Pirelli-Reifen. Doch mit der Ducati hatten wir in Schräglage Probleme mit der Haftung am Hinterrad. Das war unser größtes Problem", erklärt er.

"Ich kann mich aber noch gut an die Pirelli-Reifen erinnern", bemerkt Baz vor seinem WSBK-Comeback. "Ich muss nicht den Charakter der Maschine lernen, denn der ist identisch. Es gibt nur einige Updates, wie den Tank."

"Bei der MotoAmerica-Maschine habe ich ein anderes Getriebe verwendet. Wir müssen das Seriengetriebe verwenden. In der WSBK wird ein anders abgestuftes Getriebe verwendet. Der erste und der zweite Gang sind anders übersetzt", erklärt der Ducati-Pilot.

"Ich fuhr mehr oder weniger die 2019er-Version. Hier wird die aktuelle Werksmaschine eingesetzt. Es hat die jüngsten Updated. Es ist ein starkes Paket", ist Baz von der GoEleven-Ducati überzeugt und wünscht sich für 2021 ebenfalls die Ducati-Updates, sollte er weiterhin in den USA fahren: "Ich hoffe, dass wir für die MotoAmerica auch die aktuelle Version bekommen."

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