Melbourne: Angeschlagener Nadal rettet sich ins Halbfinale

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Mit seinem enormen Siegeswillen hat sich Rafael Nadal am Dienstag nicht nur gegen seinen Gegner, sondern auch gegen körperliche Probleme durchgesetzt. Der 25-jährige Spanier besiegte im Viertelfinale der Australian Open trotz Magenproblemen während des Matches den Kanadier Denis Shapovalov nach 4:08 Stunden mit 6:3, 6:4, 4:6, 3:6 und 6:3. Im Halbfinale trifft Nadal, dem noch zwei Siege zum 21. Rekord-Major-Titel fehlen, auf Matteo Berrettini (ITA-7).
Nadals Glück: Das Semifinale geht erst am Freitag über die Bühne, er hat also einen zusätzlichen freien Tag. Der einzige der "Big Three", der beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres am Start ist, steht zum siebten Mal im Halbfinale von Melbourne. Jetzt fehlen ihm nur noch zwei Siege bis zu Major-Titel Nummer 21, mit dem er Roger Federer und Novak Djokovic (beide ebenfalls je 20 Grand Slams) überflügeln würde.
Nadal gegen Shapovalov sichtlich angezählt
Doch Nadal, der 2009 zum bisher einzigen Mal "Down Under" triumphierte, war am Dienstag zunächst einmal froh, seine fünfte Hürde im Turnier genommen zu haben. Denn nach einer 2:0-Satzführung spielte der Spanier plötzlich ungenau, sein Service ließ nach und er umlief die Vorhand nicht mehr so oft. Grund dafür war offenbar ein Magenproblem, wodurch er im vierten Satz bei 1:4 ein Medical Timeout nehmen musste. Dank ärztlicher Hilfe und einer Magentablette fing sich Nadal und war im fünften Satz wieder voll da.
Jetzt steht einer der größten Tennis-Stars der Gegenwart in Melbourne (täglich ein Top-Match LIVE bei ServusTV, im Stream & in allen Apps) wieder im Semifinale, womit er laut eigener Aussage nicht gerechnet hatte. "Natürlich bin ich überrascht. Vor zwei Monaten habe ich nicht einmal gewusst, ob ich auf die Tour zurückkehren kann", rief Nadal sich selbst und den Fans im Sieger-Interview seine Leidensgeschichte der letzten sechs Monate in Erinnerung.
Shapovalov zum Referee: "Ihr seid alle korrupt"
Shapovalov zertrümmerte nach dem Matchball frustriert sein Racket und war zuvor schon mehrmals mit dem Schiedsrichter aneinandergeraten, weil er sich eine Zeitverwarnung gegen Nadal wünschte. "Ihr Typen seid alle korrupt", entglitt es dem Kanadier daraufhin. Er musste selbst froh sein, dafür keine Verwarnung zu bekommen. Gut möglich aber, dass dieser Sager für Shapovalov noch ein Nachspiel hat.
Für Nadal ist es nun jedenfalls ein großer Vorteil, dass beide Halbfinals zum ersten Mal überhaupt erst am Freitag gespielt werden. "Das ist sehr wichtig, ich bin schließlich keine 21 mehr", kommentierte der Spanier mit einem Lachen. Doch die Zahl 21 könnte wie schon erwähnt noch aus anderen Gründen eine große Rolle spielen. Dazu aber muss sich Nadal am Freitag erst in Position bringen.
Berrettini und Monfils liefern sich Fünfsatz-Krimi
Und das gegen Berrettini, der am Mittwoch kurz vor 1:00 Uhr Ortszeit den von den Österreichern Günter Bresnik und Richard Ruckelshausen betreuten Gael Monfils nach 3:49 Stunden niederrang. Der Italiener hatte schon vermeintlich klar 6:4, 6:4 geführt, ehe sich der 35-jährige Monfils gegen den zehn Jahre jüngeren Wimbledon-Finalisten des Vorjahres aufbäumte. Im Finish ging dem Franzosen aber die Kraft aus, Berrettini siegte 6:4, 6:4, 3:6, 3:6 und 6:2.
Damit kürte sich Berrettini gleichzeitig zum ersten Italiener in einem Australian-Open-Halbfinale überhaupt. Am Mittwoch könnte mit Jannik Sinner (spielt im Viertelfinale gegen Stefanos Tsitispas/GRE) ein zweiter nachfolgen. Für Berrettini war bei den letzten Majors immer gegen den in Melbourne fehlenden Novak Djokovic Endstation: Bei den French Open im Viertelfinale, in Wimbledon im Finale und bei den US Open im Viertelfinale. Gegen Nadal spielte Berrettini bisher erst einmal (2019 im Semifinale der US Open) und unterlag dabei deutlich.
Barty stürmt ins Semifinale gegen Keys
Bei den Frauen jubeln die Tennis-verrückten Australier weiter mit Ashleigh Barty. Die top-gesetzte Lokalmatadorin überrollte die US-Amerikanerin Jessica Pegula mit 6:2, 6:0 und hat in fünf Matches bislang nur 17(!) Games abgegeben. Die Chance, dass sich Barty am Samstag zur ersten Heim-Siegerin beim ersten Grand Slam des Tennis-Jahres seit Chris O'Neil (1978) kürt, ist jedenfalls sehr groß.
In ihrem zweiten Major-Halbfinale vor eigener Kulisse trifft Barty nun mit Madison Keys erneut auf ein US-Girl. Die ungesetzte Keys überraschte mit einem glatten 6:3, 6:2-Erfolg über die an Nummer vier gereihte tschechische French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova. Auch Keys steht zum zweiten Mal im Melbourne-Halbfinale (nach 2015).
Die Weltranglisten-Vierte Krejcikova sah bei Temperaturen um die 30 Grad mitgenommen aus. Beim Stand von 2:5 im ersten Satz ließ sie sich untersuchen und den Blutdruck messen. Keys, aktuell nur die Nummer 51 der Tennis-Welt, unterstrich mit elf Assen ihre Aufschlagstärke und überzeugte mit druckvollem Spiel.
Vor sieben Jahren hatte Keys im Semifinale gegen Serena Williams verloren. Ihr bisher bestes Grand-Slam-Resultat gelang ihr 2017 mit dem Einzug ins Endspiel der US Open gegen ihre Landsfrau Sloane Stephens. Die Frauen spielen beide Halbfinals erstmals in der Night Session am Donnerstag. Den beiden weiteren Semifinalistinnen, die am Mittwoch ausgespielt werden, bleibt damit nur ein Tag Pause. (APA/red.)