Matthias Mayer erlebte in Kitz „riesiges Gefühl“

27. Jan.
Human, Crowd, Person

KITZBUEHEL,AUSTRIA,25.JAN.20 – ALPINE SKIING – FIS World Cup, Hahnenkamm-race, downhill, men, award ceremony. Image shows the rejoicing of Matthias Mayer (AUT). keywords: trophy. Photo: GEPA pictures/ KSC/ EXPA/ Johann Groder

Matthias Mayer ist nicht nur der Mann für große Rennen, sondern ein großzügiger noch dazu. Die Gams, die er als Super-G-Zweiter am Freitag in Kitzbühel gewann, schenkte er seinem Abfahrtstrainer Sepp Brunner. Und hatte dem ungläubig Staunenden angekündigt, er werde sich schon nochmals eine holen. Dies setzte er am Samstag mit dem Abfahrtstriumph gleich in die Tat um.

Ein Erfolg, der sich in eine Reihe großer Siege einreihte. 2014 in Sotschi wurde Mayer Olympiasieger in der Abfahrt, 2018 in Pyeongchang gelang ihm dies im Zeichen der Fünf Ringe im Super-G. Von seinen acht Weltcupsiegen feierte er zwei in Kitzbühel (Super-G 2017 und nun Abfahrt 2020), sowie zwei beim Speed-Double 2015 in Saalbach-Hinterglemm, womit ihm eine künftige WM dort auch ganz gut liegen könnte.

"Das fällt schon auf, dass ich mir die guten Rennen ein bisschen aussuche zum Gewinnen. Fällt mir mittlerweile auch schon auf. Ich wüsste nicht, was ich anders mache. Ich probiere eigentlich überall, in jedem Rennen, an jedem Wochenende, meine beste Leistung abzurufen. Vielleicht ist es etwas, was ich halt habe. Und was ich sehr gern tue. Natürlich müssen die Hundertstel mitspielen und auf der richtigen Seite liegen", sagte der 29-Jährige.

Mayer: "Eine gewaltige Fahrt"

Während seiner Fahrt am Samstag habe er nie an die Zeit gedacht, er habe für jede Kurve, für jeden Meter einen Plan gehabt, den er durchziehen wollte. "Aber als ich über den Zielsprung gehüpft bin und links und rechts die Bengalos aufgehen gesehen habe, habe ich mir gedacht, uh, das könnte schnell sein, sonst würden die nicht brennen."

Es sei eine gewaltige Fahrt gewesen, er sei voll zufrieden. "Es ist das Rennen der Rennen für Abfahrer, dass es so ausgegangen ist mit dem gewaltigen Podium, ist unglaublich schön. Ein riesiges Gefühl." Auf Platz zwei folgten ex aequo Vincent Kriechmayr und der Schweizer Beat Feuz.

Platz zwei im Super-G hatte Mayer am Vortag voll genossen, aber nach der Siegerehrung damit abschließen können. "Ich habe mich sehr gut auf die Abfahrt vorbereiten können, ich war anscheinend genug fokussiert." Beim Kräfteeinteilen habe er eine gute Routine bekommen, es sei nicht selbstverständlich, aber es gelinge ihm sehr gut.

Thema: Gesamtweltcup?

Im Gesamtweltcup liegt Mayer nach dem Slalom in Kitzbühel als Dritter 49 Punkte hinter dem Norweger Henrik Kristoffersen, acht Zähler hinter dessen Landsmann Aleksander Aamodt Kilde sowie 50 vor dem Franzosen Alexis Pinturault.

Zurück zur Gams. Alle zuvor gewonnenen (vier bis zu den Rennen heuer/Anm.) habe er an "jemanden Speziellen" weitergeschenkt, erzählte Mayer. "Als mich Sepp nach dem Super-G beim Abendessen gefragt hat, was ich mit der Gams mache, habe ich gesagt, gut dass du mich fragst, jetzt schenke ich sie dir. Er hat gemeint, die kannst du mir nicht geben, aber ich habe gesagt, es geht sich aus, dass ich mir noch einmal eine hole. Die behalte ich mir dann."

Auch die Olympiamedaillen sind bei ihm Zuhause. "Trophäen-Schrank habe ich aber keinen. Die Olympiamedaillen sind in einer Schublade. Ich will nichts im Wohnzimmer rumstehen haben. Ich fahre einfach gerne Ski. Aber vielleicht mache ich in der Garage mal ein Kastl."

Puelacher zieht vor Mayer den Hut

150 Punkte in Wengen, 180 in Kitzbühel - das Hoch von Skirennläufer Matthias Mayer hält sich äußerst stabil. ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher zog seinen "Hut" vor dem Kärntner, der auf Platz zwei im Super-G den prestigeträchtigen Abfahrtserfolg auf der Streif folgen ließ. "Hier zweimal Top-Leistungen abzurufen ist bemerkenswert, das Wochenende von Matthias war ein Wahnsinn."

Die Strecke liegt dem Doppel-Olympiasieger, im Super-G habe er dies mit fünf Stockerlplätzen bereits gezeigt, in der Abfahrt habe er es bis jetzt halt noch nie hinbekommen. "Strecken, die technisch anspruchsvoll sind, wo man Mut braucht und auch gewisse Geduld, hat er im Griff. Und jetzt kann man ihm auch Konstanz nicht mehr absprechen", sagte Puelacher. In der Abfahrt heißt das der Reihe nach die Plätze 5, 31, 3, 5, 4, 1 und Platz drei in der Disziplinwertung sowie im Super-G 1, 3, 11, 2 und die Führung.

Werde der Kärntner weiter so punkten, werde er auch für den Gesamtweltcup ein Thema, ließ sich Puelacher zu einen knappen Kommentar hinreißen, um gleich wieder auf die Norweger Henrik Kristoffersen und Aleksander Aamodt Kilde sowie den Franzosen Alexis Pinturault hinzuweisen. "Kristoffersen bekommt jetzt Druck vom Teamkollegen Kilde, da muss man schauen, wie er darauf reagiert", ist Puelacher auf die kommenden Wochen bis zum Finale in Cortina gespannt.

Mayer: "Will einfach gut Skifahren"

Vielleicht ist Mayers Herangehensweise ein Geheimnis für seine Stärke. "Ich habe kein konkretes Ziel, gehe nicht in die Saison und sage, ich will den Gesamtweltcup gewinnen. Ich will einfach gut Skifahren, das ist das Wichtigste, und Spaß haben und den Spaß nicht verlieren. Hoffentlich bis zum Ende der Karriere", erklärte der 29-Jährige.

Der Abfahrtsieg in Kitzbühel sei nicht nur "Traum jeden Österreichers, sondern jeden Rennläufers dieser Welt". Mit dem Verlauf des Winters sei er sehr zufrieden. "Es ist wirklich eine starke Saison, ich bin sehr überrascht." Es sei nicht selbstverständlich, dass es so laufe, meinte der stets Gelassenheit und Unaufgeregtheit vermittelnde Afritzer.

"Sport und Talk": Die Kitzbühel-Bilanz

Die 80. Hahnenkammrennen sind Geschichte - und nach Kitzbühel ist vor Schladming: Bei „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ am Montag um 21:15 Uhr spricht Mario Matt über die Ausgangslage zwischen den beiden Slalom-Klassikern in Österreich. Patrick Ortlieb und Fritz Strobl blicken indes auf das Super-Wochenende von Matthias Mayer auf der Streif zurück. Bei Gastgeber Christian Brugger steht außerdem ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel Rede und Antwort. (APA/red.)

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