Marquez zum Duell mit Vinales „Ich war wirklich am Limit“

27. Okt.
Motorsport Images

Marquez kämpfte wieder verbissen gegen einen Yamaha-Piloten – diesmal Vinales

Für 25 der 27 Rennrunden beim Grand Prix von Australien auf Phillip Island befand sich MotoGP-Weltmeister Marc Marquez in der Verfolger-Position. Dann schlug er zu. Eingangs der letzten Runde griff er mit seiner Honda im Windschatten von Langzeitspitzenreiter Maverick Vinales (Yamaha) an und überholte diesen.

Die Hinterreifen an den Bikes der beiden Spanier - beide hatten sich für die Soft-Mischung entschieden - waren in der Schlussphase nahezu am Ende und boten kaum noch Grip. Zudem begann es im Verlauf der letzten Runde auch noch zu nieseln.

Doch während Vinales auf der Verfolgung von Marquez in der Bergab-Rechts kurz vor dem Ziel (Kurve 10) stürzte, hatte der Weltmeister Glück. Die Yamaha von Vinales verfehlte die Honda von Marquez nur knapp und der Honda-Pilot fuhr schließlich seinen elften Saisonsieg ein.

Marquez: "Es ist nicht so, dass ich das liebe, aber ..."

Nachdem er in Misano und Buriram jeweils in der letzten Runde gegen Petronas-Yamaha-Pilot Fabio Quartararo gekämpft und sich jeweils knapp durchgesetzt hat, kämpfte Marquez diesmal in der letzten Runde gegen Vinales.

Der Yamaha-Werkspilot war von der Pole-Position schlecht gestartet und hatte anfangs hinter Marquez gelegen. Sukzessive arbeitete sich Vinales nach vorn. Marquez aber blieb dran und es kam zum Showdown in der letzten Runde.

"Es ist nicht so, dass ich das liebe, aber manchmal ist das die einzige Chance", sagt Marquez. Und er holt aus: "Der Schnellste war heute Maverick und ich wusste schon vor dem Rennen, dass es echt schwierig werden würde. Er fuhr fünf, sechs Runden lang niedrige 1:29er-Zeiten. Das war mein Qualifying-Tempo. Ich war in der Lage, an ihm dran zu bleiben. Aber ich war dabei wirklich am Limit."

Power-Vorteil auf der Gerade genutzt

"Anschließend", so Marquez weiter, "habe ich mir dann überlegt, wie ich den Sieg heute kochen könnte. Ich analysierte, wie es um seine Reifen stand. Dabei war ich mir aber nicht zu 100 Prozent sicher, denn er war sehr sehr schnell. Am Ende waren sowohl seine als auch meine Reifen hinüber. Da dachte ich mir, ich überhole ihn auf der Geraden, denn dort hatte ich aufgrund unseres Motors einen kleinen Vorteil."

"Im zweiten und dritten Sektor war er aber unglaublich schnell", staunt Marquez über Vinales. Und er erinnert sich: "Sein Bike blieb in den schnellen Kurven immer korrekt in der Spur, während ich viel mehr herumrutschte. Es gelang mir aber, den zweiten Sektor zu überstehen. Im ersten und im vierten Sektor war ich einen Tick schneller als er."

Entschuldigung für Crutchlow

Bevor es auf das Duell gegen Vinales in der letzten Runde und dessen Sturz in Kurve 10 hinaus lief, bekam insbesondere der am Ende Zweitplatzierte Cal Crutchlow (LCR-Honda) die gewohnt aggressive Fahrweise von Marquez zu spüren.

Nach seinem schlechten Start hatte sich Vinales in der ersten Rennhälfte nach vorn gearbeitet. In der zehnten Runde nahm er Crutchlow die Führung ab, nachdem er kurz zuvor Marquez überholt hatte. Und als der Yamaha-Pilot in Führung ging, fackelte Marquez nicht lange und presste sich mit einem aggressiven Manöver auf der Kuppe von Lukey Heights (Kurve 9) ebenfalls an Crutchlow vorbei.

"Ich habe mich schon bei ihm entschuldigt", bekennt Marquez mit Blick auf Crutchlow. Und er verteidigt sich: "Es war eng, aber das war der entscheidende Moment im Rennen. Wenn ich Cal in dieser Runde nicht überholt hätte, dann wäre mir Maverick auf eine halbe Sekunde weggefahren und das wäre es gewesen [mit der Siegchance]. Deshalb zog ich vorbei. Es war am Limit, aber mein Ziel war Maverick."

Mit 55. MotoGP-Sieg vorbei an Mick Doohan

Angeführt wird diese Bestenliste der Königsklassensiege von Valentino Rossi mit 89. Auf den Zweitplatzierten Giacomo Agostini (68 Siege) fehlen Marquez jetzt aber "nur" noch 13 Siege.

Marquez' Australien-Sieg bringt Honda an Ducati heran

Und was 2019 betrifft, da hat Marquez mit seinem elften Saisonsieg und dem fünften in Folge nun auch den Teamtitel für das Honda-Werksteam in Reichweite gerückt. Den Fahrertitel hat er seit Thailand sicher, den Herstellertitel hat er quasi im Alleingang in Japan fixiert. In der Teamwertung, in der die Punkte der jeweiligen Teamkollegen addiert werden, fehlt dem Honda-Werksteam jetzt nur noch ein einziger Punkt auf das Ducati-Werksteam.

375 der 408 Punkte für das Honda-Werkstream hat Marquez eingefahren. Lediglich 23 gehen auf das Konto von Jorge Lorenzo, der auch in Australien wieder außerhalb der Punkteränge ankam. Die übrigen zehn Punkte für das Honda-Werksteam hat Stefan Bradl als zwischenzeitlicher Lorenzo-Ersatz beigesteuert.

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