MotoGP-Fahrermarkt für 2021/22: Hat Ducati sich verzockt?

8. Apr.
Motorsport Images

Wer wird im nächsten Jahr im Ducati-Werksteam an den Start gehen?

Sportdirektor Paolo Ciabatti spricht über die Ducati-Optionen für 2021: Welche Piloten haben aktuell die besten Chancen auf einen Platz im Werksteam der Roten?

Mit welchen Fahrern geht Ducati in der MotoGP-Saison 2021 an den Start? Bislang konnten die Italiener noch keinen Top-Fahrer eines anderen Herstellers verpflichten. Zwischenzeitlich waren Maverick Vinales und Fabio Quartararo ein Thema, beide haben aber bei Yamaha unterschrieben. Und auch Alex Rins und Joan Mir konnte man nicht von Suzuki loseisen.

Sind die besten Alternativen zu den aktuellen Ducati-Fahrern somit vom Markt? "Auf jeden Fall haben wir einen Fahrer wie Andrea Dovizioso, der in den letzten Jahren neben Marquez die meisten Rennen gewonnen hat. Und der der Einzige ist, der ernsthaft versucht hat, mit ihm um den WM-Titel zu kämpfen", stärkt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti seinem Top-Piloten den Rücken.

"Ich glaube nicht, dass Dovizioso ein Fahrer ist, der in Frage gestellt werden kann oder sollte", so der Italiener im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Es stimmt, dass er vor wenigen Tagen 34 Jahre alt geworden ist. Aber das ist ein Alter, das es einem fitten Fahrer wie ihm erlaubt, ohne Probleme noch zwei oder drei Jahre weiterzumachen."

Ducati: Auch Fahrer in den Satelliten-Teams mit Chancen

"Wir haben Petrucci, der beim Test in Katar sehr stark war. Einer der Gründe, warum wir bedauert haben, dieses Rennen nicht fahren zu können, ist unsere Überzeugung, dass Danilo stark abgeliefert hätte. Er ist der Einzige, der eine komplette Renn-Simulation gemacht hat. Und das mit sehr guten Runden-Zeiten."

"Wir haben Miller und Bagnaia bei Pramac. Zwei junge Fahrer, die heute zu den besten Talenten in der MotoGP gehören. 'Pecco' hatte ein schwieriges Debüt. Aber wir wissen, dass es auf einem Motorrad wie Ducati oder Honda komplizierter ist als auf einfacheren Bikes wie Yamaha und Suzuki."

"Dann ist da noch Zarco mit der Avintia GP19. Er ist ein Fahrer, der schon als Tech-3-Fahrer bewiesen hat, dass er schnell ist. Ich würde sagen, dass wir fünf Fahrer haben, deren Verträge mit Ducati auslaufen, die aber alle eine sehr enge Beziehung zu uns haben. Also werden wir sie genau beobachten um zu sehen, wie die Konstellation für 2021/2022 aussehen könnte."

Ciabatti: Bagnaia hat sein Potenzial noch nicht gezeigt

Es sieht also danach aus, dass im Ducati-Werksteam Fahrer aus den eigenen Reihen platziert werden. Große Stücke halten die Italiener auf Francesco Bagnaia, den Moto2-Weltmeister von 2018. Ciabatti glaubt, dass man sein volles Potenzial noch nicht gesehen hat. In dessen Debüt-Saison war Platz vier in Australien das große Highlight.

"Als wir uns trafen, um über die Vertrags-Unterschrift zu sprechen, war 'Pecco' hochmotiviert, mit Ducati in die MotoGP zu wechseln", blickt Ciabatti auf 2018 zurück. "Ich glaube, sein Onkel war ein leidenschaftlicher Ducati-Fahrer. So sah er schon in jungen Jahren die Motorräder in Borgo Panigale aus nächster Nähe und hatte diesen Traum."

"Ich denke, das ist eine zusätzliche Motivation für einen Fahrer, der ein großes Talent hat. Er hatte eine schwierige Saison. Definitiv schwieriger, als wir und er erwartet haben. Aber wenn er die kleinen Dinge findet, die ihm fehlen, wird es der 'Pecco' sein, den wir letztes Jahr auf Phillip Island gesehen haben."

Ducati schiebt Fahrer-Entscheidung vorerst auf

Mit der Entscheidung lässt sich Ducati Zeit. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie steht alles still. Motorsport hat angesichts der vielen Toten in Italien derzeit einen untergeordneten Stellenwert. Ciabatti, der in Bologna wohnt, bekommt die Situation in seiner Heimat hautnah mit. "Ich glaube, dass dies das Leben aller Menschen beeinflussen wird. Auch wenn diese Pandemie hoffentlich bald vorbei sein wird."

"Sie wird jedoch in Erinnerung bleiben und ihre Spuren hinterlassen. Und deshalb glaube ich, dass auch der Sport einige der Mechanismen, mit denen wir die Dinge bisher bewältigt haben, überprüfen muss. Was das bedeutet, ist im Moment schwer zu sagen. Aber wir werden uns sicherlich mit einer wirtschaftlichen Realität auseinandersetzen müssen, die sehr starke Auswirkungen haben wird. Sodass wir ein wenig darüber nachdenken müssen, wie wir weitermachen können."

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