Moto2-Champion Bastianini: „In der MotoGP fahre ich gegen meine Idole“

10. Dez.
Enea Bastianini steigt als Moto2-Weltmeister in die Königsklasse auf

Foto: Motorsport Images

In der Geschichte der 250er- respektive Moto2-Klasse ist und bleibt Italien die stärkste Nation. Bis heute gewannen 16 italienische Piloten zusammen 25 Weltmeisterschaften. Mit vier Titeln am erfolgreichsten ist Max Biaggi. Carlo Ubbiali und Walter Villa triumphierten je drei Mal, Bruno Ruffo und Luca Cadalora wurden je zwei Mal Champion.

Die restlichen elf Italiener entschieden jeweils einmal die mittlere Kategorie für sich. Dazu zählen unter anderem Loris Capirossi, Valentino Rossi und Marco Simoncelli. Und seit dieser Saison ziert diese illustre Liste auch der Name Enea Bastianini.

Nach 15 Rennen hatte "La Bestia" neun WM-Punkte Vorsprung auf Luca Marini und Sam Lowes. "Ich war vom ersten Rennen an top-motiviert. Das Motorrad war sehr konkurrenzfähig und ich habe gespürt, dass wir gewinnen können", blickt Bastianini bei 'MotoGP.com' auf seine Saison zurück.

WM-Entscheidung fällt erst beim Saisonfinale

Die Titel-Entscheidung fiel erst beim Saisonfinale in Portimao. Bastianini musste in Portugal mindestens Vierter werden. Dann wären die Ergebnisse seiner Konkurrenten egal gewesen. "Als ich Sam auf Platz drei gesehen habe wusste ich, dass Platz fünf für den WM-Titel reicht", erinnert sich der Italiener mit einem Grínsen.

"Ich war völlig relaxt. Im Rennen war das Gefühl für das Motorrad extrem gut. Deshalb konnte ich auch meine Strategie kurzfristig ändern. Zur Halbzeit war ich Siebter und habe beschlossen, dass ich jetzt attackieren muss. Es war ein unglaubliches Gefühl, ich war der glücklichste Mensch auf Erden."

Abgesehen von einem Ausfall kam Bastianini immer in den Top 10 ins Ziel. Sieben Mal fuhr er aufs Podest. Drei Mal davon stand er ganz oben auf dem Treppchen. Und seine größte Schrecksekunde erlebte Bastianini beim ersten Spielberg-Rennen in Österreich.

Schwerer Bastianini-Crash in Spielberg

Am Ausgang von Kurve 1 flog Bastianini per Highsider ab. Sein Motorrad und er landeten mitten auf der Strecke. Während er sich zum Glück rasch in Sicherheit bringen konnte, krachte Hafizh Syharin mit voller Wucht in die havarierte kalex des Italieners. Fast schon ein Wunder, dass dieser schwere Unfall glimpflich endete.

"Jeder Fahrer hat mindestens einen Fehler eingebaut. Konstanz war extrem wichtig. Immer wenn ein Sieg in Reichweite war, habe ich gewonnen. Und wenn nur Platz drei oder vier möglich war, bin ich auf dieser Position ins Ziel gekommen. Das war einer der Schlüssel für meinen Titel."

"Es war die bisher konstanteste Saison meiner Karriere. Der beste Moment war sicher Jerez, als ich dort zum ersten Mal gewonnen habe. Zuvor war ich auf dieser Strecke noch nicht mal auf dem Podium. Danach wusste ich: Wenn ich dort gewinnen kann, kann ich das auch anderswo."

Corona-Infektion als ständige Bedrohung

Zudem musste Bastianini aufpassen, dass er sich nicht mit dem Coronavirus infiziert. "Als Jorge Martin positiv getestet wurde, habe ich mir gesagt, dass ich sehr, sehr sorgsam mit der Situation umgehen muss. Ich war jeden Tag zu Hause. Das war gar nicht so einfach."

Wegen seiner Erfolge hatten ihn irgendwann auch MotoGP-Teams auf dem Radar. Nach seinem dritten Saisonsieg auf heimischem Boden in Misano wurden die Weichen gestellt. "Nach Misano habe ich dann bei Ducati unterschrieben", erinnert sich Bastianini an die wohl wichtigste Entscheidung seiner bisherigen Karriere.

Der Hersteller aus der Heimat nahm ihn für Satellitenteam Avintia unter Vertrag, das 2021 unter dem neuen Namen Esponsorama Racing firmiert. "Für mich ist ein Traum Erfüllung gegangen. Die Desmosedici ist ein unglaubliches Bike. Und in der MotoGP werde ich gegen einige meiner Idole fahren - Marquez, Valentino."

"Im nächsten Jahr kämpfen wir gegen Jorge und Luca [Marini] um den Titel 'Rookie des Jahres'. Ich glaube, das wird ein guter Kampf", freut sich Bastianini. Alle drei Newcomer werden eine Ducati pilotieren, wobei Martin bei Pramac ein neueres Modell zur Verfügung hat.

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