Maximilian Kofler: „Das war der Wahnsinn“

28. Nov.
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Foto: CIP-Greenpower

Maximilian Kofler zieht nach seiner ersten Saison in der Moto3 Bilanz und gibt einen Ausblick auf die nächste Saison 2021.

Knapp eine Woche nach dem Saisonfinale in Portimao und Platz 25 im letzten Rennen spricht der Österreicher Maximilian Kofler über "Ups und Downs" in seiner ersten vollen WM-Saison, seine Learnings, das verfehlte Saisonziel, die Vertragsverlängerung und gibt einen Ausblick auf den Winter und die Saison 2021.

Interview: Julia Baumgartner

servusmotogp.com: Deine erste volle Saison in der Moto3-Weltmeisterschaft ist vorbei. Wie fällt deine Bilanz aus?

Maximilian Kofler: Die Saison war auf jeden Fall nicht leicht. Es war für mich eine von den schwierigsten Saisonen bis jetzt – vor allem mit Corona. Ich habe mich auf die Saison vorbereitet, dass es im März losgeht. Ich bin in Katar gefahren und dann bin ich plötzlich eine Zeit lang daheim gesessen, habe nicht gewusst, ob, wie und wann es weitergeht. Auch die vielen Rennen in so kurzer Zeit waren extrem anstrengend und schwer für die Piloten. Vor allem in der Rookie-Saison, wenn du keine Zeit hast zwischen den Rennen-Wochenenden einmal überhaupt das Rennen Revue passieren zu lassen und darüber nachzudenken. Aber ich habe auf jeden Fall sehr viel gelernt, hatte einige „Ups“ und „Downs“. Es ist nicht immer vorwärts gegangen, aber generell habe ich mich als Fahrer stark verbessert.

servusmotogp.com: Was war der beste bzw. schönste Moment 2020?

Maximilian Kofler: Es waren ein paar schöne Momente, zum Beispiel ein gutes Qualifying-Ergebnis. Wenn sich das ganze Team mit einem freut oder die Leute rundherum, wie auch ihr von ServusTV. Das war schon schön. Aber es gibt jetzt nicht den einen schönen Moment.

servusmotogp.com: Auf der anderen Seite, was war der schwierigste Moment?

Maximilian Kofler: Das war für mich das Brünn-Wochenende. Es war eines der schwierigsten Wochenenden, weil ich da wirklich nicht mehr wusste, was ich anderes probieren soll, was ich machen kann, dass es besser wird oder dass ich mir leichter tue. Das war sicher einer von der schwierigsten Momenten - nämlich das ganze Wochenende. (Anm.: Es war ein verkorkstes Wochenende. Am Sonntag ist Kofler zur Rennmitte in der ersten Kurve über sein Vorderrad gerutscht und im Kiesbett gelandet.)

servusmotogp.com: Weltmeister in der Moto3 wurde Albert Arenas. Aus deiner Sicht verdient?

Maximilian Kofler: Er hat die meisten Rennen (Anm.: drei) gewonnen, war konstant und hat keine groben Fehler gemacht. Auf jeden Fall verdient Weltmeister und natürlich superschön für KTM.

servusmotogp.com: Was würdest du sagen, was war dein größtes Learning 2020?

Maximilian Kofler: Ich habe meinen Fahrstil verändert, auch die Art und Weise, wie ich ein Training angehe, wie ich im Team arbeiten muss. Oder aber auch, wie ich das Motorrad verbessere bzw. wie ich mit einem nicht perfekten Motorrad auch schnell fahren kann.

servusmotogp.com: Gab es einen Tipp, den du bekommen hast, der dir besonders geholfen hat in dieser Saison?

Maximilian Kofler: Nein, es gab nicht den einen Tipp. Mein Team hat mir geholfen und mich unterstützt. Aber auch mein Teamkollege (Anm. Darryn Binder). Er hat den Grand Prix von Barcelona gewonnen, das war nicht nur für ihn, sondern auch für das Team der erste Sieg überhaupt in der Moto3. Das war super. Außerdem hat unser Team in dieser Meisterschaft so viele Punkte gemacht wie noch nie.

Saisonziel nicht erreicht, aber...

servusmotogp.com: Dein großes Saisonziel war es, in die Punkteränge zu fahren. Das ist dir jetzt nicht gelungen. Wie groß ist die Enttäuschung?

Maximilian Kofler: Klar hätte ich gerne Punkte gemacht, aber bei anderen Fahrern war das auch nicht möglich. Es haben sich viele schwer getan, in der Rookie-Saison anzuschreiben. Fahrer, die letztes Jahr in der Junioren-Weltmeisterschaft Rennen gewonnen haben - wie Barry Baltus, Yuki Kunii - auch die haben in der ersten Saison jetzt keine Punkte machen können. Es ist eine Enttäuschung, keine Punkte gemacht zu haben. Aber ich glaube auch, dass es eine von den schnellsten und von der Dichte her am besten besetzten Saisonen war.

servusmotogp.com: Dennoch – dein Vertrag mit dem CIP Green Power-Team wurde verlängert.

Maximilian Kofler: Natürlich bin ich sehr happy, dass ich nochmals die Chance in der WM bekomme und mit dem Team weitermachen kann. Es war immer ein bisschen die Frage, ob es weitergeht oder nicht. Für mich war es dann in Valencia eine Erleichterung. Und es hat mich auch bestätigt, dass das Team an mich glaubt, obwohl ich keine Punkte gemacht habe und die Ergebnisse auch nicht so perfekt waren. Aber sie sehen, dass es in die richtige Richtung geht. Das hat mich für die letzten Rennen noch ein bisschen beflügelt, was die Zusammenarbeit mit dem Team betrifft.

servusmotogp.com: Wie sehen deine Pläne für den Winter aus? Geht es jetzt einmal in den Urlaub?

Maximilian Kofler: Nein. Training, Saisonvorbereitung, körperliches Training sind jetzt natürlich die ganze Zeit meine Hauptaufgaben. Ich versuche, dass ich eventuell im Dezember noch nach Spanien komme, um Motorrad zu fahren. Das Wetter ist dort einfach besser. Im Jänner werde ich einen Monat beim Bundesheer sein und die Grundausbildung machen. Im Februar werde ich wieder schauen, dass ich so viel wie möglich auf dem Motorrad sitze und das Gefühl wieder aufbauen kann. Und im März geht es dann wieder los mit den Testfahrten und der neuen Saison.

servusmotogp.com: Die Matura hast du heuer gemacht, gibt es nun Pläne für eine Ausbildung nach der Schule?

Maximilian Kofler: Jetzt ist einmal das Motorradfahren mein Beruf. Aber man weiß nie, was noch kommt. Vielleicht will ich mal studieren, aber im Moment steht ein Studium nicht auf meinem Plan.

servusmotogp.com: Wie hat sich die Zusammenarbeit mit dem Team im Laufe des Jahres entwickelt?

Maximilian Kofler: Die ist natürlich von Rennen zu Rennen besser geworden. Man kennt sich dann besser und kann Vertrauen zueinander aufbauen. Man weiß dann auch, wie man mit wem umgehen muss. Das wird ein großer Vorteil für das zweite Jahr.

Neuer Teamkollege für Maximilian Kofler

servusmotogp.com: 2021 bekommst du auch einen neuen Teamkollegen: Wie gut kennst du Kaito Toba?

Maximilian Kofler: Ich habe ihn erst einmal kurz im LKW getroffen. Wir haben noch nicht so viel miteinander geredet, aber ich bin natürlich gespannt. Es wird auf jeden Fall ganz anders sein als mit Darryn. Der ist nämlich eher der Gesprächige, Entspannte. Beim Kaito bin ich mir nicht sicher, ob das bei ihm auch so der Fall ist, er ist Japaner. Aber ich bin gespannt, wie sich das im Laufe der Saison entwickeln wird.

servusmotogp.com: Derzeit ist in Österreich Lockdown, wie geht es dir damit? Wie verbringst du deine Tage?

Maximilian Kofler: Ich bin erst seit Mittwoch in Österreich. Wir sind nämlich nach dem letzten Rennen mit dem Wohnmobil von Portimao nach Hause gefahren. Das war eh eine ordentliche Heimreise. Jetzt freue ich mich einmal auf die Zeit mit der Familie, das ist ganz angenehm. Im Endeffekt ist es genauso wie im ersten Lockdown. Ich bin daheim, helfe im Unternehmen mit, da wir im Gasthaus wieder Ausliefern und ein Abholservice haben. Die restliche Zeit verbringe ich mit trainieren und mit der Familie.

servusmotogp.com: Gibt es etwas, woran du über den Winter besonders arbeiten willst an dir - im Hinblick auf die kommende Saison?

Maximilian Kofler: Ja klar. Man kann nie fit genug sein für eine Saison und daher will ich an meiner Fitness arbeiten. Aber auch mental will ich stärker werden. Das das die Hauptaugenmerk, auf das ich mich im Winter fokussiere. Und natürlich sind wir immer auf Sponsoren-Suche.

servusmotogp.com: Was bleibt, ist jedoch die Unsicherheit, wie die Saison 2021 über die Bühne gehen wird.

Maximilian Kofler: Vor allem wie der Kalender wird. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass der Kalender so bleibt mit Amerika und Argentinien. Es wäre schön, aber das wird sich erst herausstellen.

servusmotogp.com: In der MotoGP ist Joan Mir Weltmeister geworden. Was sagst du zu dieser Saison?

Maximilian Kofler: Die MotoGP-Saison 2020 war der Wahnsinn. Neun verschiedene Sieger, es war bis zum Schluss verdammt knapp. Joan Mir ist für mich absolut verdient Weltmeister. Er war super konstant, hat keine Fehler gemacht und war immer da, wenn man da sein musste. Ich hätte eher auf Fabio Quartararo oder Andrea Dovizioso getippt. Aber natürlich motiviert es einen, wenn man Joan Mir beobachtet und sieht, dass auch nicht immer der Top-Favorit die Weltmeisterschaft gewinnt. Es kann immer Überraschungen geben. Und es zeigt auch, dass nicht immer unbedingt der Schnellste Weltmeister werden muss, sondern der Konstanteste, der die wenigsten Fehler macht.

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